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Kapitel 11 – Das Tumba Gebirge
ОглавлениеDie Untersuchungen waren abgeschlossen und alles war soweit geklärt. Jetzt hatten sie nur noch einen Punkt auf ihrer Karte und der lag im Tumba Gebirge. Laut Karte müsste es an der Quelle des Simbala Flusses liegen. Sie konnten das Gebirgsmassiv vom Hügeldorf gut sehen. Irgendwo da oben ist die letzte Herausforderung für sie. Nicht nur das, sondern auch des Rätsels Lösung, darf man den Hinweisen und Prophezeiungen glauben. Sie sind auf alles vorbereitet, schließlich hatten alle gute Erfahrungen mit dem Bergen von Schätzen. Bisher wurden alle Prüfungen gemeistert. Zugegeben war auch Glück dabei, aber das gehört auch dazu, wie das Pech. Sie waren eine eingeschworene Gemeinschaft geworden, in dem alle Eigenschaften vertreten waren. Mut, Intelligenz, Wille, Wissen, und Disziplin hatten sie so weit gebracht. Jetzt war es wieder soweit. Sie versammelten sich vor dem Labor des Professors und verabschiedeten sich von allen die gekommen waren. Besonders Tanni, die so gerne mitgegangen wäre. Sie durfte nicht, ihre Eltern waren dagegen. „Zuerst wird die Schule fertig gemacht und dann kannst du mitgehen“, haben sie zu ihr gesagt. Tanni sah ja ein das die Schule wichtig ist, aber die Grabungen waren ihr aber auch wichtig. Na ja, zum Schluss hat sie sich damit abgefunden und ging brav weiter zur Schule. Ein Trost blieb ihr aber. Wenn die Grabung fertig ist, hätten Philippe und sie wieder mehr Zeit füreinander. Großes Gepäck war angesagt. Vom Eimer bis zur Leiter, sogar das Schlauchboot vom Katama See nahmen sie mit. Sie mussten sowieso zwei Mal hingehen, denn wenn die Hinweise stimmten, müssten sie sowieso alle Goldenen Fundstücke mitbringen und sie dort irgendwie zusammenzusetzen. Also brachten sie zuerst die komplette Ausrüstung hin, suchten den Einstieg und holten dann den Rest, um dort alles geschützt unterzubringen. Golan flog schon einmal vor und nahm einiges mit und setzte es am Fluss ab, flog wieder zurück und holte wieder etwas. Das tat er so dreimal. Zum Schluss war alles an Ort und Stelle und sie gingen noch ein Stück bergauf am Fluss entlang. Je höher sie kamen desto kälter wurde es und die Luft wurde dünner. Es war gut das die Triwies und Golan dabei war. Konnten sie doch schon einmal ein Stück hoch fliegen und das Gelände inspizieren. Der Professor zog seinen Plan heraus und sondierte das Gelände. Es war noch ein gutes Stück bis Markierung. Auf der linken Seite floss der Simbala, der sich tief ins Gebirge eingefressen hatte und direkt an den Felswänden entlang floss. Sie liefen auf der rechten Seite am Ufer entlang. Viel Platz war da nicht, weil jetzt auch noch der Schnee hinzukam. Vorsichtshalber seilten sie sich an, damit keiner verloren ging. Nach etwa fünfhundert Höhenmetern kam ein Vorsprung aus Fels und Erde, auf dem noch die letzten drei Bergkiefern wuchsen. Hier wollten sie ihr erstes Lager aufschlagen. Nun räumten sie den Schnee beiseite und befestigten die Planen mit Holzpflöcken. Diese wurden so ausgerichtet, dass ein Schneeabgang direkt darüber hinweggehen würde. An ein Lagerfeuer war nicht zu denken, denn Holz auf diese Höhe zu bringen wäre ein zu hoher Aufwand gewesen. Eine der Kiefern zu fällen hätte auch nichts gebracht, weil das Holz zu nass gewesen wäre. So langsam neigte sich der Tag und die Dämmerung brach herein. Als Entschädigung für alles hatten sie wenigstens einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten können. Die Nacht war ruhig, klar und kalt. Der Sternenklare Himmel unterstrich noch die Kälte. Am nächsten Morgen kam noch ein anderes Problem dazu. Alles was sie an trinkbaren dabei hatten, war eingefroren. Also lutschten sie ihr Wasser, was mit ihrem Schnabel nicht so einfach war. Auch alle Früchte die sie mitgenommen hatten, waren gefroren. Bevor sie weiter gingen, schaute der Professor noch einmal in seine Karte. Er und Philippe waren der Meinung, dass sie noch etwa zweihundert Höhenmeter hinauf müssten, was einen Fußmarsch von rund achthundert Meter ist. Sie seilten sich wieder an und Golan und die Triwies flogen schon einmal voraus. Ihr Augenmerk galt den Felswänden, es könnte ja sein, dass irgendetwas übersehen wurde. Jede kleine Falte, jeder Riss oder Nische hätte für sie von Bedeutung sein können. Man näherte sich so langsam der gesetzten zweihundert Meter Marke. Jetzt waren die Felsen teilweise mit Eis bedeckt und riesige Eiszapfen hingen von den Felsvorsprüngen. Manchmal hingen die Zapfen bis in den Simbala hinein und das aufspritzende Wasser bildete an den Ufern bizarre Eislandschaften. Faszinierend schön, aber sehr gefährlich für alle die damit in Berührung kamen, denn zu leicht brach ein Stück ab und die Bruchkanten waren Messerscharf. Vorsichtig wich man diesen Gebilden aus. Die Triwies flogen jetzt in der Mitte des Flusses um zu sehen was hinter den Eiszapfen war. Das ging eine ganze Weile so, bis Gali aufgeregt auf und ab flog. Er kehrte ans Ufer zurück und sagte zu Philippe: „Hinter den großen Eisdingern ist ein großes rundes Loch“, und zeigte auf eine Eisformation schräg gegenüber von ihnen. Sie liefen noch ein paar Meter vor und sahen aber nichts. Philippe fragte Gali: „Wo hast du das gesehen, zeige es mir noch einmal.