Читать книгу Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014 - Bernd Teuber - Страница 34

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Die Sternenkonstellation lag im Sarogah-System räumlich unter der von Condo. Von größerem Interesse für die Regierung des gewählten Hochadmirals von Axarabor war jedoch der gelbe Zwerg Sarogah. Forscher entdeckten, dass diese Sonne fünf Planeten hatte. Eine Expedition wurde zur Erkundung des Systems ausgesandt. Zwei Planeten kreisten zu dicht um Sarogah, als dass Leben auf ihnen möglich gewesen wäre. Die Entfernung zwischen den dritten und vierten war ebenfalls sehr gering. Beide Planeten bewegten sich auf einer weiten elliptischen Bahn, sodass sie wegen der zu niedrigen Oberflächentemperaturen ausschieden.

Der fünfte Planet bot dagegen die besten Voraussetzungen für Leben, obwohl die gesamte Oberfläche mit Wasser bedeckt war. Während der Erforschung machten die Wissenschaftler eine erstaunliche Entdeckung. Auf dem Meeresboden existierten künstliche Konstruktionen. Die Abtastung ergab, dass es sich um Spuren einer Zivilisation handelte, aber man fand keine Anzeichen von den Bewohnern. Im Auftrag der Regierung des gewählten Hochadmirals sollte eine Forschergruppe ergründen, wer diese Städte erbaut hatte und weshalb sie verlassen wurden.

Captain Simon Hackett und die Besatzung des Raumschiffs STARFIRE hatten den Auftrag erhalten, die Wissenschaftler mit ihrem Leiter Doktor Arlik Ravon bei ihrer Forschungsarbeit zu unterstützen. Als das Schiff aus dem Hyperraum auftauchte, war der Planeten nicht mehr weit entfernt. Hackett richtete seine Augen auf den Panoramabildschirm. Der Anblick, der sich ihm bot, war niederschmetternd trostlos. Die Oberfläche bestand nur aus Wasser. Es gab kein Land, keine Inseln. Andererseits war Wasser eine wichtige Voraussetzung, damit Leben entstehen konnte. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, war dieser Planet etwas Besonderes.

Als kleiner Junge hatte er oft an der Hafenmole gestanden, auf das Meer hinausgeblickt und die Schiffe beobachtet. Damals war es sein größter Wunsch gewesen, selbst einmal Kapitän eines solchen Schiffes zu sein. Er wollte das wilde Meer bezwingen und neue, unbekannte Länder erobern. Die unendliche See war für ihn schon immer von einem geheimnisvollen Zauber umwoben. Doch seine Familie hatte nicht genug Geld, um ihm eine Ausbildung zu ermöglichen. Der Vater trank, die Mutter hielt die Familie mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Hackett war die meiste Zeit sich selber überlassen und schloss sich einer Straßengang an. Sie bestritten ihren Lebensunterhalt mit Schutzgelderpressung und Drogenhandel.

Eines Nachts schlugen die Sicherheitskräfte zu. Es passierte in den Ruinen der südlichen Zone. Zu dritt waren die jungen Männer hingegangen, um ihren Vorrat an Pillen in einem Hangar des alten Raumhafens einzulagern, als die Sicherheitskräfte zugriffen. Irgendjemand hatte ihnen einen heißen Tipp gegeben. Vor Gericht legten die jungen Männer ein Geständnis ab. Weil sie in den Augen des Richters „Nichtsnutze“ und „Kinder“ waren, stellte er sie vor die Wahl. Zehn Jahre Erziehungsanstalt oder zwanzig Jahre Dienst bei den Kommandos der Raumflotte von Axarabor. Hacketts Kumpel lehnten das Angebot ab, doch er ergriff die Gelegenheit und verpflichtete sich.

