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4. Skandinavien
ОглавлениеNachdem Karl d. Gr. das Gebiet der Sachsen dem fränkischen Reich eingegliedert hatte, waren die Dänen unmittelbare Nachbarn geworden. Doch bestand zunächst auf keiner Seite ein ernsthaftes Interesse an einer Christianisierung des Nordens. Erst unter Karls Sohn Ludwig dem Frommen (814–840) lassen sich einige punktuelle Bemühungen in Richtung Dänemark und Schweden beobachten, wo die Bischöfe Ebo von Reims und Ansgar von Hamburg in päpstlichem Auftrag als Legaten und Missionsbischöfe tätig waren. Dabei scheint man sich in Schweden durch die Annahme des Christentums vor allem auf bessere Handelsbeziehungen zu den Franken erhofft zu haben. Durch die Überfälle der Wikinger, lockerer Zusammenschlüsse von Seeräubern, die in ganz Europa insbesondere die schwach verteidigten Kirchen und Klöster überfielen und plünderten, gerieten die Missionsbemühungen ins Stocken; teilweise wandten sich die Menschen auch wieder einer intensivierten polytheistischen Religiosität zu.
Dänemark
Erst im 10. Jahrhundert kam es zu erneuten Missionsbemühungen, als das unter den deutschen Königen Heinrich I. und Otto I. zu europäischer Hegemonialstellung gelangte Reich auch auf Dänemark Einfluss nehmen konnte. Unter nicht mehr genauer rekonstruierbaren Umständen ließ sich der dänische König Harald Blauzahn 965 taufen. Unter Harald entstand zudem eine kirchliche Struktur, die als Basis für die weitere Christianisierung dienen konnte, so dass seine Nachfolger schon auf die Kirche als Machtressource zurückgreifen konnten. Kirche und Königtum gingen also auch hier ein enges Bündnis ein. Konsequenterweise strebte die dänische Kirche im 11. Jahrhundert nach Unabhängigkeit vom deutschen Reich, insbesondere vom Erzbistum Hamburg-Bremen, das immer noch die Oberhoheit über die dänische Kirche beanspruchte. Diese Unabhängigkeit wurde mit der Erhebung des Bistums Lund zum Erzbistum 1103 geschaffen. Von Dänemark aus wurde im 12. Jahrhundert auch die Insel Rügen christianisiert und dem dänischen Königreich eingegliedert.
Norwegen/Schweden
Mit „innenpolitischen“ Erwartungen aufgeladen wurde das Projekt der Christianisierung in Norwegen und Schweden, die im Hochmittelalter eher an der Peripherie des europäischen Interesses lagen. In beiden Ländern ging es in erster Linie um innere Einigung, die von der Christianisierung unterstützt werden konnte. So zogen sich die Prozesse von Mission und Aufbau einer Kirchenorganisation über das 11. und 12., teils bis ins 13. Jahrhundert, wobei in Norwegen schärfere Konflikte zu beobachten sind als in Schweden; dort scheinen christliche und pagane Religiositäten über einen langen Zeitraum nebeneinander existiert zu haben. Für beide Kirchen war ebenfalls die organisatorische Loslösung vom Erzbistum Hamburg-Bremen ein bedeutsames Ereignis: Die Entwicklung hin zu Landeskirchen zeigt sich im Hochmittelalter deutlich an.