“ Gali hob ab und flog knapp über dem Wasser hinter die Eiszapfen und war verschwunden. Der Professor war schon etwas oberhalb von Philippe und hat gesehen was Gali gemacht hatte. Er sah das Loch im Felsen und wie Gali darin verschwand. Philippe wollte schon nach Gali rufen, als er putzmunter wieder aus dem Eis hervor flog. Ganz aufgeregt berichtete er: „Hinter den Eisdingern ist ein Loch und ich bin hineingeflogen. Und dahinter ist eine ganz große Höhle. Alle Wände sind vermalt mit bunter Farbe und es ist ganz hell darin.“ Sie schauten sich alle an und stießen einen Jubelschrei heraus. Das war genau das was sie gesucht hatten. Sie hatten den Eingang gefunden, aber wie kamen sie da hinein? Die Öffnung war durch die Eisformation verdeckt, sie hatten keinen direkten Blickkontakt darauf. Philippe nahm die Leiter und zusammen mit Samir stellte er sie auf und ließ sie zur Eisformation herunter. Er band sich das Seil herum und bewaffnete sich mit einem Hammer. Kikki und Samir sicherten die Leiter und der Professor und Golan hielten das Seil gerade so straff, das Philippe noch arbeiten konnte. Er klopfte auf das Eis das es regelrecht wegspritzte. Nach einiger Zeit hatte er schon ein Stück weggeschlagen, das etwas breiter wie die Leiter war. Dann schlug er das Eis bis zum nackten Felsen herunter. Jetzt stellten sie die Leiter in den Spalt hinein und man konnte bequem rechts und links das Eis bearbeiten. Sie wechselten sich jetzt ab, denn das wegschlagen des Eises kostete viel Kraft. Golan ging nun auf die Leiter. Unten sicherten Kikki, Kira, Samir und der Professor das Seil. Und Golan haute und klopfte was das Zeug hielt. Er war etwa in der Mitte der Eisformation, als er mit einem gezielten Schlag von oben, den gesamten unteren Teil des Eises wegschlug. Mit lautem Getöse knallte es in den Fluss und verschwand in der Gischt. Golan hatte jetzt freien Blick in die Höhle. Er kam von der Leiter herunter und meinte, man müsse die Öffnung noch breiter schlagen, wolle man den goldenen Vogel und die anderen Sachen sicher in die Höhle bringen. Gesagt, getan. Zimba fing jetzt an, den Eingang zu verbreitern und wieder flog ein großes Stück Eis in den Fluss. Dann war Samir dran, mit dem verbreitern. Er klopfte einen Schlitz oberhalb des Eingangs und verbreiterte ihn um einen halben Meter. Und das dritte große Teil rauschte in den Simbala. Sie tauschten wieder die Plätze und Kira war jetzt am klopfen. Nach einer Weile hatten sie den letzten Rest, der den Eingang versperrte, auch weggeschlagen und hatten jetzt genügend Platz um in die Höhle zu gelangen. Vor lauter Vorfreude, bemerkten sie gar nicht dass der Simbala etwas angestiegen war. Bis zum Eingang der Höhle und der Oberkante des Flusses waren zwar noch eineinhalb Meter, vorher waren es aber drei Meter. Durch das abschlagen des Eises, sind die großen Stücke zwischen zwei Felsböcken hängen geblieben. Da immer mehr Eisblöcke hinzukamen, legten sich diese quer und versperrten dem Wasser den Abfluss. Langsam aber sicher staute sich das Wasser und wenn es nicht bald einen freien Flusslauf gibt, wird es über die Ufer treten und alles wegspülen was ihm in den Weg kommt. Jetzt bemerkten sie es auch. Schnelles handeln war angesagt. Golan und Zimba zogen die Leiter weg und stießen sie auf das verkeilte Eis, immer und immer wieder. Das Wasser war jetzt schon bedrohlich nahe dem Eingang der Höhle. Ein letztes Mal versuchten sie es mit vereinten Kräften. Es gab einen lauten Knall und das Eis schoss erst in die Höhe und schleuderte dann mitsamt dem Wasser ins Tal hinab. Sie verfolgten das Eis noch eine Weile, aber es gab keine Schwierigkeiten mehr. Das Wasser war wieder auf normal zurückgegangen und der Weg zur Höhle war frei. Sie inspizierten die Leiter, auf Schäden, aber es war alles in Ordnung. Endlich konnten sie die Leiter über den Fluss in die Höhle legen. Einer nach dem anderen überquerte den Fluss und ging in die Höhle hinein. Die Leiter zogen sie Sicherheitshalber in das Innere. Sie sahen sich nur kurz um und holten erst den Rest des Lagers nach oben. Gemeinsam schafften sie die letzten Sachen in die Höhle. Mit der Plane verhängten sie den Eingang damit Wind und Kälte draußen blieben. Und noch ein Vorteil hatte die Plane. Da sie weiß war und die davor hängenden Eismassen auch, sah man von weitem den Eingang nicht mehr, er war gut getarnt. Gali hatte sich getäuscht. Es war nicht hell in der Höhle, denn als er zum ersten Mal darin war reflektierten die Eismassen das Licht nach innen, sodass es innen hell erschien. Jetzt da das Eis weg war und es schon Abend wurde, wurde es in der Höhle immer finsterer. Sie hatten ja ihre Petroleumlampen dabei. Im Schein der Lampen sahen die Wandgemälde weich und harmonisch aus. Abgebildet waren dieses Mal nicht nur das Königspaar, sondern auch die zwei Kinder von denen sonst jede Spur fehlte. Weiter sah man eine Menge von Gefolgsleuten die dem Paar zuwinkten. Es waren auch das Medaillon, Zepter, Fächer, Krone, Maske und die Münzen abgebildet. Daneben standen wieder römische Zahlen und andere Zeichen deren Bedeutung sie nicht kannten. Die anderen drei Wände waren nur beschrieben in Altschnäbisch. Ein kleiner Flur führte in einen weiteren Raum, der aussah wie ein Planetarium. Überall waren Sternbilder und Sonnen, Monde und Sternenhaufen abgebildet. Zwei Planeten waren mit Kreuzen