Einige Tage später wurde er in ein Trainingscamp der Raumflotte geflogen. Die ersten Wochen waren eine Schinderei, aber er kapierte schnell, dass er seinem Leben eine entscheidende Wende gegeben hatte. Er würde zwar niemals zur See fahren, aber der Weltraum war auch keine schlechte Alternative. Zudem hatte er endlich Gelegenheit, seiner tristen Heimat zu entfliehen. Aus dem Straßenkind wurde ein brauchbarer Soldat.

Zuerst lernte er gehorchen. Als er das konnte, lernte er befehlen. Und dann lernte er alles über die modernsten Schusswaffen. Die Raumakademie machte aus ihm einen ganzen Mann. Eines Tages war es dann soweit. Seine Einheit erhielt den ersten Auftrag. Der schnelle Superkreuzer ANTARES brachte eintausend Soldaten auf den Planeten Wisora im Jacobah-System. Dort gab es eine Rebellion gegen die Regierung des gewählten Hochadmirals von Axarabor. Die Besatzung der ANTARES sollte Gesetz und Ordnung wieder herstellen und alle Agitatoren ausschalten, die den Frieden störten.

Es wurde eine lange Mission, aber nach Ansicht der Befehlshaber war sie sehr wirkungsvoll. Ein bisschen langweilig vielleicht für diejenigen, die im Schlachtschiff zurückbleiben mussten. Die Kommandos flogen Feuerangriffe auf die Rebellen, meldeten die Positionen ihrer empfindlichen Stationen und riefen die Raketeneinsätze ab. Nachdem die Aufständischen ausgeschaltet worden waren, landeten die Soldaten der ANTARES und nahmen Kontakt mit den Verbündeten auf.

Bei dieser Gelegenheit gelang es Hackett zum ersten Mal, etwas Ruhm einzuheimsen. Zusammen mit drei anderen Soldaten befand er sich auf einer Routinepatrouille, als sich ein Rebell – offenbar unter Schockeinwirkung auf seinen Kameraden Vaars Jefrod stürzte. Hackett schoss sofort mit dem Blaster auf den Angreifer und tötete ihn. Das brachte ihm persönliche Glückwünsche des Kommandanten und eine Auszeichnung ein. Die ANTARES flog noch einige Einsätze, dann hatten sie die letzten Stützpunkte der Aufständischen ausgehoben und kehrten zur Heimatbasis zurück.

Bald danach wurde Hackett in den wilden und gesetzlosen Minenfeldern von Retanev eingesetzt, wo ein paar gestresste Sicherheitskräfte verzweifelt versuchten, in Niederlassungen, die ebenso schnell aufgebaut wie verlassen wurden, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Aufgabe erwies sich als äußerst schwierig. Die Minenfelder gehörten zu den Jagdgründen rivalisierender Banden. Am gefährlichsten erwies sich eine kriminelle Vereinigung, die unter dem Namen „Dark Moon“ bekannt war.

Sie kontrollierten Spielklubs, mischten im Drogenhandel mit und besaßen den am besten organisierten Prostituierten-Ring. Außerdem waren sie an den meisten der kleinen Prospektoren-Ausrüstungsgesellschaften beteiligt und versorgten die Arbeiter mit billigen, durch Überfälle auf Handelsschiffe organisierte Materialien. Bei dem Versuch, den Verbrecherring zu sprengen, geriet Hackett in einen Hinterhalt. Diesmal rettete ihm Vaars Jefrod das Leben. Obwohl die Regierung des gewählten Hochadmirals nichts unversucht ließ, um „Dark Moon“ das Handwerk zu legen, war sie machtlos.

Schließlich gelang es Hackett, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass es besser sei, wenn er sich als „Überläufer“ in die Organisation einschleusen würde. Der Plan gelang. Aufgrund seines ausgezeichneten Fachwissens und weil er sämtliche Pläne und Dispositionen von Axarabor kannte, machte man ihn zum Anführer der Schmugglerbande. Es gelang ihm sogar, in die Operationsbasis einzudringen und sie in die Luft zu jagen. Als Auszeichnung für seine Verdienste beförderte man ihn zum Captain und übertrug ihm das Kommando über die STARFIRE.

