Читать книгу Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014 - Bernd Teuber - Страница 8

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»Die Station am Rande des Strahlenmeers«, rief Admin-Operator Haro Shapton beim Blick von seinem Turmbalkon auf den spektakulär leuchtenden Partikelstrom. »Ein wahrhaftiges Geschenk des Himmels.«

Haro war seit Kurzem Besitzer der Trabantenstadt, einer Niederlassung am Rande eines entstehenden Sterns. Den Namen Shangri hatte er einfach beibehalten. Shangris Filtrationsanlage destillierte aus dem flüchtigen Mevranium einen wichtigen Stoff für den ganzen Quadranten, der für die Herstellung von Sternenantrieben genutzt werden konnte.

Er trat vom Balkon zurück in sein stattliches Büro. Helle, lichte Räume, großzügig geschnitten, von erlesener Formgebung und voller Luxus. All die fließenden Formen, die runden und halbrunden Bögen, die kunstvoll in die Wandungen geschnittenen Fensteröffnungen, viel sauberes Weiß, gestochen scharf vor dem gleißenden Sonnenlicht. Die Orbitalstation war ein Multi-Milliarden-Unternehmen, aber derart hübsch verpackt, wie kaum etwas, dessen Haro bislang ansichtig geworden war.

Und die Rohstoffförderung war nur ein Teil des Ganzen. Der autarke Außenposten diente zudem als Handels- und Erholungszentrum für gut Situierte aller nahen Quadranten. Obwohl Shangri fernab der meisten wichtigen Handelsrouten und Reiseknotenpunkten lag, kamen jedes Standardjahr zahlreiche Besucher, um die Kasinos, Gourmet-Restaurants und Handelsplätze zu besuchen. Außer den vielen Raumfahrern, die ihre gepachteten Liegeplätze ansteuerten, lebte in der Station auch eine bunt gemischte Schar aus nichtmenschlichen Spezies, Menschen und allerlei anderen Wesen. Haro gefiel diese Mannigfaltigkeit. Mancher in diesem Quadranten des Sternenreichs trachtete danach, die Galaxis konformer und weniger atemberaubend zu machen. In der Stadt wurde diesbezüglich ein Gegenpol gepflegt, und Haro sah es mit Wohlwollen – sofern es seine Geschäfte nicht beeinträchtigte.

Inzwischen versank die Sonne allmählich hinter Shangris Masseschatten. Haro war bei seinem zweiten Glas capellanischen Brandy angelangt und beobachtete das lodernde Schauspiel des Sonnenuntergangs im Weltraum. Die Lichter der Stadt wurden allesamt gezündet, starr, blinkend, in Mustern gefangen. Der Anblick war umwerfend.

Haro schritt zurück zu seinem Glasschreibtisch und ging die Liste der morgigen Tagespunkte durch, die ihm seine Verwaltungsmanagerin Roosha zusammengestellt hatte.

Haro gestattete sich ein süffisantes Lächeln. Roosha Datura, dachte er. Der beste Coup seines Lebens! Als sie sich kennenlernten, war Haro noch ein Niemand in der Legalität des axaraborianischen Sternenreichs gewesen, der auf seine Chance wartete. Rooshas Stiefvater war hingegen Oberkonsistorialrat Skarmet Datura, Admin der Veredelungs- und Filtrationsanlage Shangri, und Potentat über ein halbes Sternensystem.

Das Verhältnis zwischen Stiefvater und -tochter war nicht zum Besten bestellt. Das war Haro schon früh aufgefallen, und er hatte es zu seinem Vorteil ausgenutzt. Es war so leicht gewesen, die junge Roosha für sich zu gewinnen, ihr Vertrauen zu erwerben, um ihr Wissen gegen Datura einzusetzen. Manchmal, dachte Haro, verhält sich jedes dieser komplexen Rädchen, nach deren Gesinnung die Galaxis sich dreht, in einer einzigen bravourösen Sekunde derart synchron zueinander, dass alles wie geplant ineinander greift. Skarmet Datura hatte sich von einem von seiner Stieftochter eingekauften gewissenlosen Konkursverwalter übervorteilen lassen wie ein Schuljunge.

