Читать книгу Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014 - Bernd Teuber - Страница 24

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Haro warf sich die hinter die Kontrollen seines privaten Raumklippers WOLKENJÄGER, um sich in der Folge in wilden Flugbahnen durch die Wirbel des Protosterns zu stürzen. Für die Begebenheiten in einer solch atmosphärischen Tiefe war dieser Flug so behaglich, wie ein ruchloser Lebemann es sich nur wünschen konnte – also absolut unangenehm.

Haro schaute ins brodelnde Chaos der Molekülwolke und bedachte seine nächsten Schritte – bezüglich dieses Aufklärungsfluges.

Er war hier, um das Verschwinden einiger wertvoller Sensor-Satelliten, die die Mevranium-Vorkommen automatisch dokumentierten, aufzuklären. Haro hatte dies selbst übernommen, um auf andere Gedanken zu kommen. Noch immer machte ihm Rooshas abrupter Weggang zu schaffen. Niemals hätte er angenommen, dass ihm ihre ständige Anwesenheit bereits so viel bedeutet hatte.

Er tauchte aus seinen Gedanken auf und erinnerte sich beim Anblick der tausend Wirbel um sich herum erneut wieder des Risikos, dem er sich hier aussetzte.

Sein Adlatus Dinal im Kontrollzentrum war für ihn momentan nicht erreichbar. Nur Statikrauschen kam herein. Die vertikalen Konvektionszonen des Sterns und die Auswirkungen seines starken Magnetfeldes erzeugten geisterhaft schöne Erscheinungen auf den Schirmen und machten einen klaren Empfang zumeist unmöglich. Zudem arbeiteten die Sende- und Empfangseinrichtungen in diesem Teil des Sternenbundes schon lange nicht mehr störungsfrei. Vielleicht waren die Auseinandersetzungen mit diesen praetorianischen Störenfrieden einer der Gründe, dass die Streitmacht des Gewählten Hochadmirals langsam ihrer ebenso gerühmten, wie gefürchteten Perfektion verlustig ging. Roosha hatte es ihm ja immer wieder gesagt: Die axaraborianische Raumflotte, die nach außen hin das geltende Recht in allen Sektoren und Quadranten des viele tausend Lichtjahre umfassenden Staatsgebietes aufrecht erhielt, schien allmählich in diesem Sektor wirklich ihre Belastungsgrenze zu erreichen.

Haro rutschte unbehaglich auf seinem Sitz herum: Da draußen tobte eine kosmische Hölle. Der Protostern wies als Kern bereits eine kugelförmige Masse auf, versteckt unter fünfzigtausend Meilen Stickstoff und Helium. Darüber häufte sich der metallische Wasserstoff. Dann folgte jene Übergangszone aus molekularen Bindungen, die er gerade durchflog. Wo das wertvolle Mevranium gefördert wurde, gab es keine festen Oberflächen oder Bezugspunkte. Nur die Sternenstaubbänder rasten ewig miteinander verflochten vorbei. Inmitten dieser Bänder strömte die Ressource Mevranium, das lange nur in der Chromosphäre von Sternen und Nebelballungen lokalisiert worden war, bevor man es eher zufällig in Shangris Nachbarschaft gefunden hatte.

Haro verkrampfte sich bei dem Gedanken an den Verlust der teuren Satelliten. Er seufze. Sie aufzuspüren kam der Suche nach der Nadel im Sleek-Haufen gleich.

»Die Satelliten hat es die Galaxis weiß wohin verschlagen«, sprach er leise vor sich hin. »Und Funkkontakt zu ihnen lässt sich nicht herstellen, weil es aus diesem schwelenden Gemisch nicht eine Radiowelle wieder hinausschafft. Eine Lokalität definitiver Abgeschiedenheit.«

Dennoch startete Haro den nächsten Suchlauf. Nach einer Weile lokalisierten die Geräte endlich etwas. Er flog zu den Koordinaten, um visuell zu bestätigen, dass es sich um einen seiner Satelliten handelte. Und wirklich: Die Konstruktion aus zwei Dutzend Triamantglas-Röhren tauchte vor der zirkumstellaren Scheibe des Protosterns schwebend achtern auf.

