Читать книгу Digitale Evolution, Revolution, Devolution? - Brendan Erler - Страница 10

2.3.3 Analyseerfahrungen und Darstellung der Ergebnisse

Оглавление

Einige Anmerkungen zu den gemachten Codier- und Analyseerfahrungen und der Darstellung der Ergebnisse: Die Präsentation der Ergebnisse der praktizierten Wissenssoziologischen Diskursanalyse ist in zweierlei Hinsicht problematisch. Da nahezu alle Themen in irgendeiner Weise mit Fragen des Urheberrechts verbunden sind, stellt sich erstens die Frage nach dem Grad vor allem juristischer Details im Spagat der Notwendigkeit ausreichender Information ohne den Anspruch einer juristischen Arbeit. Um ein Verständnis für die Bedeutung der unterschiedlichen Diskurse zu erhalten, ist ein notwendiges Maß an Kontextwissen selbstredend von Nöten. Gleichzeitig erfordert dieser Kontext nicht zwingend ein Abtauchen in die Untiefen juristischer „Paragraphenreiterei“. Somit wird zu allen identifizierten Diskursereignissen eine bündige Einführung zu den Hauptstreitpunkten (im Falle von Gesetzen), dem Verlauf des Gesetzgebungsverfahrens und den wesentlichen Konfliktparteien vorangestellt. Wenngleich viele der angeführten Paragraphen für die eigentliche Diskursanalyse keine größere Rolle spielen, so soll der Leser, falls nicht schon der Fall, über den „Stand der Dinge“ ins Bild gesetzt werden.

Zweitens bleibt das Problem der schriftlichen Darstellung der Codierergebnisse. Die zu Diskursen abstrahierten Codierungen werden an Einzelfällen (Zitaten) belegt. Dies erweckt schnell den Eindruck einer Nacherzählung, stellt aber das Ergebnis umfassender Codier-arbeit, Aggregations- und Abstraktionsarbeit dar. In diesem Sinne sind sie „stilisiert, sie haben idealtypischen Charakter, von dem empirische Diskursfragmente mehr oder weniger weit abweichen“ (Keller 2009, 61). Die einführenden „Zitatteppiche“ dienen dabei als konkrete sprachliche Belege der Debatte sowie als abstrahierte Reinformen der einzelnen Diskurspunkte, um ein Gefühl für die spezifischen Argumentationsweisen zu erhalten, die dann mit einer Einordnung in die grundlegenderen Interpretationsmuster und diskursiven Strukturen unterfüttert werden. Zentrale Argumentationsmuster, Diskurselemente und Topoi werden zur Veranschaulichung fett markiert. Diskursmuster, wie der Glauben an „digitale Evolution“ oder das „Versagen der Industrie“, die abstrahierte Etiketten des Forschers und weniger stehende Begriffe im Diskurs darstellen, werden als Abstraktionen weder in Überschrift noch Fließtext in Anführungszeichen gesetzt. Die darin enthaltenen Wertungen entsprechen nicht der Meinung des Forschers. Eigene Positionen werden als solche deutlich gemacht. Schon ein- und ausgeführte typische Diskursfragmente in den einzelnen Unterkapiteln werden in den folgenden Zeitblöcken eher komprimiert dargestellt und ein Fokus auf Unterschiede und Neuerungen gelegt.

Je grundsätzlicher die Diskurselemente werden, umso mehr überschneiden sich die Punkte im Musik- Literatur- und Urheberrechtsdiskurs und ähneln den Mustern des abstrahierten Metadiskurses zur Fragen von Digitalisierung, Kultur und Urheberrecht. Auch diese Diskursmuster werden trotz Wiederholungen in den Subdiskursen ausgeführt, um ein vollständiges Bild zu zeichnen, einen interdiskursiven Vergleich zu ermöglichen und zu belegen, wie sehr die Einzeldiskurse auf das Basisrepertoire des Metadiskurses zurückgreifen. Der Metadiskurs stellt sozusagen die Essenz der Diskursanalyse dar, indem anhand besonders aufschlussreicher und grundsätzlicher Schlüsseltexte die den Einzeldebatten zugrundeliegenden divergierenden gesellschaftlichen Grundannahmen am deutlichsten zum Vorschein kommen.

Digitale Evolution, Revolution, Devolution?

Подняться наверх