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3. Das fränkische Reich Chlodwigs Konversion

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Im ausgehenden 5. Jahrhundert hatten die Franken die Vorherrschaft in Gallien übernommen, einem religiös disparaten Territorium. Denn während die romanische Bevölkerung dem Christentum in der Form des nizänischen Bekenntnisses angehörte, hielten die Franken an einem heute schwer zu bestimmenden polytheistischen Glauben fest. Teilweise führte dies im Norden Galliens zur Repaganisierung christlicher Landstriche und einem Rückgang der kirchlichen Infrastruktur. Auch König Chlodwig (481/82–511) teilte den polytheistischen Glauben, doch gab es in seiner Familie auch Christen: seine Ehefrau Chrodechilde hing dem nizänischen Bekenntnis an, seine Schwestern dem subordinatianischen. Freilich dürfte Chlodwig auch die Kirche als Gegenüber und Machtfaktor in seinem Reich durchaus wahrgenommen haben, was Überlegungen zu einer Konversion beeinflusst haben dürfte, zumal er auch der Taufe seiner Söhne im nizänischen Bekenntnis zustimmte.

Christus als Sieghelfer

Die frühmittelalterlichen Geschichtsschreiber, besonders Gregor von Tours und die Fredegar-Chronik, verdichten den vermutlich länger andauernden Konversionsprozess auf eine Schlacht gegen die Alamannen, wohl im Jahr 498. Als sich eine Niederlage der Franken abzuzeichnen drohte, habe Chlodwig zu Jesus Christus gebetet und für den Fall eines Sieges die Konversion zum Christentum gelobt. Es geht damit zum einen um eine Art Vertrag, den Chlodwig mit Christus abzuschließen versucht, und der Leistung und Gegenleistung enthält. Zum anderen spielt das Sieghelfer-Motiv eine bedeutende Rolle, das auch die Berichte über die Bekehrung Kaiser Konstantins im Kontext der Schlacht an der Milvischen Brücke (312) prägt. Im Kontext der germanischen Religiosität lässt sich die Konversion Chlodwigs als Wechsel zur stärkeren Gottheit deuten, die das Wohlergehen des Volkes zu sichern im Stande ist. Zugleich bedeutete die Konversion eine Legitimationskrise, da sich das fränkische Königsgeschlecht über den Stammvater und Halbgott Merowech mit den alten Göttern quasi familiär verbunden hatte; es galt daher, sich nun Christus „anzusippen“. Das Bindeglied zu Christus scheint Chlodwig im Heiligen Martin gefunden zu haben, zu dessen Grab er noch vor seiner Taufe pilgerte und dessen Reliquien er verehrte.

Am Weihnachtsfest (wohl 498) wurde Chlodwig schließlich getauft, wobei die Zeitgenossen sogleich die Analogie zwischen der Geburt Christi und der Wiedergeburt des Königs herstellten. Wahrscheinlich ging ein grober Taufunterricht durch Bischof Remigius von Reims voraus, in dem vor allem die Absage an die alten Götter und das nizänische Bekenntnis zur Trinität eine wichtige Rolle gespielt haben dürften. Dem Beispiel Chlodwigs folgten die übrigen Großen des Reiches, so dass die fränkische Führungsschicht fortan christlich war – auch wenn die Zahl von dreitausend Männern, von denen Gregor von Tours schreibt, wohl eher symbolisch zu verstehen ist. Damit erscheint Chlodwigs Taufe weniger als Akt individueller Glaubensentscheidung, sondern eher als vom Gemeinwohl her bestimmt: Man folgte dem mächtigeren und politisch opportunen Gott.

Auf diese Weise war aber die entscheidende Voraussetzung für die Integration von romanischer und fränkischer Bevölkerung im Reich geschaffen, die sich in der Folgezeit vollziehen konnte. Sprachlich dominierte dabei der romanische Anteil, denn das Lateinische blieb als Sprache der Liturgie und der Bildung erhalten – im Unterschied etwa zu den westgotischen Reichen. Anders als andere germanische gentes also erfolgte die Christianisierung der Franken von vornherein im nizänischen Bekenntnis, ohne den „Umweg“ über ein subordinatianisches Christentum.

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