gekennzeichnet, der eine war zweifelsfrei die Erde mit ihrem Sonnensystem und ein unbekannter Planet, der mit Sicherheit ein halbes Lichtjahr entfernt war. Man erkannte auch den Andromeda Nebel und Orion. Die Sonnen waren mit Kristallen bestückt und funkelten als wenn sie echt wären. Sie hatten das schon einmal gesehen, in der Wald Villa im Schlafzimmer des Königspaares. Dort waren die Sterne und Sonnen genauso gemalt und mit Kristallen versehen. Dieser zweite Planet muss irgendeine Bedeutung für das Paar gehabt haben. Sie konnten sich aber keinen Reim darauf machen. Der Professor verglich die Skizze von der Wald Villa mit dem was er hier hatte und stellte fest, dass sie identisch waren. So sparte er schon einmal das aufzeichnen und machte lediglich den Vermerk dazu „dito - Wald Villa“. Am Morgen wurde beratschlagt über die weitere Vorgehensweise, wie Golan es ausdrückte. Die Fundstücke sollten jetzt geholt werden, da sie in absehbarer Zeit hier gebraucht werden. Alle müssten nicht mit ins Dorf, da es nur ein paar Fundstücke sind, die von vier Schnäblern locker gebracht werden konnten. So beschlossen sie, dass der Professor, Philippe und die Triwies hier blieben, während der Rest die Fundstücke aus dem Hügeldorf holten. Der Professor und Philippe machten sich an die Übersetzung der Schriften auf den Wänden und die Triwies saßen dabei auf den Schultern der beiden. Sie hörten aufmerksam zu was der Professor übersetzte, während Philippe alles notierte. Es war teilweise schlimm anzuhören, was da geschrieben stand. Sie schüttelten nur mit den Köpfen und waren fassungslos. So langsam wurden die Zusammenhänge klar, mit dem Königspaar, den Kindern und anderen Gegebenheiten. Als Philippe die letzten Worte geschrieben hatte, legte er sein Schreibzeug bei Seite und zog sich zurück in das Sternenzimmer. Er wollte jetzt alleine sein, um alles erst einmal zu begreifen, was er da alles gehört und gelesen hatte. Der Professor diskutierte noch ein wenig mit den Triwies und ordnete das Lager, fegte es aus und sortierte das Essen nach Größe der Körner. Nach einer Weile merkte er was er da überhaupt tat und schimpfte mit sich selbst: „Was mach ich denn da eigentlich? Sortiert Körner nach Größe. Warum zähl ich sie nicht noch? Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Und so etwas hat studiert. Ganz schön bekloppt bin ich.“ Philippe kam in den Raum und hörte dem Professor zu und meinte schelmisch: „Soll ich dir beim zählen oder sortieren helfen, oder muss man dafür studiert haben?“, und nahm die bereits sortierten Körner und legte sie wieder in die Schale zurück, aus der sie der Professor entnommen hatte. „Nein dafür nicht, aber für die Idee es zu tun, wäre ein Studium in Idiotologie Vorteilhaft.“ Entgegnete der Professor und sie nahmen sich in die Arme. Philippe gab zurück: „Interessanter Studiengang, aber früher wäre man dafür in die Birnenklink, Pardon - Klappsmühle gelandet.“ Beide lachten wieder und ein Teil der Traurigkeit war verflogen. Jetzt flogen auch die Triwies umher und landeten auf den Schultern der zwei. Gali meinte: „Wann gehen wir weiter, ich bin Wunderfitzig, wie Philippe immer sagt. „Wenn er das sagt, wird es wohl stimmen“, erwiderte der Professor und er nahm seine Tasche und die Lampe. Es ging weiter in den Berg hinein. Zuerst ein langer Gang, dann folgte ein größerer Raum. Dort standen überall Kisten und Kartons gestapelt an den Wänden. Die Kartons und Kisten schienen ihnen, im Moment egal zu sein, denn die Wände waren wieder bemalt und beschrieben. Sie räumten alles in die Mitte des Raumes, um alles lesen und die Malereien betrachten zu können. Dieses Mal war es ein sonderbares Bild. Darauf saßen zwei Schnäbler in komischen Anzügen auf verrückten Stühlen, in einer Art von Röhre die hinten scheinbar glühte und darunter stand „Wir kommen wieder“. Es war alles etwas merkwürdig, auch der Rest der Schriften. Noch konnten sie nichts damit anfangen mit dem was sie sahen. Sie notierten es trotzdem, Wort für Wort und übernahmen auch das gemalte Detail getreu. Die zwei Triwies saßen auf einen der Kartons und versuchten mit ihren kleinen Schnäbeln ein Loch hineinzubohren. Philippe öffnete eine der Kisten und zog einen länglichen Zylinderähnlichen Gegenstand heraus. Es waren Taschenlampen, die kannte er von der PANDORA. Er probierte sie aus, aber keine von ihnen brannte. Derweil hatten die Triwies den Karton aufbekommen. Darin waren runde, längliche Dinger mit denen sie nichts anfangen konnten. Philippe sah die runden Dinger und merkte sofort, dass dies die Batterien für die Lampen sein mussten. Er schraubte die Lampe auf und steckte die Batterien hinein und probierte sie aus. Sie brannte mindestens dreimal so hell wie die Petroleum Funzeln. Jetzt sah er sich die Batterien näher an. Die vom Schiff waren Schwarz und waren innen fest, es sei denn, man stellte sie auf den Ofen. Diese Batterien waren durchsichtig und innen mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt, genau das gleiche wie im Kraftwerk. Der Professor schaute sich die Lampe und Batterie genauer an, und las vor was auf dem Etikett stand. Es waren, so stand es da, Chlorophyll Akkus, die wieder gefüllt werden konnten. Brenndauer fünfhundert Stunden, Brennweite bis einhundert Meter. Hergestellt in Chloros/Thalius. Lizenznummer 01457/25698. Philippe kratzte sich am Kopf und meinte: „Bist du sicher das da steht fünfhundert Stunden, weil die auf der PANDORA waren nach ein paar Stunden schon verbraucht.