Читать книгу Zähmung des Feuers - Billy Remie - Страница 13
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ОглавлениеSeufzend setzte er sich ans Lagerfeuer, zog ein Bein an und stellte das andere auf.
In einer kleinen Höhle im Berg hatten sie Zuflucht vor der Nacht gefunden. Ein dunkler Gang führte tiefer in den Berg hinein, doch da jeglicher Tiergeruch fehlte, glaubten sie nicht, dass Gefahr von dort drohte.
Sie waren jetzt auch zu erschöpft, um einen geeigneteren Lagerplatz zu suchen, außerdem legte sich bereits der Mantel der Nacht über den Berg.
Cohen hatte das Feuer angezündet, Desiderius suchte vor der Höhle nach weiterem Kleinholz, während Eagle bereits mit Cohen am Feuer saß. Eagle hatte das Bein so verdreht, dass er seine nackte Fußsohle unmittelbar vor den eisblauen Augen hatte. Er zog sich unter derben Flüchen Dornen aus der Haut.
Endlich hatte Cohen Zeit, gründlich über seine Lage nachzudenken. Er hatte keine Seile, um sicher hinab zu klettern, er hatte kein Pferd, was die Reise zurück erheblich länger und anspruchsvoller gestalten würde. Ihm fehlten die Vorräte, die er als Soldat durch die Armee zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Und er saß mit zwei Männern auf einem Berg fest, die von seinem König zum Tode verurteilt worden waren.
Doch sie hatten Frieden geschlossen, zumindest so lange sie sich aufeinander verlassen mussten. Denn eines war gewiss, keiner von ihnen könnte sich allein durch die Wildnis schlagen, sie brauchten einander.
Das Wichtigste war jetzt, eine Wasserquelle zu finden und von diesem Berg runter zu kommen. Dann mussten sie irgendwie zurück in das bewohnte Land.
Doch was dann geschehen sollte, wusste er beim besten Willen nicht.
Blutdrache. Der Luzianer war ein Blutdrache.
Cohen erinnerte sich noch sehr gut an die alten Prophezeiungen, die er im Laufe seiner Ausbildung gelesen hatte.
… durch Krieg werden die Dämonen erneut erwachen und alles Sterbliche und Göttliche bedrohen. Der Verräter wird den dunklen Thron besteigen, seine Krone wird der Schatten sein, der den Himmel verdunkelt. Und wenn die Dämonen sich in Scharen in die Welt der Sterblichen begeben, wird sich der Blutdrache erheben, dem allein es bestimmt ist, den Obersten Fürsten von seinem Thron zu stoßen …
Wenn der Blutdrache bereits existierte, war den Göttern doch wohl schon länger bewusst, dass eine dämonische Bedrohung auf die Sterblichen zukam.
Es hatte Gerüchte über den Blutdrachen gegeben, gewiss, und nun hatte er auch die Bestätigung dafür.
Was, wenn es bereits einen Fürsten auf dem dunklen Thron gab?
Es lag schon länger ein seltsamer Schatten über den Wäldern, überall dort, wo die Dämonen umgingen.
Was, wenn sie nicht mehr genug Männer hatten, weil sie sich gegenseitig bekriegen mussten, um jetzt erfolgreich eine organisierte Dämonenarmee abzuwehren?
So wiederstrebend ihm der Gedanke auch kam, aber er durfte Rahffs Befehl nicht befolgen.
Der Blutdrache durfte nicht sterben. Hier ging es um mehr, als um die Krone Nohvas. Das Leben aller Sterblichen war in Gefahr. Und die einzige Waffe gegen die Dämonen war der Blutdrache.
Das Cohen der Gedanke beruhigte, den Blutdrachen nicht töten zu müssen, verdrängte er.
Die Wahrheit war, dass er es für eine Schande hielt, den Mann hinrichten zu lassen, selbst dann, wenn er kein Blutdrache gewesen wäre.
Sie waren jedoch Feinde!
Aber genau das durften sie jetzt nicht mehr sein, oder? Feindschaft war der Luxus, den sie sich jetzt nicht mehr erlauben konnten. So groß ihr Hass auch war, sie mussten ihn vergessen.
Wobei er dabei vermehrt an Schavellen und Rahff dachte. Er selbst hasste weder Desiderius, noch Eagle. Er fühlte nur Schuld gegenüber den beiden, weil er sie – anders als der Rest des Königreichs – als Lebewesen sah. Als Männer, nicht als Monster.
Jetzt war nicht die Zeit für alte Fehden, denn die Dämonen wandelten unter den Sterblichen und zogen eine Armee auf.
Cohen war dort gewesen, zusammen mit Raaks, in der Schwarzen Stadt, als die Dämonen sie einnahmen. So zahlreich und unbesiegbar.
Sie hatten aufgeben müssen, überall dort, wo die Dämonenplage sich ausbreitete.
Dämonen töten nicht wie Menschen. Einige von ihnen bohrten sich in den Körper eines Mannes und fraßen ihn von ihnen heraus innerhalb weniger Augenblicke auf. Andere hatten spitze Zähne, wie Bestien, von denen sie sich nicht scheuten Gebrauch zu machen. Sie besaßen Klauen und große Pranken, mit denen sie einem Soldaten mit nur einem Schlag den Kopf abreißen konnten. Sie benutzten Magie, Feuer und Eis, um alles Leben auszulöschen. Nichts konnte sie aufhalten, es gab kaum eine Waffe, die sie vernichten konnte.
Kurz nachdem sie die Schwarze Stadt gänzlich aufgaben – nicht, dass es Rahff viel bedeutet hätte, eine Stadt von Räubern und Mördern zu verlieren – war Raaks besessen gewesen, wie bereits erwähnt, mitten in einer Schlacht gegen die Goldis.
Cohen würde nie vergessen, wie er seinen jüngeren Bruder hatte töten müssen, oder je aufhören, sich deshalb die Schuld zu geben.
Er wollte so etwas nie wieder erleben. Und er wusste, der einzige Weg, die Dämonen endgültig loszuwerden, führte über den Blutdrachen.
Er musste Desiderius für sich einnehmen. Irgendwie. Doch er befürchtete, dass die größere Schwierigkeit darin bestand, Rahff davon zu überzeugen, ihn am Leben zu lassen.