Читать книгу Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014 - Bernd Teuber - Страница 29

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Stunden später hatte er es noch immer nicht verarbeitet. Es war einfach unmöglich. Es war so logisch. An all dem erkannte Haro, wie unnütz sein Leben verlaufen war. Doch nun war es zu spät für ihn.

Diese Frau in etwa seinem Alter. Früher einmal war sie ihm so nah gewesen. Doch nun nicht mehr.

Sie hatte ihm ihre Geschichte erzählt, bevor sie zu den Sternen aufgebrochen war. Es hatte tatsächlich alles mit Saline Odeste begonnen.

Sal, auf der Suche nach Schwachstellen in Haros Vergangenheit, die sie für ihre Rache verwenden könnte, hatte die junge, verarmte Frau auf Montiel gefunden. Sie verdingte sich als Prostituierte in einem der Elendsviertel der Hauptstadt. Dem bemitleidenswerten Ding war es schlecht ergangen: Verarmung, ständiger Hunger, Gewalt, Krankheiten, Ächtung. Sal nahm sie bei sich auf, wie schon Luray Karid zuvor und bildete sie in ihrem Sinne aus. Beide Frauen sprachen viel miteinander. Die Informationen der Jüngeren waren für Sal so wertvoll wie reines An'rum. Schließlich reifte ein Plan in ihr, um sich letztlich doch noch an Haro zu rächen.

Aber sie hatte die Rechnung ohne den Hass ihres jüngsten Schützlings gemacht.

Jetzt endlich war Haro im Bilde: Saline Odeste war wirklich tot, gestorben, kurz bevor sie die Nachricht an Haro verschickte. Sal steckte aber nur bedingt hinter all diesen Entwicklungen. Die Frau, die einmal Liesy Korbinian gewesen war, hatte ihre einstige Ziehmutter bei einer Kommandoaktion auf Kranich-9 überwältigt und eingesperrt. Sals Nachricht an Haro war aus einem Gefängnisblock erfolgt, Liesy hatte währenddessen keine zwei Meter entfernt gestanden und zugeschaut, wie Sal ihr Schauspiel perfekt aufführte.

Die Agentin Mangála, das wusste Haro nun, stand hinter Daturas Scheitern. Die Machtfülle einer Scharfrichterin wie ihr war endlos. Liesy hatte die schöne Roosha auf Haro angesetzt, um ihn auszuspionieren. Liesy kannte genau Haros Schwachpunkte. Aber Roosha schien sich nicht immer sehr wohl dabei gefühlt zu haben. Sie hegte zuletzt wirklich Gefühle für ihn. Darum hatte sie ihn also für immer verlassen müssen. Es war auf Liesys Order erfolgt. Ob Caucal nur ein Strohmann gewesen war, um als Belohnung das An'rum anzunehmen und Haro in den Ruin zu treiben, war ihm nicht bekannt. Liesy Korbinian. Bei ihr sind die ganze Zeit alle Fäden zusammen gelaufen. Jetzt begreife ich es! Von ihr hat der General damals gesprochen, als ich angenommen habe, es ging um Sal.

Natürlich.

Wandlerechse.

Und Shion Bakuer war bei Haros Hilfegesuch wahrscheinlich auch schon vom Plan der Agentin unterrichtet gewesen. Darum dessen Hinweis auf die Aufhebung des Haftbefehls. Haro sollte sich da schon in die Pflicht genommen fühlen.

Bakuers Worte damals: Sie werden Ihre Rolle zu spielen haben, wenn es das Schicksal von Ihnen verlangt. So ergeht es uns allen.

Nun wusste er, wer dahinter steckte, nämlich eine Person mit umfassender Machtfülle. Sogar Zirid Thot hatte sie für ihre Belange eingespannt.

Liesy!

Endlich konnte Haro die wahren Entwicklungen überblicken: Liesy Korbinian war nach ihrer Zeit auf Montiel eine durch Erniedrigungen gestählte Persönlichkeit. Sals paramilitärisches Training, ihre Fürsorge und Sticheleien erschufen einen Menschen, der für den Hass und für die Jagd lebte. Schließlich geriet Liesys Charakter außer Krontrolle, und sie wechselte die Seiten, tendierte weshalb auch immer zum axaraborianischen Machtapparat. Die Agentin äußerte sich diesbezüglich nicht, und Haro traute sich nicht, sie danach zu fragen.

Sie verriet ihre Kampftruppe an die Behörden, durch die Preisgabe ihrer Identität stieg sie auf und wechselte ins Lager der axaraborianischen Terrorabwehr. Liesy war zu dem Zeitpunkt sowieso schon eine erfahrene Kämpferin und Intrigantin, dann erfolgte noch der Drill und damit der letzte Schliff bei der Raumflotte. Schlussendlich wurde sie Vieth Mangála. Ein unglaublicher Werdegang. Niemals in dieser Zeit hatte sie ihr Ziel aus den Augen verloren, es Haro, ihrem damals einzigen Freund, heimzuzahlen, der sie im Stich gelassen hatte. Dass es Haros Eltern gewesen waren, die die Korbinians an die Spürhunde verraten hatten, war die Brennzelle ihres Hasses auf ihn.

Ein weiterer Verdacht, der eine weitere Frage Haros gebar. Es brach aus ihm heraus: »Hast du meine Eltern umgebracht? Der Gleiterunfall. Warst du es?«

»Ja, Haro.«

Und dann warf sie einen langen, nachdenklichen Blick über die Raumstation jenseits des Panoramafensters. »Shangri.« Sie sprach es langsam aus, sorgfältig, wie in Gedanken. Plötzlich betrachtete sie Haro aufmerksam. »Weißt du überhaupt, woher der Name rührt? Shangri. Hast du dir jemals Gedanken darüber gemacht?«

Haro musste es verneinen, und sie klärte ihn auf: »Ein fiktiver, mythischer Ort, wo die Bewohner ewig in Frieden und Harmonie miteinander leben. Ein Paradies, eine der vielen Legenden dieses Sektors.« Kurz stoppte sie, ehe sie fortfuhr: »Wie treffend und doch umfassend ironisch, Haro. Ein legendäres Paradies, und du hast genau hier deine größte und schlimmste Niederlage erfahren.«

Er dachte darüber nach. Es stimmte alles. Sals wohlklingende Stimme aus dem Jenseits: Ich habe es nicht mehr geschafft, dich in den Abgrund zu reißen, Haro, nicht persönlich. Aber ich schwöre dir, ich komme in Form eines anderen und hole dich.

Die große Ironie an alldem: Luray Karid war die einzige Person, die er nicht verraten hatte. Aber mit ihrem Tod fing – im Grunde – diese ganze Sache erst an.

Eine letzte Frage lautete: »Hast du den Menschen aus mir gemacht, der ich heute bin? Oder ich aus dir?«

Eine schwierige Frage. Eine leichte Frage.

Liesy verließ sein Domizil für immer, ohne sie ihm zu beantworten.

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