“ Der Professor versicherte ihm, dass es so da stand. Sie öffneten die anderen Kisten und überall waren diese Lampen drin, nur in anderen Ausfertigungen, mal größer, mal kleiner. Philippe nahm eine ganz kleine Lampe heraus und befestigte ein breites Band daran und band es Gali auf den Kopf und knipste die Lampe ein. Egal wohin Gali schaute, der Lichtstrahl folgte ihm überall hin. Er war begeistert von dieser Lampe und meinte er müsse ein paar ins Waldland für seine Kumpels mitbringen. Gali sagte: „Jetzt bin ich hell im Kopf“, worauf Maldo antwortete: „Hell am Kopf, aber innen ist es immer noch finster.“ Das Gelächter war groß, selbst Gali musste lachen. Maldo bekam auch eine, jetzt konnten sie ohne lange Anpassungszeit sofort im Dunkeln sehen. Sie nahmen je zwei Lampen mit und gingen weiter. Der Tunnel gabelte sich nach einer Weile. Sie gingen nach rechts ab und markierten die Gabelung mit Pfeilen um sich nicht zu verlaufen, falls noch mehr Gabelungen kommen sollten. Der Tunnel war sehr breit und hoch und ging weiter nach Süden in das Gebirge hinein. Nach etwa zweihundert Meter kam eine Tür die auch rote Punkte hatte wie im Kraftwerk. Sie drückten die Klinke und die Tür öffnete sich automatisch mit einem leisen „ssssssiitt“. Sie traten vorsichtig ein und ein Licht ging an und beleuchtete ein Pult mit vielen Schaltern. Unter den Schaltern stand immer „Reihe“ und eine Nummer bis zwanzig und am letzten stand „All on“. Philippe schaute sich das Pult an und drückte den Schalter mit All on herunter. Plötzlich wurde alles hell erleuchtet, als wenn jemand die Sonne eingeschaltet hätte. „Jetze bin ich auch noch der Herr von Licht und nicht nur von Meere“, strahlte Philippe verschmitzt. Nun sahen sie erst wo sie gelandet waren. Sie standen auf einem Podest das fünf Mal fünf Meter groß war. Vor ihnen lag eine riesengroße Halle die etwa einhundertfünfzig Meter lang und achtzig Meter breit war. Die ganze Halle war mit Regalen bestückt, welche in Fluren unterteilt waren. Nur in der Mitte war eine Freifläche von zehn Mal zehn Meter. Um in die Halle zu gelangen mussten sie erst eine Wendeltreppe herunter gehen. Unten angekommen merkten sie erst wie hoch die Regale und wie hoch die Halle war. Jedes Regal war beschriftet mit dem was dort lag und einer Nummer. Alles war alphabetisch geordnet und sie befanden sich jetzt gerade bei Z. Es handelte sich um ein Lager, für was, war noch nicht ersichtlich. Als sie die Freifläche erreichten, standen dort mehrere Fahrzeuge. Kleine elektrische Autos, wie sie auf Golfplätzen verwendet werden, Gabelstapler und elektrische Hubwagen um schwere Gewichte zu transportieren. Autos kannte Philippe, denn er hat sie vom Schiff aus immer gesehen, als die Mannschaft Landgang hatte und er in der Kombüse eingesperrt wurde. Doch wie diese Autos betrieben, oder gesteuert wurden, hatte er keine Ahnung. Auch elegante Sitzmöbel standen da und mehrere Computer und Laptops waren auch vorhanden. Sie waren in der Welt des Menschen angekommen, eine Welt der Technik und Elektronik. „Wer zum Klabauter hat dieses Menschenzeugs alles hierher gebracht und für was? Für was brauche man das alles hier?“, fragte Philippe laut. Keiner wusste eine Antwort, nicht einmal der Professor. Waren sie etwa bei den Menschen gelandet ohne es zu wissen? Aber dann würden die ganzen Zeichnungen, Fundstücke, Schriften und so doch gar nicht stimmen. Oder hatten die Menschen ihnen eine Falle gestellt, damit sie die letzten Schnabelvögel auch noch wegschaffen können. Fragen, aber noch keine Antworten. Sie mussten jetzt weitermachen, auf Gedeih und Verderb, sie hatten keine andere Wahl. Golan und die anderen würden erst morgen früh kommen, sie hätten noch Zeit um weiter zu gehen. So langsam knurrte der Magen und sie hatten Hunger. Also kehrten sie um, schalteten das Licht aus und schlossen die Tür. Wie sie am Eingang der Höhle ankamen, war es schon dunkel. Nach dem Sternenhimmel und dem Mondstand müsste es fast Mitternacht sein. Sie stärkten sich noch, bevor sie die Lampen ausmachten und vor Müdigkeit einschliefen. Die Triwies flogen alle halbe Stunde nach unten um zu schauen wie weit die anderen Teammitglieder noch weg sind. Gegen elf Uhr waren sie da und alle halfen beim hochtragen. Als sie alles oben hatten, war es Mittagszeit und sie aßen und tranken erst einmal etwas. Während dem Essen berichtete der Professor den anderen was alles geschehen war. Auch über das große Lager und seinen Fuhrpark. Golan und die anderen wussten auch nicht was sie davon halten sollten. Eine Falle, schlossen sie aus, genauso das hier Menschen arbeiten würden. Es könnte doch sein das die damaligen Schnabelvögel mit der Technik schon so weit waren, wie die Menschen heute. Eine andere Erklärung wäre vielleicht, sie hätten den Menschen alles gestohlen und hierher gebracht. Das konnte aber nicht sein, weil das gesamte Inventar Hergestellt wurde in Chloros/Thalius. So ein Land gibt es auf der Welt nicht und von einer Stadt die so einen Namen trägt hatte noch keiner gehört. Golan überlegte und meinte zum Schluss: „Keine Mutmaßungen mehr anstellen, sondern überprüfen - und Fakten schaffen.