Читать книгу Zähmung des Feuers - Billy Remie - Страница 10

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Ein Klingeln, ähnlich wie das helle, schmerzende Geräusch, das man im Trommelfell hörte, wenn man buchstäblich was auf die Ohren bekommen hatte, erklang gleich zweimal hintereinander in Bellzazars linkem Ohr.

Er wusste, was es bedeutete.

Stöhnend versuchte er, sich vom Rücken auf die Seite zu rollen. Er lag zwischen den Dimensionen im Schleier, seine Umgebung war jedoch keine schöne, grüne Wiese, wie jene, die er den Verstorbenen zeigte, um sie zu beruhigen. Nein, für ihn hielt der Schleier schon seit geraumer Zeit nur düstere Orte bereit.

Er lag mit dem Rücken auf glänzenden, schwarzen Marmor. Um sich herum erblickte er die nackten Wände einer uralten Gruft. Fackeln aus Geistfeuer spendeten mystisches Licht, das sich im schwarzen Marmor spiegelte – und auf einem Podium stand der imposante Thron der Unterwelt.

Bellzazar konnte sich nicht bewegen.

Erneut stöhnte er und fiel zurück auf den Rücken. Es gelang ihm einfach nicht, den Zauber, der auf ihm lag, zu überwinden.

Wie lange war er schon hier? Wie lange war er schon untätig gewesen? Wie lange hielten sie ihn schon hier gefangen?

Zu lange, mochte er meinen. Es kam ihm vor wie eine elend, lange, nicht enden wollende Ewigkeit. Und er wusste, es war erst der Anfang.

»Ich warne dich, Bellzazar!«, erklang in seiner Erinnerung zum aber tausendsten Mal die Stimme des Schöpfers. Bellzazar hatte ihm davon erzählt, dass er den Thron der Unterwelt in seinen Besitz gebracht hatte. Er hatte geglaubt, dem Schöpfer damit einen gewaltigen Vorteil einzubringen, immerhin gab es ohne Thron keinen Fürsten, der ihn erobern konnte. Und ohne Fürst gab es auch keine organisierte Dämonenarmee. Bellzazar hatte angenommen, es würde den Schöpfer erfreuen, dass diese Gefahr gebannt war.

Doch dieser hatte andere Sorgen.

»Es ist nicht nur das Flüstern des Throns, dem du widerstehen musst«, hatte der Schöpfer ihn gewarnt, »es sind die Dämonen, vor denen du dich in Acht nehmen musst.«

Er hatte ja so Recht behalten …

Sie hatten sich zeitgelassen, gewiss, aber sie waren gekommen. Nicht alle, aber einer. Einer, dem selbst die anderen nicht begegnen wollten. Und er hatte Bellzazar, trotz seiner Macht, einfach überwältigen und bannen können.

Nun lag er da, schon seit einer Ewigkeit, ohne dass die Sterblichen, die ihn vermissten und die er mehr liebte, als er zugeben würde, wussten, was ihm wiederfahren war. Augenblick um Augenblick musste er die Qualen der Unterwelt ertragen, ohne ihr überhaupt nahe zu sein. Der Dämon im Schleier hatte alles verdunkelt, selbst die Luft hier brannte bei jedem Atemzug wie Feuer in seinen Lungen.

Was er wollte, was simpel, aber Bellzazar würde sich diesem Willen nie beugen. Nein! Lieber würde er weitere Folter aushalten.

Es gab diese Momente, wenn er allein war, in denen er sich vorstellte, sein Bruder würde spüren, was ihm hier angetan wurde, und ihm zu Hilfe eilen. Doch das war Unsinn, das wusste er. Niemand konnte ihn hier retten.

Doch jetzt war alles anders. Nicht nur er brauchte einen Retter. Das Klingeln in seinen Ohren war unverkennbar gewesen.

Desiderius brauchte Hilfe.

Sein Bruder rief nach ihm.

Komm schon, Zazar, spornte er sich selbst an. Steh auf, Zazar!

Bellzazar biss die Zähne zusammen, bis sein Gesicht rot anlief, und bäumte sich unter Schmerzen auf. Es war, als wäre er mit dem Boden verbunden. Wenn er sich erhob, fühlte sich sein Rücken an, als würde er sich auflösen.

Da musste er jetzt durch.

