Читать книгу Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014 - Bernd Teuber - Страница 23
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Haro stand vor einer antiken Spiegelwand in seinem Quartier und musterte kritisch seine neue Aufmachung. Der hochpreisige, hauchfeine Stoff war ausnahmsweise nicht seine Idee gewesen, sondern Dinals.
Er musterte sich noch eingehender: das fliederfarbene Hemd aus feinster Maielle; das Airen-Seidenfutter seines Umhangs war von exquisiter Qualität und gleicher Farbe wie das Hemd und bestickt mit anmutigen Abzeichen. Haro trat einen Schritt zurück, senkte den Blick auf die schwarzen, handgefertigten Slawiri-Schuhe.
In diesem Moment betrat Roosha seine Gemächer.
Sie musterte ihn eindringlich. Ihr Blick verriet keine Harmonie.
»Sieh an«, sagte sie. »Du hast dich ja mächtig aufgetakelt. Die Farben stehen dir ausgezeichnet.«
Haro hob eine Braue, hakte die Daumen in den Gürtel ein. »Was stört dich daran?«
»Es ist weniger dein Aussehen.«
Schnellen Schrittes durchquerte er den Raum, um sich auf einen Edelholzschemel zu setzen. »Du fängst wieder damit an.«
»Womit fange ich an?«
»Gib nicht die Scheinheilige, du weißt, wovon ich spreche.« Er maß sie mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete. »Das muss aufhören. Wir haben es besprochen, mehrmals. Aber nichts geschieht. Ich werde mir das nicht länger anhören.«
Roosha blieb gelassen. »Immer noch kein schlechtes Gewissen?«
Er stand ruckartig auf. » Hör auf!«
Sie umrundete Haro. Auf dem Beistelltisch aus exotischem Dschungelholz lag ein Datenspeicher. Sie nahm ihn an sich.
»Was ist das, Roosha?«
»Hat Dinal dir nichts gesagt? Ein Bericht unserer Spione über deinen ehemaligen Freund und Partner Toryn Fendt.« Sie lächelte spitz. »Der ehemalige Spitzensöldner, der sich damals mit dem Parakesh-Syndikat verbündet hat, um dir eins auszuwischen, weil du ihn an die lokalen Behörden verpfiffen hattest.«
Sein Gebiss mahlte. Er war seine Schuld, dass sie davon wusste. Er hätte es ihr niemals anvertrauen dürfen.
Roosha drehte das Speichergerät in der Hand. »Er ist mit seinen Getreuen auf Tokara gelandet.«
Beinahe hätte er einen Hustenanfall erlitten. »Was sagst du da?«
»Ziemlich nah, ich weiß. Nun, vielleicht holt dich deine Vergangenheit ja doch noch ein.«
Mit zwei Schritten war er bei ihr. »Gib her. Ich muss alles darüber wissen.«
Roosha setzte sich langsam in Bewegung, als sie im Dozententonfall zu sprechen begann. »Die halbe axaraborianische Strafverfolgung sucht nach Fendt, und ausgerechnet du weißt, wo er zu finden ist. Was stellst du mit diesem Wissen an?«
Schrecken grub sich in sein Gesicht. »Falls man beim Staatsschutz etwas davon mitbekommt ...«
»Was wäre so schlimm daran?«
Er konnte nicht antworten. Seine Gedanken überschlugen sich. Sicher, Fendt hatte ihm damals übel mitgespielt. Aber genaugenommen war es nur eine Replik darauf gewesen, was Haro ihm vormals angetan hatte, und dann wiederum hatte sich Haro bei ihm revanchiert. Es war ein endloses Spiel.
Aber Haro hatte es damals begonnen, und auf einmal tat es ihm leid.
Plötzlich schrie er: »Das hast du arrangiert! Ich wollte nur über die Ereignisse in der stellaren Nachbarschaft im Bilde sein. Davon, Informationen zu erlangen, wo Fendt ist, war keine Rede!«
»Die Dinge haben sich so entwickelt.«
»Das warst du«, wiederholte er wütend, aber beherrscht.