Ein kleines zufriedenes Lächeln umspielte Haros Mundwinkel. »Den ersten hätten wir.«

Er steuerte dicht heran und begutachtete die sichtbaren Schäden. An beiden Hauptröhren stoben aus etlichen Hüllenrissen weiße Funken. Lichtimpulse schossen durch das nicht mehr intakte Triamantglas.

Haro ließ die Sensorenphalanx der WOLKENJÄGER den Datenstrom des Satelliten anzapfen. Informationen rannen in den Schiffsspeicher und, wenn die Empfangsstärke es zuließ, weiter zu Dinals Datenterminal.

Haro lehnte sich zurück. Das Problem war praktisch behoben. Wieder auf Shangri würde er sogleich damit beginnen, die Mevranium-Förderquote weiter heraufzusetzen, um die Ausfallquote der Filtrationsanlage zu minimieren.

Er setzte Kurs auf Shangri und betrachtete die Veränderung der atmosphärischen Farbgebung, als die WOLKENJÄGER wiederum Schicht um Schicht der Molekülwolke durchstieß. Draußen stand heißes Zwielicht, das von der Sonne kaum erhellt wurde. Im Inneren einer stellaren Wolkenschlucht zuckte eine intermittierende Blitzentladung. Haro erreichte die aufgeklarte Zwischenschicht und sah die Himmelsphäre durch eine Lücke aufgrund einer fotochemischen Reaktion purpurfarben leuchten.

Shangri erschien als kleine leuchtende Struktur am galaktischen Horizont. Sie wuchs von einer Murmel zu einem Ball an, zu einer kleinen Welt, die zwischen dem Vakuum des Weltalls und dem alles zerdrückenden Druck des Protosterns hing.

Haro gab Schub, richtete den Bug seines Schiffes auf Shangri und behielt unterdessen seine Kursmessung im Blick, als sich Onnrenh Connehohn, seine Raumüberwachungschefin, meldete.

»Ich höre, Onnrenh.«

Die Frau klang aufgeregt. »Canna malak'ka bonda bosa.«

»Was?«, erwiderte er alarmiert. »Welcher Kurs?«

Aus dem Tiefraum südlicher galaktischer Richtung. Aus Richtung des Asteroidengürtels, der Shangri von Tokara trennte.

Ausgerechnet von dort, wo sich Toryn Fendt zuletzt irgendwo verdingt hat. Haro lehnte sich zurück, kein bisschen entspannt.

Und jetzt war auch noch ein axaraborianisches Schiff auf dem Weg hierher. Er kannte das Model.

Er fragte Onnrenh: »Wie heißt der Kerl?«

»Brodin Kailásh.«

Kälte in seinem Magen. »Nie gehört«, log er. »Lotse unseren Neuankömmling zu einer Landeplattform und beorderte Dinal mitsamt ein paar Wachen hinzu.«

»Too – chee ká!«

»Aber jetzt in Standardsprache.«

»Jawohl, Admin.«

Er beendete die Verbindung und ging in sich, um die Geschehnisse zu ordnen. Die Menge an Informationen, die ihm zur Verfügung standen, war überschaubar.

Toryn Fendt.

Es war nicht möglich! In einer Galaxis mit über vierhundert Milliarden Sternen geschahen immer wieder absonderliche Dinge. Aber dass sich zuerst Fendt in der Nähe zu Shangri aufhielt und dann noch ein Sonderermittler des Hochadmirals auf der Bildfläche erschien, der sich als Brodin Kailásh herausstellte, waren der Zufälle zu viele.

Haro war inzwischen fast zu Hause angelangt. Voraus blitzten die Turmspitzen und verspiegelten Fensterfassaden im elektrischen Licht der Station. Er analysierte den Sachverhalt und kam zu dem beunruhigenden Schluss, dass es dem Spürhund um Toryn Fendts Söldnertruppe ging. Falls dieser sich entschied, die Raumstation zu besuchen und Kailásh zugegen wäre, hätte Haro ihm einiges zu erklären. Eine besondere Art von Aufmerksamkeit, die Haro vermeiden wollte.