Unter Grunzen und Stöhnen – er spuckte und Tränen liefen ihm über die feuerroten Wangen – warf er sich herum, mit aller Willenskraft, die er aufbringen konnte. Er landete mit einem lauten »Klatsch« auf dem Bauch und atmete erst einmal durch.

So weit, so gut.

Bellzazars Blick war verschwommen, so lange dauerten die Qualen in seinem Inneren schon an. Der Dämon hatte sein Blut in flüssiges Feuer verwandelt, das ohne Aussicht auf Linderung in seinem Inneren brannte. Sein Magen beinhaltete giftige Säure, wie die grünen Substanzen von einigen Pflanzen aus der Wildnis. Seine Haut schien wie verflüssigt, sie klebte und zog Fäden, wenn er sich vom Boden entfernen wollte. In seinem Kopf herrschte dichter Nebel, und sein Herz wurde beständig von einer unsichtbaren, eisernen Faust umschlossen und zerquetscht.

Bellzazar hatte sich schon oft gewünscht, zu sterben ohne wieder zu kehren, und er hatte nicht geglaubt, dass dieser Wunsch noch größter werden konnte. Er hatte sich gewaltig getäuscht. Noch nie hatte er sich so sehr nach dem erlösenden Tod gesehnt wie jetzt. Ihm wäre alles recht, selbst die Zerstörung seiner Seele, die bedeuten würde, das nichts mehr, nicht eine einzige Erinnerung mehr, von ihm existieren würde.

Aber er würde nicht sterben. Alles was er fühlte, existierte in der Wirklichkeit gar nicht, es war nur in seinem Kopf. Es war nicht echt.

Doch das änderte nichts daran, dass es sich verdammt echt anfühlte.

Los, beweg dich!

Er sah das Portal, das er mit seiner letzten verbliebenen Kraft geschlossen hielt, damit der Dämon nicht in das Reich der Götter gelangen konnte. Bellzazar hob einen Arm und warf ihn nach vorne, er landete schwer, wie ein lebloser, nasser Sack auf dem schwarzen Marmor. Mit gekrümmten Fingern zog er sich über den Boden, mit dem Gefühl, sich die Haut bei lebendigem Leibe abzureißen.

Bellzazar schrie unter unsäglichen Qualen. Aber er hob auch den anderen Arm, um sich weiter nach vorne zu ziehen. Immer weiter kroch er in Richtung Portal, um es zu öffnen und dann hindurch zu gelangen, auf die andere, rettende Seite.

Er musste den Schmerz ignorieren, weil er seinem Bruder helfen musste.

»Du meine Güte!« Ein dunkles Lachen erklang aus den Schatten. »Und ich dachte schon, du hättest aufgegeben, Bruder.«

Bellzazar zog sich ein weiteres Stück vor. »Ich bin nicht dein Bruder!«

»Du bist ebenso unser Bruder, wie du der Bruder der Götter bist«, sagte Bael, Fürst des Krieges. »Deshalb bist du auch so wertvoll für uns.«

Bellzazar zog sich weiter. Er wusste, was Bael begehrte, und er würde es ihm niemals geben, selbst, wenn es ihm möglichgewesen wäre – aber dem war nicht so.

»Zazar, Schatz, gib es auf.« Bael schlenderte hinter ihm entlang, die schweren Schritte seiner schwarzen Lederstiefel waren auf dem Marmor deutlich zu vernehmen. »Du weißt doch sehr wohl, dass ich dich die ganze Strecke bis zum Portal kriechen lasse, nur damit du dir selbst Leid zufügen kannst, um dich dann im letzten Augenblick doch aufzuhalten.«

Bellzazar kroch weiter, eine Blutspur hinter sich herziehend, die nur er sehen konnte, weil sie nur ihn seinem Kopf existierte. Er wusste, dass es sinnlos war, aber, wenn er es nicht wenigstens versuchte, würde er nicht mehr mit sich leben können – falls er das in seinem Fall so nennen konnte.

Als Bellzazar in seiner ihm eigenen Sturheit einfach weiter kroch, seufzte Bael missfällig und schnippte mit den Fingern nach seinem »Helferlein«.

»Levidetha!«, bellte er befehlend.

Kaum war der andere Dämon gerufen worden, packten krallenbesetzte Klauen Bellzazars schwarzes Haar und rissen seinen Kopf derart brutal hoch, dass es ihm fast das Genick brach. »AHHH…«

»Wo willst du denn hin, Zazar?«, säuselte eine verführerisch klingende Stimme direkt in Bellzazars Ohr.