»Nein, das war ich nicht.« Sie wirkte ausnehmend freundlich und deutete auf den Speicher in Haros zitternder Hand. »Jetzt warte. Der Bericht ist nämlich schon veraltet. Dinal mag ein brillanter Fährtensucher und Datensammler sein, aber gegen das Tempo der Ereignisse ist selbst er zuweilen machtlos.«
»Sag schon.« Er sah sie aufmerksam an.
»Tokara ist längst Geschichte. Fendts Leute hatten sich gerade dort eingenistet, als ein Späher sie ausfindig machte und eine Kampfflotte auf ihre Spur brachte. Die entbrannte Schlacht war ein Desaster für die Gruppe.«
»Und die Überlebenden schlugen sich erneut in den Tiefraum, um sich zu zerstreuen und erneut zu formieren, wenn eine Gelegenheit sich böte.«
»Exakt.«
Lange Momente der Stille traten ein. Roosha brach schließlich das Schweigen. »Ach, Haro. Du hast es längst verstanden. Natürlich, denn du bist kein Narr. Du bist ein profitgieriger Schurke, ein verwegener Halsabschneider, ein guter Liebhaber und phantastischer Stratege. Du bist der opportunistischste Kerl, der mir untergekommen ist. Du kannst nicht aus deiner Haut. Du redest dir ein, Herr über diese Raumstation zu sein, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Du denkst es nicht wirklich, Haro. Du redest es dir nur ein. Eigentlich weißt du es besser. Du siehst längst klar. Aber du bist und bleibst Haro, ein engstirniger, bornierter, feiger Mistkerl, der andere seine Schlachten schlagen und danach die Leute fallen lässt.«
Sie aktivierte den Datenspeicher und sagte, nachdem sie selbst einen langen Blick auf die Textdateien geworfen hatte: »Deine Spione arbeiten in der Tat exzellent. Dein früherer Gefährte scheint ausgesprochen aktiv. Er ist auf Telsare-3 gesichtet worden, wo es eine sehr interessante, nun, Unterredung mit dem Gangsterboss Vojoi Saad gegeben hat. Du wirst nie erraten, worum es dabei ging.« Sie warf ihm das Gerät zu. »Darum lies es selbst.«
Er fing den Speicher auf, aber ignorierte den Text.
»Nein. Sag du es mir.«
»Na schön, Haro: Toryn Fendt hat sein Leben riskiert«, erklärte Roosha, »um das Schicksal einer alten Freundin zu rächen. Er ist mit ein paar seiner Getreuen zu diesem Gangster geflogen, um ihm im Beisein all dessen Vasallen und Leibwächter in den Hintern zu treten. Das nenne ich wirklich Schneid haben.«
Ihre Mundwinkel bogen sich wie bedauernd hinab. »Und du Feigling hängst hier in Seelenruhe fest, mehrst deinen Gewinn, träumst deinen Traum von Sicherheit und Wohlstand.« Sachtes Kopfschütteln, ihre Arme hingen reglos herab.
Es brach aus ihm hervor: »Wenn so schlimm ist, was ich bin und hier oben tue, weshalb gehst du dann nicht und schließt dich Fendt oder einem anderen Söldner an? Verrate mir das! Du hättest mit Caucal gehen können und hast es nicht getan!«
»Du fragst also, weshalb ich dich nicht längst verlassen habe? Warum ich so lange bei dir geblieben bin? Ist es das? Muss ich dir darauf wirklich eine Antwort geben, oder bist du wenigstens diesmal in der Lage, die Dinge von ganz allein zu erkennen?«
Er ließ eine schwerwiegende Stille zwischen ihnen entstehen.
Dann sagte er leise: »Roosha?«
»Ja?«
»Lass mich in Frieden. Bitte geh und lass mich allein.«
Und das tat sie. Aber sie ging für immer.