Seine Eltern und seinen Heimatplaneten hatte er nie wiedergesehen. Aber die Sehnsucht nach dem Meer war geblieben. Und wer weiß, vielleicht würde sich doch noch einmal die Möglichkeit ergeben, ein Schiff zu befehligen. Die Stimme des Commanders riss ihn aus seinen Gedanken.

„ Sieht aus wie ein gigantischer Swimmingpool im All“, meinte Gavin Overdic.

„ Das Meer ist einzigartig, auf welcher Welt man es auch sieht“, erwiderte Hackett. „Wenn man es das erste Mal erblickt, ist man überwältigt. Die Unendlichkeit des Horizonts erinnert an jene des Weltraums. Das Auge versucht einen Halt zu finden, aber es entdeckt nur winzige Schaumkronen oder weit entfernte Schiffe. Meere sind fremde Welten, die auf ihre Eroberung warten. Aber die Sterne sind ja viel wichtiger.“

Es fiel Overdic auf, das ihm diese Gedankengänge gar nicht so unbekannt waren. Auch auf seinem Heimatplaneten war die Eroberung des Meeres durch die Raumfahrt unterbrochen worden. Dabei hätte die Ausnutzung der Ozeane dem Menschen einen neuen Lebensinhalt geben können. Jene, die das damals begriffen hatten, wurden von der Entwicklung überrollt.

„ Major Yacoban meldet soeben, dass die Vorbereitungen abgeschlossen sind“, sagte der Kommunikationsoffizier.

„ Danke, Leutnant“, entgegnete Hackett. Er wandte sich an Overdic. „Nun ist es soweit. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.“

„ Danke, Captain.“

Overdic verließ die Zentrale und betrat wenige Minuten später die Messe. Doktor Arlik Ravon und Len Valadius saßen an einem der Tische und waren in eine Partie Vier-Ebenen-Kampf vertieft. Die anderen Mitglieder der Wissenschaftlergruppe schauten zu. Ravon nahm eine der stilisierten Figuren und setzte sie von der mittleren auf die obere Ebene.

„ Sie hätten besser aufpassen sollen“, sagte er triumphierend. „Es war leicht, Sie zu schlagen. Sie haben Ihre Verteidigung vernachlässigt.“

„ Sie haben nicht fair gespielt“, entgegnete Valadius. „Sie haben mich getäuscht.“

„ Nein, ich habe Ihnen lediglich eine Falle gestellt und Sie sind hineingetappt. Abgesehen davon simuliert dieses Spiel eine Kampfhandlung. Und im Krieg gibt es keine Fairness. Das sollten Sie immer bedenken.“

Auf Doktor Ravons Gesicht lag keine Spur von Überheblichkeit. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Commander zu.

„ Wir haben unser Ziel erreicht“, sagte Overdic. „Begeben Sie sich bitte in den Haupthangar. Die Fähre ist startbereit.“

„ Sehr gut. Dieses untätige Herumsitzen geht mir allmählich auf die Nerven. Es wird Zeit, dass wir endlich mit unserer Arbeit beginnen können.“

Doktor Arlik Ravon war Biologe und Ethnologe, er beschäftigte sich mit der Erforschung fremder Kulturen und fremden Lebens. Im Laufe seiner fast dreißigjährigen Karriere konnte er auf etliche Erfolge zurückblicken. Er war nicht größer als 1,60 Meter, hatte eine Glatze und einen Oberlippenbart, für dessen Pflege er fast seine gesamte Freizeit opferte. Seine faltige Haut erinnerte an gegerbtes Leder.