Dann wurde er gepackt und herumgeschleudert. Ihm wurde übel, als er einmal quer durch den Raum flog und schließlich mit einem ohrenbetäubenden Knall wieder auf dem Rücken landete. Er schlug sich dabei den Hinterkopf auf. Das warme Blut, das ihm nun langsam den Nacken hinab rann, war tatsächlich echt.

Ihm war für einen Augenblick schwarz vor Augen und er hob den Arm, um sich mit dem Handballen eine klare Sicht zu reiben.

Unverzüglich sprang der kleinere, hinterhältigere Dämon rittlings auf ihn drauf.

»Levi«, stöhnte Bellzazar, »lass mich gehen!«

»Der Fürst sagt, nein!«, lachte der kleine Drecksack süffisant zurück.

Levidetha und Bael hatten beide ein menschliches Aussehen – menschlicher als so manch anderer Dämon. Beide besaßen rabenschwarzes Haar, weil die Finsternis ihnen von den Zehenspitzen bis zu den Haarspitzen reichte, und pupillenlose, schwarze Augen. Baels Haut war fahl, wie die Haut einer Leiche, während Levidethas Teint noch rosafarben wirkte, ähnlich wie die sanfte, makellose Haut eines Neugeborenen. Dafür war Bael groß und stramm gebaut, er hatte steinharte Muskel unter der zerschlissenen, halb verrosteten Kettenrüstung. Levidetha hingegen war dürr. Nicht schlank, sondern wahrhaftig dürr. Seine Knochen waren mit Haut überzogen, kaum ein Muskel war zu erkennen. Er hatte lange Extremente, die er erstaunlich weit biegen konnte. Arme und Beine waren derart überlang, dass er sie benutzte, um sich ähnlich wie eine Spinne fortzubewegen.

Mit seinen Händen, die er gegen Bellzazars Schultern presste, nagelte er ihn am Boden fest und legte mokant lächelnd den Kopf schief.

»Was hast du nur, Zazar?« Baels Kopf tauchte hinter Levidethas Schulter auf. »Wir bieten dir einen Ausweg an. Du wolltest doch sterben, oder nicht?«

Bellzazar blickte mit seiner verschwommenen Sicht zwischen den beiden schwarzen Augenpaaren hin und her.

»Ihr Narren«, sagte er schließlich ermattet. »Ihr könnt mich quälen und foltern so lange ihr wollt, es ändert nichts an dem Umstand, dass ich euch weder sagen kann, noch werde, wie ihr meine Seele von meinem unsterblichen Körper trennen könnt. Es gibt nämlich keinen Weg!«

Levidethas Blick wurde grüblerisch, während sich Bael erbost abwandte und verächtlich schnaubte.

»Er scheint die Folter zu mögen«, sagte Bael missgelaunt, er ging hinter Levidetha mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf und ab. »Levidetha, zeigen wir ihm doch, was echte Qualen sind. Zerreiß ihn.«

Nicht schon wieder …

Bellzazar schloss bereits die Augen, in Erwartung flinker Hände, die ihm unversehens den Brustkorb aufreißen würden, um ihm die Eingeweide mit bloßen Händen aus dem warmen Leib zu ziehen.

Er war von den beiden schon oft getötet worden. Immer und immer wieder ließen sie ihn sterben, um ihn in der Schwärze abzufangen und wieder hier her zu bringen. Sie nutzten seine größte Furcht; die Furcht vor dem Sterben. Aber wie bereits erwähnt, konnte Bellzazar sich nicht selbst helfen, weil das, was Bael verlangte, schier unmöglich war.

Der Fürst des Krieges wollte Bellzazars Körper. Er wollte ihn übernehmen, um die Unsterblichkeit zu erreichen. Außerdem gingen Gerüchte in der Unterwelt umher, dass der Thron gesprochen haben soll. Der Thron der Unterwelt, der angeblich ein eigenes Bewusstsein hatte, soll seinen nächsten Herrscher gewählt haben. Die Dämonen erzählten sich, er habe zu Bellzazar geflüstert. Und Bael glaubte, wenn er Bellzazars Körper übernahm, würde der Thron ihn akzeptieren.