“ Genauso wollten sie es machen. Bevor man wieder in den Berg ging, überprüften sie alle Artefakte auf Unversehrtheit und Vollzähligkeit. Beides war gegeben. Es konnte jetzt losgehen. Sie standen jetzt im großen Tunnel vor der Gabelung. Gestern waren sie rechts gegangen. Der Professor stand da und fragte: „Rechts die große Halle, links ins unbekannte, also wohin?“ Nach links, die große Halle läuft ja nicht weg, wurde entschieden. Sie gingen nach links dem Tunnel entlang. Dabei erwiesen sich die neuen Lampen als sehr nützlich. Diese Seite des Tunnels war länger als die rechte. Nach einer weiteren Biegung endete er mit einer Tür, die wieder mit roten Punkten umgeben war. Maldo flog wieder auf seinen „Ast“, was nichts anderes als die Türklinke war und die Tür öffnete sich wieder selbstständig mit einem leisen „ssssssiitt“. Sie leuchteten in den Raum der sich vor ihnen erstreckte. Als sie eintraten ging auch hier ein Licht an. Direkt gegenüber war eine Wand mit einem Durchlass. Zur rechten stand ein kleines Pult mit einigen Schaltern darauf. Auf der linken Wand war etwas geschrieben. Der Professor notierte sich alles und übersetzte sogleich:
„ Bis hier seid ihr gekommen,
habt hoffentlich den Schlüssel mitgenommen.
Passt auf im Labyrinth,
das ihr euch wieder find.
Nur ein Weg den findet ihr,
ist der richtige zu der Tür.
Das Werk vollenden ist jetzt Pflicht,
doch vergesst die Insignien nicht.
Nun besetzt des Königs Throne,
mit Maske, Zepter, Fächer und der Krone.“
„Wie es scheint möchte uns jemand in ein Labyrinth führen. Damit keiner verloren geht machen wir es wie die alten Griechen. Wie nehmen einen Faden mit und spulen ihn ab, damit wir im Notfall den Ausgang wieder finden. So hat es Ariadne mit Theseus im Labyrinth auch gemacht, deshalb heißt es auch der Ariadnefaden.“ sagte der Professor. Sie hatten die Hinweise so verstanden, dass jemand durch das Labyrinth gehen und etwas aufschließen muss, wahrscheinlich eine Tür und dann den Goldenen Vogel installieren, mit allen was sie gefunden hatten. Wer sollte ins Labyrinth gehen und wer blieb am Eingang? Zuerst wählten sie Zimba und Kikki aus, die ins Labyrinth gehen durften. Sie wussten nicht wie groß und schwierig es war die Tür zu finden. Die zwei sollten erst einmal einen Weg immer rechts oder links gehen, sich aber Zeichen an den Wänden machen, die sie schon passiert hatten. Wenn sie die Tür haben, sollten sie drei Mal an der Schnur ziehen, dann würde man, dank der Schnur, zu ihnen stoßen. Die zwei zogen ins Labyrinth und liefen in irgendeine Richtung um die Tür zu suchen. Sie gingen munter darauf los, machten ihre Zeichen, um nach einiger Zeit wieder auf ein Zeichen zu treffen. Also liefen sie in einen anderen Gang hinein. Das wiederholten sie mehrfach und kamen genervt zurück. Nun wurde gewechselt. Philippe und Golan waren jetzt im Labyrinth. Sie achteten auf die Markierungen und wechselten immer rechts und links, markierten und wechselten wieder. Keiner von ihnen wusste wo er war. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als weiterzumachen. Schon genervt und resigniert standen sie plötzlich vor einer Tür. War sie das? Sie zogen dreimal am Seil und warteten auf die anderen. Als alle beisammen waren holte Philippe den Schlüssel aus der Tasche und setzte ihn langsam ins Schloss. Er drehte den Schlüssel vorsichtig nach links. Falsche Richtung. Jetzt drehte er nach rechts. Es machte „Klack“ und er drehte weiter und es machte noch einmal „Klack“. Behutsam drückte er die Klinke herunter. Was jetzt geschah kann man in einem Buch schlecht beschreiben da alles akustisch vonstattenging. Da sie praktisch in einem Raum standen welcher von Wänden umgeben war, sahen sie nichts. Bis plötzlich die Wand vor ihnen herunterging. Wooohmm, Bumm machte es und wieder dasselbe Wooohmm, Bumm mit der rechten Wand, dann links Wooohmm, Bumm, dann die Wand davor Wooohmm, Bumm, die daneben Wooohmm, Bumm, dann die davor Wooohmm, Bumm und alles war sehr, sehr laut. Man hörte immer und immer wieder dieses Wooohmm, Bumm. Nach gefühlten Stunden hörte es abrupt auf. Es war totenstill in dem riesigen Raum in dem sie jetzt standen. Dann fing es mit einem Ssssiiiit tschong , Ssssiiiit tschong, Ssssiiiit tschong und immer wieder dasselbe Geräusch - Ssssiiiit tschong, Ssssiiiit tschong bis auch das verstummte. Endlich war Ruhe eingekehrt. Alle hatten sich gesetzt und die Köpfe eingezogen, bis auf den Professor. Der hatte dem Treiben fasziniert zugesehen. Eine Wand nach der anderen verschwand im Boden und wurde runtergefahren und teils an derselben Stelle, wurde ein Regal hochgefahren. Für ihn war das eine perfekte Inszenierung gewesen. Sie standen jetzt inmitten der Regale in einem langen Flur, soviel erkannten sie. Dann gingen nach und nach wie an einem Faden gezogen Spots an, die bis ganz ans Ende der Regale gingen. Jedes erleuchten eines Spots wurde mit einem „Klack“ begleitet. Klack, Klack, Klack, so machte es immer wieder bis alle an waren. Am Ende der Regale sah man eine Art Podest oder Bühne, auf dem ein Stuhl oder ähnliches stand. Langsam gingen sie nach vorne um es sich näher anzusehen. Es war tatsächlich eine Bühne, nur war es kein Stuhl, sondern ein leerer Thron. Jetzt wussten sie was zu tun war. Gemeinsam brachten sie die mitgebrachten Fundstücke von ganz hinten an den Thron.