Rooshas Tagespunkt Nummer Eins: Sie empfahl ihm, den beiden Spielsalons der Station dringend einer persönlichen Inspektion zu unterziehen. Die bisher erwirtschafteten Zahlen stimmten sie nicht zuversichtlich. Die Bank verlor entschieden zu viele Einsätze. Änderte sich daran nichts, würde die nächste Kosten-Nutzen-Rechnung ergeben, dass eines der Häuser nicht länger tragbar wäre.

Haro sah auf den Personalbögen nach, wer sich für das Management des Ya'arick verantwortlich zeigte und wurde überrascht: Der Generaldirektor beider Etablissements war ein Nokaty namens Brashí Yami.

Einer Person unterstehen die beiden wichtigsten Einnahmequellen abseits der Rohstoff-Förderung. Möchte wissen, was Datura sich dabei gedacht hat. Entweder, dieser Yami hat erkleckliche Gelder an seinem Boss vorbeigeschleust – oder Skarmet Datura selbst hat sich seinen Anteil abgezweigt und in dunkle Kanäle geleitet. Möglich wäre es.

Haro verfolgte gedanklich bereits einen Lösungsansatz. Yami würde abgesetzt werden müssen. Vielleicht machte ihnen die Gewerkschaft Scherereien. Aber dieses Problem wäre auch rasch zu lösen. ›Schmiergeldzahlung‹ hieß das Zauberwort. Zwei neue, miteinander konkurrierende Generaldirektoren würden Haros Problemlösung rundmachen.

Der nächste Punkt waren die illegalen Flüge selbsternannter Schürfer, die mit ihren Flugmaschinen spontan auftretenden Mevranium-Eruptionen nachspürten, um diese anzuzapfen und auszubeuten. Datura hatte ihnen seinerzeit den Kampf angesagt. Haro kam der Gedanke, dass dieses Vorgehen nicht zwingend das beste war. Die Schürfer waren dem Gesetz nach Piraten. Deren Aktivitäten zu unterbinden, versprach zunächst einen höheren Profit für das Unternehmen. Auf den zweiten Blick jedoch erwies sich Daturas Vorgehen wiederholt als engstirnig.

Haro studierte die Zahlen. Die Raumsicherheit war allein im zurückliegenden Jahr mehrere hundert Einsätze geflogen, ohne des Problems Herr zu werden. Sieben Raumboote waren dabei verloren gegangen. Hatte man es geschafft, einen flüchtigen Dieb dingfest zu machen und sein erbeutetes Mevranium zu beschlagnahmen, folgte ein Wust strafrechtlicher Nachbearbeitung. Verschwendete Zeit und vergeudete Ressourcen. Außerdem machte man sich vor der Zentralregierung mit der Zeit lächerlich, falls man es nicht schaffte, seine Rohstoffe vor Kriminellen zu sichern.

Haro hatte vor, das Treiben der Schürfer in einem gewissen Rahmen tolerieren. Es barg für alle nur Vorteile: Seine Sicherheitsleute hätten mehr Zeit, sich um Wichtigeres zu kümmern, wie die Sicherung des Luftraums gegen Erpresserbanden zum Beispiel, die es auf die Besitzstände seiner Gäste abgesehen hatten. Ein Vertrag zwischen ihm und den Schürfern wäre für beide Seiten von Vorteil. Bislang Kriminalisierte könnten unbescholten ihrer Tätigkeit nachgehen, hätten aber ein Entgelt an Shangris Finanzdirektion zu entrichten.

Erlaubte Piraterie. Kein neues Konzept, aber ein bewährtes.

Alles entwickelte sich prächtig. Das hieß, fast alles.

Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014

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