Читать книгу Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014 - Bernd Teuber - Страница 13

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Zahlreiche Besucher aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – die meisten mit Dreck am Stecken – verkehrten in der Folge in Haros Stadt beim Protostern. Täglich landeten Transportshuttles auf den Landeplattformen rund um die zentrale Empfangseinrichtung, an denen keine beflissenen Service-Roboter mehr arbeiteten, sondern exotische Schönheiten aller Spezies, die Haro über Personalvermittlungen angeworben hatte. Diese Rezeptionen mussten lediglich den Andrang der gewöhnlichen Reichen und Mächtigen bewältigen – die wirklich mächtigen und reichen Besucher steuerten gegen exorbitantem Aufpreis direkt zu den Luxussuiten am Äquatorialring.

Der reichste und mächtigste seiner bisherigen Gäste war der Xar'raki Meza Zalen, seines Zeichens Ssson Ha'arb, Höchster Streiter, Entscheider und Jäger seines Volksstammes. Zalens Barkasse FEUCHTER DUNST passte gerade so in Shangris größten Raumschiffshangar.

Dies war der Höhepunkt seines Lebens. Haro fühlte sich blendend; seine wunderschöne und kluge Gefährtin stand fest an seiner Seite. Die Gewinne hielten, was die Kalkulationen versprochen hatten. Allerdings stellte der Höhepunkt zumeist den direkten Übergang in einen Abschwung dar – zumindest, dachte er später, in Bezug auf seine Beziehung zu Roosha. Das Unabhängigkeitsstreben der Praetorianer vom Axaborianischen Sternenreich hatte Haro noch nie richtig nachvollziehen können. Rückblickend markierte der Überfall der Praetorianer auf die neutrale Colbart-Station den ersten Wendepunkt.

Er räkelte sich gerade auf der Sonnenterrasse, die seine Privatsuite umschloss. Die Strahlen des lokalen Fixsterns wärmten seine Haut mit einer wohligen Intensität.

Roosha ließ im Wohnzimmer die Hyperbildsendung stumm weiterlaufen und las dabei die Aufzeichnungen einer bekannten Reisejournalistin über ihren Ausflug zu einer einsamen Trockenwelt.

Haro döste, als Roosha begann, ihm Textpassagen durch die geöffneten Terrassentüren zu zitieren. »Hör dir das an: Dort, wo der Whadi Hadith durch die Klippen bricht und die letzten zwölfhundert Meilen seines Laufes durch das flache Schwemmland beginnt, bevor er in das Meer des Ostens mündet, liegt, wie aus den Felsen in die Küstenebene vorgeschoben der Platz, den die Nomaden Kharbat Hadith nennen.« Roosha hielt eine Sekunde lang inne. »Das ist faszinierend – hörst du überhaupt zu?«

Haro zwängte seine Augen auf. »Immerzu, Liebes. Darf ich erfahren, welcher Planet gemeint ist?«

»Bentancur, mein Schatz.«

»Dann muss es ein historischer Reiseführer sein, wenn nicht ein prähistorischer. Auf Bentancur existiert kein Wasser mehr, außer die paar Tropfen, die von entbehrungsreich lebenden Humid-Schöpfern gewonnen werden.«

Er sah ihr warnendes Augenfunkeln förmlich vor sich und lächelte. »Nichts für ungut, Liebes. Ich bin ein weitgereister Mann.« Er streckte die Glieder und versank wieder im Angesicht der Sonne.

Begeistert fuhr sie fort: »Ich möchte einmal dorthin und den endlosen purpurnen Himmel sehen.«

»Ja sicher, im Gegensatz zu dieser Raumstation sind dröge Wüstenlandschaften natürlich ein Ausbund an Abwechslung.«

»Es geht darum, einmal etwas anderes zu erleben. Ich will diese Wüsten unbedingt selbst sehen.«

»Auf eine Wüstenwelt bringen mich keine zehn Kreuzer unserer ehrwürdigen Raumflotte.«

»Wieso nicht?«

»Da wäre zum einen der Sand, der sich überall niederschlägt. Wir müssten unsere sämtliche Garderobe postwendend dem nächsten Reinigungsdienst überlassen. Und bedenke erst unser Schiff: Alle Lüfter- und Wandlereinheiten der STÜRMISCHEN HÖHE müssten gesäubert werden. Dann die Ansaugstutzen der Sublichtaggregate. Nur ein einziges Sandkorn würde eine umfassende Wartung erfordern.«

Jedes Wort war gelogen; Sternenschiffen machte Sandstaub nichts aus, aber Roosha, nahm er an, hatte von solchen Dingen wenig bis gar keine Kenntnis.