Zur gleichen Zeit am Katama See. Anbauer Flasus und Schnäbser Ahlic begutachteten die Fortschritte des Wachstums ihrer neuen Anbausorten. Sie hatten die Saat von den Waldschnäblern bekommen, im Austausch von eigenem Saatgut. Die Reben wuchsen prächtig genauso wie die Kakka Nüsse. Sie hatten das Gelände und die Lage gut gewählt. Es war immer genug Feuchtigkeit hier, da der See genügend Wasser und Wärme abgab. Sie schnitten gerade die Reben, als plötzlich ein ganz lauter Knall die Ruhe zerriss. Sie schauten hoch und sahen wie eine gewaltige Wasserfontäne aus dem See geschleudert wurde. Als sich alles wieder beruhigt hatte, pirschten sie sich vorsichtig und in Deckung bleibend ans Ufer. Sie sahen dass die Sprengung eine heftige Flutwelle bis ans Ufer hin ausgelöst hatte. Einzelne Wrackteile eines Schiffes trieben auf der Oberfläche des Sees. Nach und nach schwammen auch immer mehr tote Fische, die von der Druckwelle erfasst wurden, auf dem Wasser. Ansonsten war nichts zu sehen. Als sie die Wrackteile des Schiffes sahen, wussten sie gleich, dass es die von der Grabung sein musste. Sie hatten keine Ahnung wer oder was die Sprengung ausgelöst hatte. Nach absuchen der Umgebung, fanden sie Spuren am Strand, welche in Richtung Meer führten. Spuren von Füßen, von Menschenfüßen. Es waren also Menschen in Simbara gewesen. Sie wollten unbedingt feststellen woher sie gekommen bzw. gegangen sind. Also folgten sie ihnen bis zum Strand. Auf einer großen Düne machten sie Halt und schauten ganz vorsichtig über ihren Rand. Etwa fünfzig Meter vor ihnen lag ein Schiff, vor dem drei Männer im Sand saßen und sich unterhielten. Sie konnten nicht alles verstehen was da gesprochen wurde, nur Wortfetzen und Bruchstücke. Aber was sie verstanden klang nicht gut, sondern sehr bedrohlich. Es handelte sich darum das Waldland zu besuchen, alles sprengen und abfackeln, keinen am Leben lassen, keine Zeugen darf es geben – umnieten. Die beiden wussten gleich um was es ging. Sie hatten also keine Zeit mehr zu verlieren, jemand musste die Waldschnäbler warnen, bevor es zu spät dafür war. Flasus kannte den Weg ins Waldland, er war ja schon zweimal dort. Also ging er dorthin. Ahlic sollte ins Dorf gehen und alle anderen dort warnen und eventuell den Professor und die anderen zu unterrichten. Beide liefen so schnell sie konnten, Flasus ins Waldland und Ahlic ins Hügeldorf. Ahlic war als erster im Dorf und erzählte alles Bürgermeister Bartus. Der ging gleich in die Schule, beendete den Unterricht und klärte alle über den Sachverhalt auf. Klamm und Asani begleiteten die Schüler nach Hause und unterrichteten die Eltern über die Ereignisse. Ab sofort war kein Schnabelvogel mehr im Grashügeldorf und Umgebung zu sehen. Bis zur Entwarnung mussten sich alle still verhalten und ihre Hügel nicht verlassen. Auch sollten sie alle Spuren von Leben vor den Hügel beseitigen und die Eingänge doppelt verriegeln. Als nächstes wurde die Krankenstation geschlossen und die kranken Schnäbler evakuiert. Dok Wargo, Bartus und Pina packten Proviant und Trinken in einen Rucksack und machten sich auf den Weg zum Tumba Gebirge. Der Dok wusste wo der Professor hinwollte und kannte den Plan. Derweil war auch Flasus am Rande des Waldlandes angekommen. Dort begrüßte ihn gleich die Triwies Mista und Killa. Flasus erklärte den beiden kurz um was es ging und schickte die beiden vor um Manasch, Kotosch und Golan Fibrius zu suchen. Sie würden sich dann auf dem Festplatz treffen. Flasus beeilte sich und lief so schnell er konnte zum Festplatz. Es war nicht so einfach, da das meiste des geschlagenen Weges schon wieder verwachsen war. Auf halber Strecke kamen ihm Killa und Mista entgegen geflogen, die ihm einen schnelleren Weg ins Dorf zeigten. Dort angekommen erzählte er allen, was sich am Katama See abgespielt hatte. Es war eine verzwickte Lage für die Waldschnäbler. Sie konnten ja nicht fliehen, weil der Wald ihnen Schutz und Deckung gab. Im freien Gelände würden sie auffallen, wie Giraffen im Salatbeet und zudem waren sie schlecht zu Fuß. Also mussten sie sich etwas anderes einfallen lassen. Golan Fibrius hatte da schon eine Idee. Flasus konnte auf keinen Fall zurückgehen, zu groß wäre die Gefahr gewesen den Verbrechern in die Arme zu laufen und entdeckt zu werden. Dies wäre fatal gewesen und hätte für den Schnäbler, das sichere Ende bedeutet. Also blieb ihm nichts anderes übrig als hier zu bleiben und den Waldschnäblern bei der Verbrecherbekämpfung zu helfen. Golan Fibrius und die anderen sahen es genauso und sie arbeiteten sogleich einen Schlachtplan aus. Sie mussten gleich handeln, denn sie hatten höchstens ein - maximal zwei Tage Zeit dafür.
