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1. Der Süden Europas Goten

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Wulfila

Als die Goten im 3. Jahrhundert auf ihren Raubzügen ins Römische Reich auch Christen in ihr Gebiet verschleppten, blieb dies zunächst ohne Auswirkungen. Erst mit der Missionstätigkeit Wulfilas (um 311–383) begann die Christianisierung in größerem Stil. Dieser war Enkel von zu den Goten verschleppten Christen und wurde um 340 von Bischof Eusebius von Nikomedien zum Bischof für das Gebiet der Goten geweiht. Wie Eusebius vertrat Wulfila eine subordinatianische Christologie, die zu dieser Zeit auch von den römischen Kaisern gefördert wurde: Gott Vater wird dem Sohn eindeutig übergeordnet, ohne diesen allerdings als Geschöpf zu bezeichnen. Wulfilas Mission und Kirchenorganisation basierte auf seiner Übersetzung der Bibel ins Gotische, für die er eine eigene Schrift und Schriftsprache geschaffen hatte. Dazu kam eine eigene Liturgie in gotischer Sprache. In der westgotischen Kirche kam dem König die zentrale Stellung zu, der Bischöfe ernannte und Synoden einberief. Bekenntnis, Liturgie und Kirchenorganisation wurden so zu wesentlichen Bestandteilen der westgotischen Identität – auch in Abgrenzung zum Römischen Reich.

Westgoten

Die Westgoten wanderten über Italien und Gallien nach Spanien, wo sie zu Beginn des 6. Jahrhunderts das Toledanische Reich gründeten. Dies bedeutete zunächst die Konkurrenz von nizänischem Bekenntnis der ansässigen Bevölkerung und subordinatianischer Christologie der westgotischen Oberschicht. Durch die Konversion König Rekkareds zum nizänischen Glauben (587), der diejenige des gesamten Reiches folgte, konnte die Reichseinheit gewahrt werden. Die Blütezeit der westgotischen Kirche im 7. Jahrhundert verbindet sich vor allem mit Bischof Isidor von Sevilla als intellektuellem Haupt der Kirche und den in Toledo tagenden Synoden. Die Eroberung Spaniens durch die Araber beendete diese Zeit, doch konnte das Christentum unter muslimischer Herrschaft etwa die Formen der westgotischen Liturgie bewahren.

Ostgoten unter Theoderich

Die Ostgoten beherrschten um 500 unter Theoderich ein großes Territorium aus Italien, Sizilien, Dalmatien, Noricum, Rätien und der Provence, ein „Zwitter“ zwischen römischer Reichsprovinz und eigenständigem Königreich. Theoderich ließ dem nizänischen Bekenntnis der ansässigen romanischen Bevölkerung völlige Freiheit und kooperierte vielfältig mit dem Papsttum. Zugleich jedoch folgten auch die Ostgoten dem auf Wulfila zurückgehenden subordinatianischen Bekenntnis. Zudem legte Theoderich Wert auf die Trennung zwischen den Bevölkerungsgruppen und Bekenntnissen und verbot daher die Heirat zwischen Goten und Romanen. Nach außen war dies ein deutliches Signal zugunsten einer Kooperation der Germanen – und richtete sich gleichzeitig gegen die Franken, die mit ihrem König Chlodwig das nizänische Bekenntnis angenommen hatten.

Kirchengeschichte des Mittelalters

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