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Erdorbit

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Sie brauchten eine halbe Erdumrundung, etwa 20 Minuten, um die Orbitalstation, ASS zu sehen. Diese Station war eine Weiterentwicklung der damaligen Internationalen Raumstation ISS. Man hatte in den Jahren, wo der Ausbau dieser Raumstation stagnierte, eingesehen, dass die Staaten noch mehr zusammenarbeiten mussten, um solch eine Station zu betreiben. Es wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, diese Orbitalstation auszubauen, damit sie auch in Zukunft wirtschaftlich einsetzbar war. So war die jetzige ASS, ein internationales gewachsenes Projekt, das sehr zuverlässig arbeitete. Sie sicherte den Pendelverkehr zwischen Mond und Erde und sollte das Sprungbrett zu den Sternen sein.

Auf ihren Ortungsgeräten hatten sie die Station schon lange im Visier. Die ASS wurde von der Sonne seitlich angestrahlt, sodass Sie wie ein Juwel in der Dunkelheit glitzerte.

»Hier spricht der Orbital-Shuttle A-012 auf Sondermission. ASS bitte melden.«

»Hier ASS Ortungsabteilung, wir haben Sie schon erwartet. Ist bei ihnen alles in Ordnung.«

»Ja, danke, alles verläuft nach Vorschrift. Planmäßige Ankunft um 0 Uhr 12 Weltzeit.«

»Verstanden, sie docken an Laderampe 3 um 0 Uhr 12 WZ an! Der Mondtransporter Moony ist in Stand-by und erwartet die Übergabe der Zelle. Die Laderampe der Station ist gesichert.«

Die Piloten der A-012 blickten wieder einmal auf den Zellenmonitor, wie so oft schon vorher. Mallzoni schlief, er konnte auch nichts anders tun. In seinen Träumen aber sah er wieder und immer wieder die Sterbenden seiner Tat. Bei jedem seiner Träume kamen mehr Einzelheiten der Tat vor sein geistiges Auge.

»Den Massenmördern geht heutzutage besser als uns schuftenden Idioten. Vielleicht sollte ich ja doch die Andockklammern lösen,« sprach der Kopilot seinen Kapitän an.

»Denk an den Papierkrieg, den wir dadurch hätten. Dann kannst du deinen Urlaub vergessen,« gab er missmutig zurück.

»Stimmt!«

Solche Gespräche führten die Piloten öfter auf ihren Flügen. In Wirklichkeit hätte nie einer von ihnen, ernsthaft daran gedacht, einem Sträfling etwas anzutun. Diese Piloten waren die loyalsten in der Pilotengilde, hundertfach gesiebt und getestet.

Die A-012 schwenkte in einem Mustermanöver an die Laderampe 3 heran und verriegelte die Luftschleuse.

»Geschafft, jetzt noch die Zelle raus und wir können uns aufs Ohr legen. In der Schwerelosigkeit schlafe ich immer doppelt so gut.«

Die Personenzelle, war wegen der guten Vorbereitung, schnell umgeladen und die Formalitäten erledigt. Die Piloten waren froh ihre heiße Fracht endlich loszuwerden. Man wusste ja doch nie, ob etwas passiert. Die Besatzung der Moony konnte dadurch viel früher als geplant starten und hatte es so auch schneller hinter sich.

»Hier Mondtransporter Moony, wir legen ab. Voraussichtliche Flugzeit bis Mondbasis Alpha, 28 Stunden.«

»Danke Moony, bestätigt, guten Flug.«

Die Piloten, alte Hasen in dem Job, kontrollierten nochmals laut ihrer Checkliste alle Systeme. Der Gefangene schlief anscheinend immer noch. Nur ab und zu ging ein Zucken durch seinen schlafenden Körper.

»He, Peer, kannst du dich erinnern, dass wir je einen solchen Gefangenen transportiert haben?«

Der Pilot runzelte die Stirn und meine, »in den letzten acht Jahren, seitdem ich diese Route fliege, auf jeden Fall nicht. «

Der Mondtransporter legte ab und nahm Fahrt auf, Ziel Mondbasis Alpha. Von alle dem bekam Mallzoni nichts mit, ihn plagten seine Träume. ihnen kam der Mondtransporter Iceland entgegen, was im Pendelverkehr Ass - Mondbasis - ASS nichts Besonderes mehr war. Trotzdem freuten sich die Piloten immer wieder, in der Leere des Raumes etwas Irdisches zu sehen. Es gab einen kurzen Funkverkehr mit den neuesten Kosmos Witzen oder Nachrichten und schon war der Spuk wieder vorbei. Die Piloten der Mondfähren waren schon eine eigene Spezies mit sonderbarem Humor.