Der Professor sah sich den Thron genau an und bemerkte die vier Zapfen die aus der Sitzfläche heraus ragten. Da der Goldene Vogel auf der Unterseite vier Vertiefungen hatte, war klar dass der Goldene Vogel hierhin gehörte. Er nahm ihn und setzte ihn auf die vier Zapfen bis er einrastete. Als nächstes kam die Maske. Sie hatte zwei Einkerbungen und einen Bügel mit drei Zacken am Kopf. Er schob die Maske von vorne auf den Goldenen Vogel und hörte wie die Bügel einrasteten. Dann nahm er die Krone, welche in ihrer Mitte einen Steg mit drei Löchern hatte und setzte sie an die entsprechende Stelle ein, bis auch diese einrastete. Als letztes waren nur noch das Zepter und der Fächer übrig. Samir und Kikki brachten beides und steckten sie in die vorgesehen Löcher. Es passierte aber nichts. Philippe deutete auf den kleinen Zapfen auf der Brust des Goldenen Vogels und meinte: „Da muse auch noch wasse hin.“ Und richtig, es fehlte das Medaillon. Er holte es aus dem Rucksack mitsamt der Münzen und Siegel und sagte: „Vielleicht brauchen wir das auch noch“, und drückte das Medaillon, in den dafür vorgesehenen Zapfen. Es geschah wieder nichts. Er schaute sich den Thron noch einmal von oben bis unten genau an. Er entdeckte am vorderen Teil des Thrones sechs runde Ornamente, die die Größe der Münzen hatten und er drückte sie je nach Abbildung in seinen Platz hinein. Und wieder passierte nichts. Irgendetwas mussten sie übersehen haben. Sie überprüften alle Teile die sie bereits installiert hatten, doch an keinem Teil fehlte etwas, oder war was zu beanstanden. Sie gingen jetzt alle vom Podest herunter und schauten sich den Thron aus der Ferne an. Was haben wir falsch gemacht, fragte sich der Professor und überlegte eine Weile. Dann nahm er sein schlaues Buch heraus und überprüfte alle Einträge die mit dem Thron und seinen Fundstücken zu tun hatten. Maske und Schlüssel – erledigt. Fächer, Zepter und Krone – erledigt. Goldener Vogel auch erledigt. Siegel und Münzen – erl…. Halt sagte er sich, dass Siegel habe ich ganz vergessen. Er drehte sich um und sagte: „Das Siegel fehlt noch, nur wo kommt es hin?“ Sie gingen auf das Podest zu und suchten alles ringsherum ab. Keine Spur von irgendeinem Abdruck oder etwas ähnlichem. Es gab nichts. Jetzt waren sie so weit gekommen und hatten, wie schon einige Mal, keinen Hinweis auf die Lösung. Sie grübelten noch eine ganze Zeit darüber, aber ihnen fiel nichts mehr ein was sie weiterbringen könnte. Golan beschäftigte sich mittlerweile mit den Regalen. Er sah, dass sie voller Bücher und Karten waren, schön alphabetisch geordnet. Es mussten Tausende von Büchern und ebenso viele Karten sein, dachte er für sich, als er so die Regale betrachtete. Sein Blick fiel auf die Tür. Alle Wände waren verschwunden, Regale sind neu entstanden, nur diese Tür stand noch da. Merkwürdig war das schon. Warum ist diese Tür da geblieben und alles andere ist weg? Er fand keine Antwort darauf. Siehe da, der Schlüssel steckte ja auch noch. Er zog ihn heraus und ging zum Professor. „Hier hast du den Schlüssel von der Tür, verliere ihn nicht, sonst kommen wir hier nie wieder herein“, sprach Golan zum Professor und überreichte ihm den Schlüssel. Der legte ihn auf die zwei Siegel. Als er sah wie der Schlüssel beide Siegel berührte, musste er sofort daran denken, was im beigelegten Zettel bei den Münzen und Siegeln gestanden hatte. Alles hätte erst seine Gültig- oder Richtigkeit, wenn die zwei Siegel darauf wären, sozusagen als Majestätische Unterschrift. Er nahm die Siegel und ging zum Goldenen Vogel. Er nahm ein Siegel in die rechte und das andere in die linke Hand und drückte sie auf beide Flügel des Vogels. Die Siegel in seinen Händen wurden ganz warm und zitterten. Er hatte plötzlich ein ganz komisches Gefühl in seinen Händen, als wenn Strom durchfließen würde. Er zog unwillkürlich die Siegel wieder weg vom Goldenen Vogel und dann ging alles ganz schnell. Das Licht fing an zu flackern und der Thron leuchtete in einem gelben Licht. Der Professor sprang vom Podest herunter und flüchtete hinter Golan, der wiederum sprang hinter ein Regal und der Professor folgte ihm. Die anderen taten es ihm gleich, sogar die sonst so neugierigen Triwies. Nur einer blieb wie angewurzelt stehen, es war Philippe. Der starrte wie hypnotisiert auf den Goldenen Vogel und machte keine Anstalten wegzulaufen. Im Gegenteil. Er ging ganz langsam auf den Vogel zu und machte erst kurz vor dem Podest halt. Der Goldene Vogel schimmerte immer noch in einem gelben Licht und fing plötzlich an sich zu bewegen, stand auf und breitete die Flügel auseinander. Es wurde immer unheimlicher je länger die Prozedur dauerte. Philippe schaute den Goldenen Vogel an und fragte ihn: „Bist du der König Thanas IV oder die Königin Thalina III. Oder wer bisse du dann?