In der wenigen Zeit, die ihm blieb, versuchte er sich auf die Begegnung mit einem axaraborianischen Raumschiff vorzubereiten. Es war zwecklos.

Eine weitere leidige Geschichte. Es hört nicht auf. Ich bin es selbst schuld.

An den Kontrollen amtete Haro tief durch, seine Knöchel traten weiß hervor. Er zwang sich zu Mäßigung und betätigte das Funkgerät.

»Onnrenh, hier Shapton.«

»Ich höre Sie, Admin.«

»Ist das axaraborianische Schiff schon eingetroffen?«

»In Kürze, Chef. Wir haben ihm die Ostplattform zugewiesen.«

Sehr gut. Von dort dürfte es den meisten Gästen verborgen bleiben, wer soeben gelandet war.

»Ist Dinal schon auf dem Weg dorthin?«

»Ja, Admin.«

»Er soll Kailásh ohne Aufhebens in den Bankettsaal bei meinem Domizil führen.«

»Verstanden«, meldete Connehohn.

»Diese Angelegenheit verspricht in der Tat heikel zu werden.«

»Kein Sulpalschlecken. Ist uns bewusst, Chef.«

Die Dinge gewinnen an Dynamik, und das Heft des Handelns liegt nicht mehr in meinen Händen.

Er durchstieß die atmosphärische Schutzhülle Shangris und landete den Klipper. Seine Finger flogen über die Tastenfelder. Rasch klaubte Haro seine wenigen Utensilien zusammen, richtete sich den Umhang, während das Hauptschott bereits auffuhr.

Ein Knarzen aus dem Lautsprecher hielt ihn zurück. Haro erstarrte mitten in der Bewegung.

»Onnrenh? Kommen.«

Eine Stimme aus dem Mikrofon. Sie war furchterregend.

»Brodin Kailásh«, sprach Haro leise, aber selbstbeherrscht. »Ich vermute schwer, dass du es bist. Du hast dich in die Stationskommunikation gehackt. Nicht, dass es einen Nutzen für dich hätte. Du wolltest mir nur aufzeigen, was du drauf hast.«

Haro wartete ab und redete dann weiter. »Das Festhalten an alten Feindschaften, richtig?« Keine Reaktion. »Noch immer wütend, weil ich dir damals diese hinreißende Aqualil-Braut ausgespannt habe?«

Er glaubte selbst nicht daran und wusste genau, Kailásh stand in diesem Augenblick auf der Landeplattform oder in irgendeinem Gang.

Die entscheidende Frage war: »Weshalb bist du gekommen, Kailásh? Warum jetzt; warum überhaupt?«

Stille aus dem Lautsprecher.

»Es geht nicht darum, mich zu schlagen. Du bist gekommen, weil du einen Auftrag ausführst. Deine Darbietung ist nur ein Nebeneffekt.«

Du hängst am Haken, Haro, wie ein zappelnder Dreska.

Mitten durch in den Gedanken sprengte erneut diese vertraute Stimme. Haro hatte längst mit ihr gerechnet. Dass sie ihn dennoch derart kalt erwischte, überraschte ihn.

»Schön, dich zu hören, Shapton«, sagte Brodin Kailásh.

»Die Freude ist ganz meinerseits. Ich nehme an, du hattest einen guten Flug?«

Ein seltsames Geräusch drang zu Haro durch. Ein Lachen?

»In Ordnung«, bemühte sich Haro um einen entspannten Tonfall. »Gleich sehen wir uns. Wir treffen uns vor dem Hauptzugang zu meinem Domizil. Sieh auf dem Lageplan neben dem Schott nach, durch das du die Zentrale betreten hast.«

»Ich werde zu dir finden, Shapton, mit oder ohne Hilfe.«

»Was immer du mit mir zu besprechen hast, wir tun es in aller Ausführlichkeit.«

»Und vergiss nicht, unbewaffnet zu erscheinen, sonst wird es ein sehr kurzes Gespräch«, schloss Kailásh und kappte die Verbindung.

Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014

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