»Haro, solltest du mich anlügen, schieße ich dir bei erster Gelegenheit ein Loch in den Fuß.«

Er gähnte, zog skeptisch eine Augenbraue hoch, und sah belustigt zu ihr ins Wohnzimmer.

»Ich warte ab, bis du barfuß bist«, erklärte sie.

Blinzelnd sah Haro nochmals zu ihr. Sie erwiderte seinen Blick freundlich.

Daraufhin ließ er den Kopf wieder sinken. »Lies weiter über ferne Welten, mein Schatz, und lass es mich wissen, falls du auf etwas Interessantes stößt.«

Irgendwann wurde er von Rooshas Aufschrei geweckt.

»Haro! Komm her!«

»Was ist los?«

»Sofort!«

Das klang ernst. »Ich komme ja.«

Sie rief schroff: »Diese heuchlerischen Mistkerle!«

»Wen meinst du?« Er stand neben ihr. Der Projektor spielte ein bekanntes Nachrichtenformat. Rooshas Blick fixierte das holografische Bild. »Sieh selbst! Die haben es wirklich getan!«

» Was getan, bei allen Sonnenwinden?«

Das Bild zeigte seiner Meinung nach nichts von Belang. Da war ein scheinbar beliebiger Ausschnitt leeren Weltraums. Ein paar umhertreibende Gesteinsbrocken, die miteinander kollidierten, sonst nichts.

»Du schuldest mir eine Erklärung.«

Der Bildausschnitt schwenkte nach unterhalb der Systemebene. Dort war der Weltraum, alles andere als leer. Haro klappte die Kinnlade herunter.

»Und was ist das?«, rief Roosha.

»Welches System ist es?«

»Mandril.«

»Ist es das, was ich annehme, dass es einmal war?«

»Die Colbart-Station. Genau!«

»Das waren sie, Haro.«

»Wer?«

»Unsere glorreiche Flotte!«

»Die axaraborianische Raumflotte? Unsinn. Niemals würde ein Offizier ...« Eine Furche der Nachdenklichkeit trat auf seine Stirn. Aus Nachdenklichkeit wurde Ratlosigkeit. »Nichts zu sehen von einem Schlachtschiff«, sagte er leise. Er betrachtete den Bildausschnitt genauer. »Was vermeldet man offiziell?«

»Ich bin mir sicher, es war der Hochadmiral, sein Regierender Rat!«

Ein sensationsheischendes Signal erklang.

»Da kommt was rein«, sagte Haro. »Woher deine Abneigung gegen die Raumflotte auch immer rühren mag, ich bin mir sicher, gleich wirst du den Gegenbeweis zu deiner These erleben.«

Ein grauhaariger Mensch in burgunderroter Robe aus Seide mit Kummerbund und einer azurblauen Mitra auf dem Kopf trat vor die Kameras. Es war Marlom Coran, der Generalsekretär des Sektors und hiesige Vertreter des Hochadmirals. Neben ihm stand eine bekannte hochgewachsene, wie immer maskierte Frau, deren Lockenpracht unter ihrem Gefechtshelm bis zu den Schultern wallte. Ihre Erscheinung war durchweg bedrohlich.

Vieth Mangála, sie war Agentin der Raumflotte und galt als Marlom Corans rechte Hand. Manche nannten sie auch seine Scharfrichterin.

Coran räusperte sich, wirkte kurz gehetzt, fing sich aber rasch wieder.

»Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer bewegten Galaxis, im Namen des Gewählten Hochadmirals will ich folgende Worte der Aufklärung, des Verständnisses und des Trosts verkünden.«

»Dieser korrupte Lügner!«

»Hör ihm doch zu, Roosha.«

Der Generalsekretär erklärte: »Was man hier sieht, ist das traurige Resultat eines feigen Überfalls der abtrünnigen Praetorianer-Hegemonie auf die Colbart-Station. Unsere glorreichen Schlachtschiffe haben die Raumstation, nachdem die Praetorianer-Kräfte sie in einem barbarischen Akt des Terrorismus besetzt hatten, leider vollständig sprengen müssen. Der Hochadmiral bedauert diesen Schritt zutiefst. Leider blieb uns nichts anderes übrig. Das Schicksal des Freien Handelsplatzes Colbart, dessen Sie hier ansichtig geworden sind, muss zwingend ein bedauerlicher Einzelfall bleiben.«