Doch das war nicht im Bereich des Möglichen. Bellzazars Seele war unwiderruflich an seinen Körper gebunden, nur so war seine Unsterblichkeit überhaupt erst erreicht worden. Es gab einfach nichts und niemand, was Bellzazar von seinem Körper trennen konnte. Ebenso wenig wie man die Sonne vom Himmel nehmen und trotzdem noch Tageslicht haben konnte. Es war nicht möglich.

Levidetha schien es endlich zu begreifen, denn er ließ sich mit der Ausführung seines Befehls Zeit.

Bellzazar, der verwirrt die Augen öffnete, nachdem der Schmerz ausblieb, blickte in ein hoch intelligentes Gesicht.

Als er sagte, ein Dämon hätte ihn überwältigt, dem nicht einmal die anderen Dämonen begegnen wollten, hatte Bellzazar nicht Bael gemeint.

Flehend sah Bellzazar zu dem »Helferlein« hoch, der einst die Macht über die ungezähmten Meere der sterblichen Welt besessen hatte. Der einst ein Gott gewesen war. »Bitte.«

»Du kannst es beenden«, hauchte Levidetha ihm zu.

Bael fuhr verwundert herum. »Levidetha!«

»Ich kann ihn für dich töten«, schlug Levidetha vor. Er war der hinterlistigste von allen, aber auch der meist Verführerische. Er war genau wie die See, die mit ihren Weiten und ihrer Wildheit die Herzen der Seemänner höherschlagen ließ, während sie gleichzeitig dazu im Stande war, die zu töten, die sie verehrten und liebten. Levidetha war ebenso wenig im Stande, loyal zu bleiben, wie es das ungestüme Meer war, wenn es seine tapferen Seeleute verschlang.

Levidetha spürte, dass Bael nicht der oberste Fürst werden konnte, deshalb wandte er sich lohnenswerteren Zielen zu. Bellzazar konnte ihm nicht vertrauen.

»Komm schon«, hauchte Levidetha ihm mit lieblicher Stimme zu und setzte sich auf Bellzazar nieder. »Lass mich dir helfen, Zazar.« Das Grinsen auf dem Gesicht des Dämons war das listigste, was jemals existiert hatte.

Bellzazar atmete stockend aus, er blinzelte seine Furcht fort. In seinem Kopf waren nur Gedanken an seinen Bruder, und wie er schnell zu ihm kommen konnte.

»Was muss ich dafür tun?«, fragte er, obwohl er es bereits ahnte.

Levidetha beugte sich vor, bis sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten, und hauchte ihm mit verwegenem Flüstern zu: »Besteige. Den. Thron.«

Bael begann hinter Levidetha lauthals zu lachen. Er legte den Kopf in den Nacken und hielt sich den Bauch. »Er soll den Thron besteigen? Wer soll ihm folgen?«

Levidetha nahm nicht seinen Blick von Bellzazar, der wiederum außerstande war, sich abzuwenden.

»Beachte ihn nicht«, sagte Levidetha, »wir beide wissen, dass dir die ganze Unterwelt folgt, wenn du nur endlich den Göttern entsagen würdest.«

Und er hatte Recht. Durch das göttliche Blut in seinen Adern, aber die schwarze Seele in seinem Inneren, war er für die Dämonen so heilig, wie es der Schöpfer für die Sterblichen war. Bellzazar war etwas Besonderes.

»Du hast die Macht, den Kampf zu entscheiden«, lockte Levidetha ihn. »Überdenke es, Zazar, aber denke diesmal schnell. Gewiss, du könntest dich deinen Göttern zuwenden und uns vernichten. Du gibst ihnen damit aber die Macht, weiterhin mit allen Sterblichen zu spielen, als seien sie nur Figuren auf einem Brett.«

Bellzazar presste die Lippen zusammen, er versuchte, seine Ohren vor den Worten des Dämons zu verschließen, denn sein Herz war schwach. Aber welcher Mann von seiner Schwäche wusste, konnte sie überwinden …

»Erinnere dich an Lugrain«, sprach Levidetha weiter auf ihn ein.

Bellzazar spürte, wie es ihm das Herz zerriss. Er sah den Dämon grinsen, als hätte er ihm diesen Schmerz mit den Händen zugefügt.

»Weißt du nicht mehr, was sie deinem geliebten Freund angetan haben?«, fragte Levidetha gespielt bedauernd. »Soll der nächste Zyklus so weitergehen?«

Bael tauchte hinter Levidetha auf und sah ihm kritisch über die Schulter.