»Ass an Mondtransporter Moony, bitte melden.«

»Hier Mondtransporter Moony, Kapitän Peer Olsen was gibt es.«

»Sie müssen mit verstärkt aufkommendem Sonnenwind rechnen. Das kann ihre Instrumente stören. Wenn Sie Ihren Kurs und Geschwindigkeit beibehalten, erreichen Sie aber Mondbasis, bevor es gefährlich wird.«

»Danke ASS, Ende. Als wenn wir das nicht wüssten.« Peer schüttelte den Kopf. »Da wollte sich bestimmt so ein Frischling in der Ortungsstation ein Schulterklopfen verdienen. Wir sind schon durch manchen Sonnensturm gesegelt! Weißt du noch ...«

Mallzoni erwachte in seinem Gefangenensitz, der in Liegestellung gekippt war, schweißgebadet.

»He, Piloten, he wo sind wir?« Längere Zeit bekam er keine Antwort auf seine mehrfach wiederholten Fragen.

»Gefangener Smith, halten Sie den Mund! Wir dürfen nicht mit ihnen sprechen. Ich mache mich ja jetzt schon strafbar.« »Aber hören Sie mir doch zu. Sie müssen ja gar nicht sprechen.«

»Da hat er Recht.« Meinte Peer zu seinem Kopilot. »Wahrscheinlich will er jetzt uns erzählen das er natürlich unschuldig ist.«

»...und warum nennen Sie mich Smith, ich heiße Mallzoni?«

Die Piloten schauten sich verwundert an. Der Kopilot suchte das Datendisplay heraus und schaute sich die Überführungsdaten an. Nach längerem Studieren der Aufzeichnungen rang er sich eine Antwort ab.

»Hier steht Smith Jack, schwerer Diebstahl, soll über Alpha nach Bergbau Station Roskomos I gebracht werden.« Peer runzelte wieder einmal seine Stirn. »Gefangener Smith oder Milloni oder wie immer Sie heißen mögen, halten Sie die Klappe, wir dürfen nicht mit ihnen reden. Hier gibt es auch nichts zu klauen!«

»He, Ihr stumpfsinnigen Sternenkutscher, ich heiße Mallzoni und habe nichts geklaut.« Seine Stimme senkte sich. »Ich soll Menschen getötet haben. Hört mir einfach zu.«

Die Sternenkutscher ergaben sich seufzend in Ihr Schicksal und hörten zu.

»Leute, in letzter Zeit träume ich immer mehr, richtige Albträume. Ich habe schon seit Jahren nicht mehr geträumt! «

»An deiner Stelle hätte ich auch Albträume,« warf Peer leise ein.

»Mann hört mich einfach an. Also, in letzter Zeit kommen die Träume immer stärker. Ich erinnere mich an Sachen, die ich erlebt haben soll, die so aber gar nicht stimmen. Ich fühle, dass ich umgebracht werden soll.«

»Ja, und zwar von mir.« Meinte der Kopilot, der sich da bald nicht mehr anhören konnte. »So ein Schwachsinn, wer sollte einen Dieb umbringen, der in der ASS den Gästetresor ausräumen wollte.«

»Dieb, Gästetresor? Von was redet ihr eigentlich? Ich heiße Mallzoni, Laslo Mallzoni und soll ein Fusionskraftwerk in die Luft gejagt haben. Wobei ich mir da nicht mehr so sicher bin. Bis jetzt glaubte ich es jedenfalls noch.« Er erzählte den Piloten von seinem Gefängnisaufenthalt.

»Verflucht, hier stimmt doch was nicht,« meinte, Peer.

»Ja, sehe ich auch so.«

»Nein, ich meine das da.« Er tippte mit dem Handschuh auf die Kontrollleuchten.

»Die Triebwerke haben Übertemperatur. Das kann doch gar nicht sein.«

Ein dumpfer Schlag erschütterte die Moony. Auf dem Monitor, der die Triebwerke überwachte, sah man eine blaue Stichflamme in den Raum schießen. Ein zweiter Ruck ging durch die Mondfähre.

»He, ihr Blödmänner, was ist los bei euch dort draußen? Wollt ihr mich umbringen?« Schweiß stand auf Mallzoni's Stirn, er hatte Angst, Todesangst.

Die Piloten hörten nicht auf seine Fragen. Sie hatten alle Hände voll zu tun.

»Ich weiß wirklich nicht, was los ist, die Kontrollen spielen verrückt.«

»Setze einen Notruf ab! Es kommt mir vor, als wenn etwas am Triebwerk explodiert wäre. Ich versuche, das Schiff zu stabilisieren!« Sagte Peer zu seinem Kopiloten.

Der wurde jetzt kreidebleich. »Mayday, Mayday, hier Mondtransporter Moony auf Sondermission. Bitte helfen Sie uns! Wir haben eine Explosion am Triebwerk verzeichnet und könnten gleich hochgehen. Mit dem Gefangenen an Bord stimmt auch etwas nicht, das muss überprüft werden. Mayday, May ...«

Eine dritte Explosion riss die Moony in drei Stücke. Die Trümmer verteilten sich lautlos in alle Richtungen des tiefschwarzen Raumes. Viele kleine Fragmente der Raumfähre verglimmten im immer schwächer leuchtenden Lichtschein der Explosion. Es herrschte Totenstille.

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