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5. Osteuropa Römische und byzantinische Mission
ОглавлениеDas Gebiet, das etwa das heutige Tschechien, die Slowakei, die östliche Hälfte Österreichs, Ungarn, Bulgarien und den Balkan umfasst, war im 8. Jahrhundert von heidnischen Völkerschaften besiedelt, die auf diese Weise eine Art Puffer zwischen dem westlichen fränkisch-römischen und dem östlichen byzantinischen Christentum bildeten.
Kyrill und Methodios
Zur unmittelbaren Konkurrenz kam es im 9. Jahrhundert im Mährischen Großreich, als Fürst Rostislav nicht nur die faktische politische Unabhängigkeit vom Frankenreich erreichte, sondern auch die bairischen Missionare des Landes verwies und aus Byzanz Missionare erbat. Von dort kamen die Brüder Konstantinos (826/27–869), der auf dem Sterbebett den Namen Kyrill annahm, und Methodios (um 815–885), deren herausragende Leistung die Schaffung einer Schrift- und Liturgiesprache samt Schrift für sämtliche slavischen Stämme ist. Ihr glagolitisches Alphabet ist in vereinfachter Form heute als kyrillisches Alphabet bekannt. Es ging den beiden Missionaren also hauptsächlich um die Herstellung eines geordneten kirchlichen Lebens nachdem die Basis für das Christentum bereits gelegt war. Freilich nahmen die fränkischen Bischöfe dies nicht einfach hin, so dass sich die Auseinandersetzungen um „römische“ oder „byzantinische“ Form der Kirche in Mähren durch das gesamte 9. Jahrhundert zogen, bis das Reich 906 unter ungarischem Druck zerfiel.
Noch schärfer wurde die Auseinandersetzung zwischen Rom und Byzanz in Bulgarien, wo sich ebenfalls Fragen nach kirchlicher und politischer Ausrichtung verbanden. Vor allem hinsichtlich der Zuständigkeit für Bischofsernennungen für Bulgarien kam es zum Grundsatzstreit, erst im Rahmen des Konzils von Konstantinopel 869/70 konnte eine Regelung zugunsten von Byzanz durchgesetzt werden. Um die Jahrtausendwende schließlich wurde Bulgarien dem byzantinischen Reich eingegliedert. Ebenfalls durch die Byzantiner wurde das Reich der Kiever Rus missioniert, so dass der Expansion der römischen Kirche nach Osten eine Grenze gesetzt war.