Читать книгу Digitale Evolution, Revolution, Devolution? - Brendan Erler - Страница 6
2.2 Struktur der Arbeit
ОглавлениеDie Analyse ist in drei Etappen unterteilt und orientiert sich dabei an den zwei schon verabschiedeten und einem noch im Entwurf befindlichen Urheberrechtskörben, die jeweils als Antwort auf die digitalen Veränderungen und Herausforderungen besonders für die Kulturindustrie konzipiert wurden. Die Analyse fokussiert sich dabei auf die vergleichende Analyse der diskutierten Lage und Entwicklung der Musik- und Literaturbranche zwischen technischen Neuerungen und juristischen Reaktionen im Verlauf von 2000-2012. Im Sinne der Cultural Studies wird Kultur als ein zentrales (diskursives) Feld gesellschaftlicher Auseinandersetzung um Deutungshoheit und Macht verstanden, „in dem Werte, Normen und Deutungsmuster ständig neu verhandelt werden“ (Keller 2009, 37). Werden die technische Entwicklung und deren Effekte auf die Gesellschaft positiv oder negativ konnotiert, mit Hoffnung oder Sorge beobachtet und wie gestalten sich dementsprechend die daraus hervorgehenden Urheberrechtsdiskurse?
Dieser Reihenfolge gemäß dienen die Urheberrechtsreformen als vorläufige „Endprodukte“ dieser Diskurse und als jeweiliger Endpunkt der zeitlichen Untersuchungseinheit: Erster Korb 2003, Zweiter Korb 2008. Da der dritte Korb 2013 eher zu einem „Körbchen“ an Einzelmaßnahmen mutierte, der Analysezeitraum aber 2012 endet, handelt es sich im dritten Abschnitt 2009-2012 um den Stand der Entwicklung des Diskurses zum dritten Korb bis 2012, der sich aber bis heute nicht grundlegend geändert hat. Begonnen wird immer mit der Beschreibung der Lage der Industrie, die dann in eine Analyse der juristischen und gesellschaftspolitischen Reaktion auf diese Lage mündet. Die eigentliche Diskursanalysen werden jeweils eingeleitet mit einer kurzen Einführung in den ökonomischen (Kulturindustrie) bzw. juristischen (Urheberrechtsreformen) Stand der Dinge. Zusätzlich zur separaten Zusammenfassung der Entwicklung der Musik-, Literatur- und Urheberrechtsdiskurse (bzw. der in ihnen präsenten Subdiskurse) werden zum Abschluss jedes Zeitblocks die herausgearbeiteten Metadiskurse in einen theoretischen Rahmen eingeordnet.
Aber erstmal wird nach der Beschreibung des methodischen Vorgehens und der gemachten Analyseerfahrung im nächsten Punkt das grundlegende Konzept der Diskurstheorie und dessen Geschichte etwas eingehender erörtert und in diesem Zusammenhang das Verhältnis von Subjekt / Struktur, Spezial- und Interdiskurs sowie die Rolle der Cultural Studies geklärt. Dieser theoretische Teil wird abgerundet mit einer Einführung in das Konzept des Urheberrechts zwischen Naturrecht oder der Naturalisierung historisch spezifischer Eigentumsverhältnisse.
Das dritte Kapitel soll vor der eigentlichen Analyse einen Überblick über die Studienlage zur Situation der Kulturindustrie im Angesicht der Digitalisierung und der so genannten „Internetpiraterie“ am Beispiel der Musikbranche liefern. Dies geschieht im Wissen darum, dass diese Differenzierung im Sinne Foucaults eine künstliche Trennung darstellt, da es sich in beiden Fällen um Diskurse und nicht um Fakten handelt, soll aber einführend veranschaulichen, dass die für den öffentlichen Diskurs charakteristische frohe Uneinigkeit und der Kampf um Deutungshoheit sich auch im wissenschaftlichen Diskurs zeigen. Außerdem soll es als Einführung in die Materie dienen.