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15. Realität??

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"Alena, was ist mit dir?", fragte Ralf, besorgt die Stirn in Falten gelegt.

Ich schüttelte den Kopf, blickte Ralf verständnislos an, als hätte ich ihn zum ersten Mal in meinem Leben gesehen. Dann entdeckte ich das Rotweinglas vor mir, streckte den Arm aus und führte das Glas mit zitternden Händen zu meinem Mund, trank und noch bevor ich das Glas wieder zurück auf den Tisch gestellt hatte, begann ich Ralf mein Erlebnis zu erzählen, ohne Luft zu holen.

Ralf sackte in seinem Stuhl zusammen, während ich erzählte.

Tonlos brachte er hervor: "Das gibt es nicht!"

"Was gibt es nicht?"

Seine Augen waren ein Ton dunkler als sonst: "Dass du dort warst. Dass du wirklich dort warst!"

„Das heißt also, dass du mir nicht glaubst!" lächelte ich bitter.

Ralf richtete sich wieder auf, ernst leuchteten seine Augen: "Natürlich glaube ich dir! Wieso solltest du mich anlügen? Wenn ich Yan und David nicht kennen würde, dann würde ich dich jetzt wohl auf deinen Geisteszustand untersuchen lassen, aber so..."

Ich nahm noch einen Schluck Rotwein, zündete mir eine Zigarette an, stützte den Ellbogen auf die Stuhllehne und fragte: "Was unternehmen wir jetzt? Wir können die beiden nicht im Stich lassen. Und wenn auch unsere Welt wirklich in Gefahr ist, müssen wir herausfinden, worin die Gefahr liegt. Es gibt da nur ein Problem..."

Ralf fragte interessiert: "Und das wäre?"

Kurz überlegend stellte ich fest: "Ich kann unmöglich tagelang schlafen. Ich weiß ja auch nicht, wie lange wir brauchen werden, um Yan und David zu retten. Und da wir nicht wissen, in welchem Verhältnis die Zeit in der 'Traumwelt' zu unserer Zeit vergeht..."

Mein Grübeln verließ mich nicht.

Ralf half mir beim Überlegen: "Ich hatte dich höchstens fünf Minuten allein gelassen. Dann stand ich vor dir, beobachtete dich wenige Sekunden und begann dich zu wecken. Es können allerhöchstens zehn Minuten vergangen sein, in der du in der 'Traumwelt' warst. Viel hilft das nun nicht weiter, da du keine Zeitangabe machen kannst, wie lang du in der anderen Welt warst. Zumindest wissen wir, dass die Zeit dort schneller als auf der Erde vergeht. Aber wenn noch nicht einmal Xamor uns helfen kann..."

Wütend drückte ich die Zigarette aus und meinte energisch: "Xamor kann uns helfen! Aber auch er hat nicht auf alles eine Antwort. Wenn ich doch nie in die andere Welt gegangen wäre..."

Ralf stand auf und stellte sich vor mich, nahm mein Gesicht in seine Hände, hob es leicht an, damit ich ihm in die Augen sehen musste und seine Stimme bebte: "Dann hätten wir nie erfahren, was Yan und David zustoßen wird! Und wenn es von der anderen Welt aus auch Gefahr für die Erde gibt, ist es viel besser der Gefahr in die Augen zu blicken, anstatt von hinten von ihr überfallen zu werden!"

Ich wand mich in seinem Griff und blickte in den Pool: "Du hast leicht reden, schließlich halte ich den Kopf dafür hin!"

"Aber ich werde dich unterstützen. Ich kann dich wecken, wenn es gefährlich für dich wird!"

"Woher willst du denn wissen, wann ich mich in Gefahr befinde?", lachte ich.

"Das ist einfacher, als du denkst. Es ist ein Traum, der dich in die andere Welt bringt. Einfach ein Traum, wenn auch ein sehr tiefer. Wenn du dich in Gefahr befindest, wird dein Puls in der anderen Welt steigen, deine Atmung wird schneller, hektischer. Dein Körper auf der Erde wird ähnlich reagieren. Deine Augen werden sich sehr schnell unter deinen Lidern bewegen und deine Glieder werden unrhythmisch zucken. Wie im REM-Stadium eines nicht so tiefen Traumes."

Ich war noch nicht überzeugt: "Woher weißt du, dass dies auch für den tiefen Traum gilt, der mich in die andere Welt bringt?"

Ralf überlegte, für meinen Geschmack etwas zu lange und Misstrauen schoss in mir hoch. Aber ich schob dieses Gefühl beiseite, auch das schon bekannte, drückende, fast erstickende Gefühl, das meine Magenspitze heimsuchte, denn Ralf war tatsächlich auf der Erde meine einzige Hilfe.

Wem konnte ich schon mein Problem anvertrauen? Wer würde mir sofort glauben und mich unterstützen?

Ich musste schnell handeln, denn die Zeit in der anderen Welt, der "Traumwelt" lief schnell ab - schneller, als mir lieb war.

Ralf antwortete endlich: "Das habe ich in einem Traumbuch gelesen. Wann fangen wir an?"

Ich begann sofort gemeinsam mit Ralf mit den Vorbereitungen. Zum einen durfte ich nicht durch ein lautes Geräusch aus dem "Traum" gerissen werden - das hätte in einer brenzligen Situation auf der anderen Welt zu gefährlich für Yan, David, Xamor und anderen etwaigen Helfern werden können. Das Problem lösten wir durch Ohrenstöpsel

Dann musste ich wieder in eine Art Trance fallen, denn schlafen hätte ich vor lauter Aufregung nicht können und ich bezweifelte langsam auch, dass ich dann so lang hätte in der "Traumwelt" bleiben und agieren können, wie bei meinem ersten Besuch. Also stellte ich mir einen bequemen Stuhl an den Pool und zwar so, dass wenn die Sonne in das Wasser schien, die reflektierten Strahlen auf meinem Gesicht tanzten. So konnte ich mich voll auf die Lichtspiegelungen konzentrieren. Dann ging ich noch schnell auf die Toilette, damit ich nicht von einem dringenden Bedürfnis geweckt werden würde.

Als ich auf dem Stuhl saß und ins Wasser in die glitzernden, kleinen Wellen blickte, raste mein Puls und ich war so aufgeregt, dass ich erst noch eine Zigarette rauchte, um ruhiger zu werden.

Danach atmete ich mehrmals ganz langsam ein und noch langsamer aus, um mein pochendes Herz zu beruhigen. Nach mehreren Minuten beruhigte sich mein Herz und ich starrte in die diamantenen Wellen, darüber hinaus ins tiefe Wasser und ließ mich ganz tief in den Stuhl sinken, bis ich fast darin lag.

Da kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht schon zu spät kommen würde, denn wenn die Zeit in der "Traumwelt" viel schneller als auf der Erde ablaufen würde, was durch mein erstes Erlebnis wahrscheinlich war, dann wäre die dreiviertel Stunde, die ich auf der Erde verbracht hatte...wäre vielleicht schon ein ganzer Tag auf der anderen Welt und ich würde vor den noch schwelenden Scheiterhaufen von Yan und David stehen, oder was auch immer man ihnen angetan hatte.

Außer..., ein Gedanke machte sich voller Hoffnung in mir breit...außer, ich konnte auch den Zeitpunkt steuern, an dem ich auf der "Traumwelt" ankommen würde.

Der Gedanke manifestierte sich so sehr in meinem Kopf, dass ich, als ich meinen Blick über die gleißenden Wellen des Pools gleiten ließ, immer wieder an den letzten, erstaunten Blick von Xamor dachte, als ich ihn verlassen hatte...

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