»Da hörst du es«, sagte Haro. »Es hört niemals auf. Diese Sektierer um ihren senilen Anführer werden nie Ruhe geben. Höchste Zeit, dass die Flotte diesen Unruhestiftern aufzeigt, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.«

»Ach, Haro!« Seltsamerweise klang Roosha auf einmal müde. »Meinst du wirklich, ein neuer Krieg nützt uns irgendetwas? Denkst du das im Ernst?«

Ein neuer Krieg wäre seinem Geschäft nicht abträglich. Die Nachfrage nach ihren Rohstoffen, um all die Schlachtschiffe, Kreuzer und Sternenjäger zu bauen, die man brauchen würde, dürfte exorbitant steigen.

Roosha sah ihn an. »Du rückgratloser Blödmann stellst bereits Berechnungen an!«

»Ich habe mich nur gefragt, inwieweit die Zerstörung Colbarts einen Einfluss auf die Entscheidungen des Hochadmirals bezüglich neuer restriktiver Handelsbestimmungen haben wird.«

Über die holografische Übertragung sprach Coran weiter: »Viele von Ihnen mögen sich nun nach dem Grund für dieses Vorgehen von Gaetens Sporn, der Zentralwelt der abtrünnigen Praetorianer, fragen.«

Eine effektvolle Pause folgte, in der Coran scheinbar seine Gedanken sammelte. Dann schaute er entschlossen in die Kamera. »Colbart war schon lange nicht mehr jenes Colbart des freien Geistes, zielgerichteten Denkens und strebsamen Aufbruchs zu neuen philosophischen wie kulturellen Standards, die für eine zivilisierte Galaxis Geltung haben sollten.«

»Das ist doch alles nur Propaganda«, ereiferte sich Roosha, und Haro musste ihr zähneknirschend recht geben.

»Es wird ein gerechtfertigtes Vorgehen unserer Streitkräfte geben. Wir sind die Staatsmacht und üben sämtliche Privilegien aus. Die Raumflotte wird diesen Anspruch durchsetzen. Ein gewaltsamer Abspaltungsprozess wird nicht geduldet, ebenso wenig der Angriff auf andere Systeme des Sternenreiches.«

Haro hatte genug gehört. »Das wird aufreibende nächste Wochen geben. Die Raumflotte wird einiges zu bewältigen haben. Erst diese Freischärlereinheiten, jetzt der anstehende Konflikt mit dem Sporn.«

Roosha stand auf, ging im Raum auf und ab, blieb plötzlich stehen und sah Haro offen an. »Es gerät außer Kontrolle, siehst du es nicht?«

Haro bekam Kopfschmerzen. Er stand ebenfalls auf, schenkte sich Kristallwasser in ein Glas und hielt sich das Gefäß erst für einen kühlenden Moment an die Stirn, ehe er trank. Währenddessen liefen seine Gedanken rund wie auf der Galopprennbahn.

Den Gewählten Hochadmiral verstand er sehr gut und akzeptierte dessen Vorgehen.

Es bleibt nur, sich mit den neuen Realitäten gut zu stellen. Und darin bin ich groß. Es fühlt sich nicht gerade heldenhaft an, aber das ist mein Lebensweg: weiterhin an meinem Erfolg arbeiten, mich still verhalten, Zugeständnisse machen, wo sie erwartet werden.

Rooshas aufgebrachte Stimme schnitt in seine Gedanken: »Das Sternenreich ist ein opportunistischer, parasitärer Organismus, der sich immer tiefer ins Mark der Galaxis frisst.«

»Es steht für Friede und Wohlstand. Es sind äußere Faktoren, die diese Stabilität gefährden.«

»Und diese Freischärler?«

Er entschied – der Masche eines ehemaligen, verhassten Freundes folgend –, der Sache sei nur mit Sarkasmus beizukommen.

»Wie auch immer«, entgegnete er, »eines jedenfalls steht fest: Dieser Ort scheidet als Reiseziel für einen Erholungsurlaub zukünftig aus.«

»Selbstsüchtiges Scheusal!«

»Ich weiß genau, du meinst es nicht so.«

Woraufhin er einen tiefen, undeutbaren Blick erntete.

Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014

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