Levidetha fuhr unbeirrt fort: »Der Zyklus begann durch dich vom neuen, Zazar, vergiss das nicht. Wir alle konnten die Erschütterung spüren, als du dich von den Göttern abgewandt hast. Du hast damit die noch schlafenden von uns erweckt.«

Daran wollte er gar nicht denken …

»Das hast du nicht ohne Grund getan«, wusste Levidetha und lächelte triumphal. »Du hast es getan, weil sie mit deinem Lugrain spielten. Und jetzt … tja, und jetzt spielen sie mit deinem Bruder.«

»Genug! Hör auf!«, zischte Bellzazar wütend.

»Schließ dich uns an!« Verlockend strich Levidetha mit einer Kralle zwischen Bellzazars von Schweiß überzogener Brust entlang, sodass es ihm eine Gänsehaut bescherte. »Besteige den Thron und du bist frei.«

Bellzazar schüttelte verzweifelt den Kopf, ihm stiegen Tränen in die Augen.

Das hier hatte er nie gewollt.

»Ich will nur Freiheit für all jene, die vom Licht oder von der Finsternis versklavt wurden«, sagte er entschlossen.

Bael schnaubte spöttisch und wandte sich wieder ab. Für ihn war die Gefahr vorbei; Bellzazar würde nie den Thron besteigen.

»Nein, Zazar«, wiedersprach Levidetha jedoch wissend. »Alles, was du tatsächlich je wolltest, war deine eigene Freiheit und die ungeteilte Liebe eines Individuums. Du Dummkopf!« Er lachte in sich hinein. »Statt nach der Liebe und der Loyalität eines einzigen Herzens zu fechten, das stets an dir zweifelt, könntest du eine ganze Legion von Herzen haben, die dir ihre ungeteilte Liebe und Loyalität zu Füßen legen.«

Bellzazars Augen flogen hin und her. »Mein Bruder …«

»Eine arme, einsame Seele, deren Tage bereits gezählt sind. In den Fängen der Götter, dazu gezwungen, immer für ihren Willen zu kämpfen, ohne es zu wissen«, warf Levidetha ein. Dann beugte er sich vor und sprach eindringlich weiter, sodass Bellzazar die Bedeutung der Worte unmöglich missverstehen konnte: »Eine einsame Seele, mit der ebenso gespielt wurde wie mit dir gespielt wird. Eine Seele, deren Augen wir öffnen können.«

»Aber, die Prophezeiung …«

»Du weißt, genau wie ich es weiß, dass eine Prophezeiung nicht erfüllt werden muss, schon gar nicht, wenn sie von den Göttern zu deren Schutz erschaffen wurde. Außerdem haben sie sich wieder einmal an deiner Macht bedient, ohne dir den nötigen Respekt dafür zu zollen! Denn ohne dich, gäbe es nie einen Blutdrachen, der sie retten könnte, Zazar! Denk doch mal nach! Sie haben dich benutzt, und jetzt, da du nutzlos wurdest, nachdem dein Vater vernichtet ist, benutzen sie den Blutdrachen – den du geschaffen hast. Du wurdest benutzt wie eine Hure, Zazar! Du bist eine Hure. Sie machen von dir Gebrauch, verachten dich aber. Obwohl sie dir so viel schulden, haben sie dich immer zutiefst verletzt. Sie haben dich bestraft, für ein Vergehen deiner Mutter. Sie haben dich bestohlen, dich erpresst und hintergangen.«

Sie machen von dir Gebrauch, verachten dich aber.

Levidetha ließ die Worte einen Augenblick lang wirken. Dann sprach er weiter: »Aber bei uns könntest du ein geachteter Fürst sein. Du könntest der Fürst sein. Rette dich selbst, Zazar. Werde zum Dämonenfürst und heile dich selbst von der Unsterblichkeit, die dir von den Göttern auferlegt wurde. Und du kannst gleichzeitig auch deinen Bruder vor dem Schicksal bewahren, das Lugrain ereilte.«

heile dich selbst von der Unsterblichkeit …

Bellzazar konnte ihn nur noch stumm anstarren, während sich seine Gedanken überschlugen.

Levidetha leckte sich über die Lippen und beschwor Bellzazar noch einmal mit verlockendem Flüstern: »Besteig den Thron, Zazar!«

Du könntest der Fürst sein.

Zähmung des Feuers

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