Außer Doktor Ravon gehörten noch vier weitere Wissenschaftler zu dem Team. Len Valadius war ein Mann mit wenig ausgeprägten Gesichtszügen und dichtem schwarzem Haar. Er pflegte beim Sprechen seinen Kopf in den Nacken zu legen, sodass sich sein Kehlkopf nach vorn schob. Um seine finanzielle Zukunft musste er sich keine Sorgen machen. Seine Eltern besaßen genug Geld, um sich einen Planeten kaufen zu können. Nur die Drohung seines Vaters, ihn notfalls zu enterben, falls er nicht versuchen würde, sich eine eigene Existenz aufzubauen, hatte ihn dazu veranlasst, einen wissenschaftlichen Beruf zu ergreifen.

Valadius liebte die Bequemlichkeit, nahm mindestens fünf Mahlzeiten pro Tag zu sich und trug Kleidung, die ihm zwei Nummern zu groß war. Der offensichtliche Hang zur Faulheit hatte ihn nur zu einem durchschnittlichen Wissenschaftler werden lassen. Allerdings – und das war ein Grund, warum er zu Doktor Ravons Team gehörte – hatte er ab und zu geniale Einfälle. Vor einigen Jahren war es ihm gelungen, das komplexe Fortpflanzungsverhalten der Parazors zu erforschen. Sein Name war durch die Medien gegangen. Fünf Monate hatte er benötigt, um sein Honorar im Urlaub zu verschleudern. Danach hatte sich Doktor Ravon mit ihm in Verbindung gesetzt, weil er Teilnehmer für eine Forschungsreise suchte.

Rückblickend betrachtet empfand es Valadius als Fehler, das er zugesagt hatte, denn von diesem Zeitpunkt an musste er seine gesamte Fantasie aktivieren, um dem Arbeitseifer Doktor Ravons zu entgehen. Er entwickelte sich zum Drückeberger. Die Anstrengungen, die er unternahm, um Ravon Fleiß vorzuspielen, kosteten aber mehr Kraft als die tatsächliche Arbeit. Allen düsteren Prognosen zum Trotz nahm Ravon ihn dennoch mit auf die Reise zum Wasserplaneten.

Corina Opril war Spezialistin auf dem Gebiet zur Erforschung fremder Technologien. Bisher hatte man ihr jedoch kaum irgendwelche Chance gegeben, um sich zu profilieren. Deshalb war sie Doktor Ravon auch dankbar, weil er sie in sein Team beordert hatte. Sie wollte ihn unter keinen Umständen enttäuschen.

Lea und Throm Keblov hatten Biologie studiert. Ihr Interesse galt vorrangig der Flora und Fauna eines Planeten. Berühmtheit erlangte das Ehepaar mit der Erforschung und Katalogisierung der Kannibalen-Pflanzen auf Durla. Lea Keblov hätte diese Arbeit beinahe mit ihrem Leben bezahlt. Throm war ein begeisterter Snowborder. Er hatte sogar bei verschiedenen Wettbewerben einige Preise gewonnen.

Seine Haut war von Wind und Sonne gebräunt. Er war schlank und leicht ergraut. Um seine Augen, die an das Blinzeln im Glitzern und blendenden Gleißen der Gletscher gewöhnt waren, rankte sich eine Unzahl feiner Fältchen. Lea, seine Frau, hatte ein alltägliches Gesicht. Unter vielen Menschen konnte ein Fremder sie leicht übersehen. Nur selten leuchtete die verborgene, rätselhafte Schönheit ihres Gesichts hinter einem plötzlich zurückweichen Vorhang auf.

Die beiden redeten nicht sehr viel miteinander, aber dann und wann konnte man einen Blick auffangen, den Throm seiner Frau zuwarf. Es war kein besonders ausdrucksvoller Beweis seiner Gefühle. Nichts dergleichen war ihm zu entnehmen. Es war lediglich ein kurzes, helles Aufblitzen seiner Augen, die Feststellung: Du bist da.

Doktor Ravon hatte sein Team eigenhändig zusammengestellt. Er wollte eine Mischung aus erfahrenen Wissenschaftlern und solchen, die noch am Anfang ihrer Karriere standen.

Die Missionen 131-140 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21014

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