“ Und eine Stimme antwortete: „ Ich bin weder der eine noch die andere. Ich vereine alle Könige und Königinnen in mir einschließlich dir, Majestät König Philippe der Erste. Du wirst unser Volk mit deinesgleichen wieder zusammen führen und vereinen. Gehe zu den Wänden der bewegten Bilder und du wirst es verstehen. Es warten auf dich noch einige Prüfungen, die ihr alle bestehen müsst, sonst ist unser Volk für immer verloren. Wenn du alle Prüfungen bestanden hast, werden du und deine Gemahlin neue Herrscher über alle Schnabelvögel sein. Als Zeichen deiner Thronanwartschaft erhältst du ein neues Gewand aus Königsfedern. Achte deine Freunde und ächte deine Feinde. Du wirst alle Botschaften aus Thalius bekommen und alle Fragen werden dir beantwortet werden. Behalte die Siegel als vorläufige Referenz deiner Macht. Hüte sie wie dein Augapfel und verteidige sie mit deinem Leben. Meine Zeit ist jetzt beendet, gehe zur Wand mit den bewegten Bildern. Sprach es und verschwand mit einem grellen Blitz. Philippe war aber noch nicht fertig mit seinen Fragen: „Halte mal, mache langsam, wase ist mit Thalius und wase werden die mir sagen und wo zum Klabauter isse die Wand mit diese Bilder?“ Der Professor und Golan hatten alles gesehen und gehört. Sie legten ihre Hände auf seine Schultern und nahmen ihn in die Mitte. Philippe wollte weiter schimpfen aber Golan kam ihm zuvor: „Etwas wortkarg war er schon, aber komm lass uns diese Wand mit bewegten Bildern suchen – Einverstanden?“ Philippe nickte mit dem Schnabel und drehte sich um. Erst jetzt sahen sie, dass seine Federn ganz anders aussahen. Sie glänzten in einem wunderschönen blau und goldgelb. Sein Dreieck auf der Stirn war auch Goldgelb geworden und er hatte einen Kragen aus blauen und gelben Flecken um den Hals bekommen. Die anderen sahen es jetzt auch und erstarrten vor Ehrfurcht. Sie wussten in diesem Augenblick, dass der Goldene Vogel die Wahrheit gesagt und Philippe ein neues Kleid aus Königsfedern bekommen hatte. Philippe bemerkte es als letzter und war außer sich über diese, wie er sagte, bunte Firlefanz Klamotten. Mit dem Schnabel wollte er die Federn säubern, aber es ging nichts ab. Er zog sich eine Feder raus um sie genauer zu prüfen, da war die Feder schon wieder neu gewachsen. Er zog noch eine und noch eine heraus, immer dasselbe Resultat; sie wuchsen alle sofort nach – wie schrecklich sah er doch nur aus. Die anderen empfanden das nicht so. Gali kam angeflogen und setzte sich ganz vorne auf seinen Schnabel. Er blinzelte ihn an und fragte ihn ganz traurig: „Jetzt wo du König wirst, bin ich dann noch dein Freund, oder darfst du das nicht mehr? Egal was ist, du wirst immer mein Freund bleiben, auch wenn du bunte Klamotten anhast, solltest einmal über einen neuen Schneider nachdenken.“ Philippe antwortete: „Natürlich wirst du immer mein Freund bleiben. Ich bin immer noch Philippe und werde es immer bleiben. Zweitens bin ich kein König. Und was meine Klamotten betrifft: Bist du schon einmal nackt geflogen, nein, das lässt sich ganz schnell ändern, noch ein Wort über meinen Schneider und ich mach dich nackig.“ Alle bogen sich vor Lachen, und Philippe war wieder ganz der alte, so wie man ihn kannte, bis auf sein neues wunderschönes Federkleid. „Es ist einem König würdig sein neues Kleid“, sagte Golan ganz leise zum Professor und der erwiderte: „Da bin ich ganz deiner Meinung mein Freund, wie heißt es im Sprichwort: Kleider machen Leute, bunte Federn Könige.“ Und beide gingen mit den anderen schmunzelnd weiter, um die Wand mit den bewegten Bildern zu suchen. Keine Ahnung, ist auch eine Ahnung – Bewegte Bilder, was das wieder ist, dachte sich Philippe, als er die Wände mit den anderen absuchte. Es war schon spät geworden und sie hatten eigentlich keine Lust mehr nach bewegten Bildern zu suchen. Sie hatten jetzt Hunger und kräftigen Durst, denn in der großen Halle war es sehr warm gewesen. Also beschlossen sie den Feierabend und morgen, in aller Frische, danach zu suchen. Sie gingen an ihren Lagerplatz im Sternenzimmer und fingen an zu essen und zu trinken. Sie waren schon eingeschlafen als sie von draußen Licht und Stimmen vernahmen. Noch schlaftrunken machten sie sich auf um weiter nach hinten zu gehen, um nicht entdeckt zu werden. Sie wollten in die große Halle mit den Autos gehen um sich dort zu verstecken. Die Stimmen und das Licht kamen näher.