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5.2.1. Frühe Hauskirchen
ОглавлениеSauser 1966, 465
Die ersten Christen feierten das Abendmahl als agape oder cena dominica schlicht in ihren Häusern. Wie schon gesagt, gab es kaum ein Interesse an einem aufwendigen Kultraum und es herrschte eine Abneigung gegenüber dem materiell-irdischen Werk eines Kultgebäudes. Selbst als ab dem Beginn des 4. Jh.s der Kirchenbau einsetzte, waren viele Kirchenväter, allen voran Augustinus, damit nicht glücklich und wiesen in Kirchweihpredigten nach den Vorgaben aus Apg 7,48 (»indes wohnt der Allerhöchste nicht in Gebäuden von Menschenhänden«) und 2 Kor 5,1 (»ein ewiges Haus im Himmel, das nicht von Menschenhänden erbaut ist«) auf den nur schwachen Abbildcharakter des steinernen Gebäudes gegenüber der aus lebendigen Steinen zusammengesetzten Kirche mit dem wahren Eckstein Christus hin.
Im Unterschied zu den antiken Religionen versammelten sich im Christentum alle Gläubigen in einem abgeschlossenen Raum. Ab dem 3. Jh. dürften wohlhabende Römer, Männer und Frauen der Gemeinde, ihre Häuser für den Kult zur Verfügung gestellt haben. Nach der staatlichen Anerkennung hatte sich das Christentum rasch verändert und zog mehr und mehr auch wohlhabende Bürger an. Nicht nur Geld floss nun in größeren Mengen in die Kassen der Kirchen, sondern es wuchsen auch die Ansprüche nach einem ästhetischen Rahmen für den Kult.
römisches Haus
Diefenbach 2007, 32
Balch 2008
Diefenbach 2007, 330
Koch 1995, 20
De Caro 2006; Schefold 1998; Janes 1998, 42f
Weissenrieder/Wendt 2005
Balch 2008, 110
Fiocchi 2001, 18f
Das römische Haus war stets auch ein öffentlicher Ort der sozialen Repräsentation und Kommunikation. Aus den privaten Zusammenkünften entwickelten sich die Hauskirchen, wie sie bei Paulus beschrieben werden, darunter auch größere Anlagen. Die Namen der Besitzer und Gönner standen auf Tafeln am Eingang (tituli). Im 5. Jh. gingen viele zu Kirchen ausgebaute Häuser in den Besitz der Kirche über, die Namensträger wurden als Heilige verehrt. Die römischen Häuser waren zum Unterschied von den jüdischen (unter Herodes kam auch Kunstausstattung in jüdischen Häusern auf) in der Regel mit reichen Bildgalerien versehen und man kann, wie unter 3.3. bereits geschildert, davon ausgehen, dass die Besucher mit den Geschichten aus dem antiken Orient vertraut waren. Darunter fanden sich auch spirituelle Themen wie Pythagoreisches, Dionysisches, Gnostisches mitsamt dem spätantiken Synkretismus einschließlich ägyptischer Legenden. Die Verbindung von Rom mit dem orientalischen Kulturgut war über diese Kunstpraxis sehr eng. Paulus predigte in solchen Räumlichkeiten. Über das Verständnis der orientalischen Erzählungen in den römischen Häusern durch die Christen wird kontrovers diskutiert. Dennoch ist die Berücksichtigung dieser visuellen Kommunikation für das Entstehen nicht nur der Kunst, sondern auch theologischer Konzeptionen ein wichtiger ergänzender Faktor in einer sehr textorientierten neutestamentlichen Forschung. Diese Kunstprogramme bildeten ein Vorbild für die Übertragung der Sujets von den Häusern auf Grabsteine und in Katakomben.
Balch 2008, 26 Lit.
Wharton 1995
Milburn 1988, 9–13
Kähler 1972, 26–33
Koch 1995, 19–24
Kähler 1972, 40–45
Die ersten eigenständigen christlichen Hauskirchen hatten bereits christliche Bildererzählungen mit Themen aus dem Alten und Neuen Testament und wurden speziell für die Bedürfnisse der Gemeinde geplant. Die Verbreitung der Hauskirchen ist gut untersucht. Zahlreiche frühchristliche Titelkirchen (in Rom etwa San Clemente, Santa Sabina, Santi Giovanni e Paolo) gingen aus solchen Hauskirchen hervor. Die berühmteste wurde jene von Dura Europos in Syrien – die bislang einzig erhaltene aus dem 3. Jh. Das vermutlich um 233 als Kirche gestaltete Haus hatte einen Versammlungsraum, ein üppig mit ungewöhnlichen Szenen aus dem Neuen Testament geschmücktes Baptisterium und einen Unterrichtsraum für die Katachumenen. Reste weiterer vorkonstantinischer Kirchen finden sich in der Türkei, in Italien und Spanien. Zu den ersten gehört auch eine vermutlich schon basilikale Anlage in Aquileia (um 312).