Читать книгу Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten - Brigitte Bjarnason - Страница 8

Оглавление

Hamburg, 15. Jahrhundert

Die folgenden Tage gab es viel Arbeit im Speicher. Außer den Waren aus Island hatte mein Vater auch teure Gewürze wie Safran, Pfeffer, Muskatnuss, Zimt und Nelken aus Arabien und Spezereien aus Asien, so wie Tuche aus Flandern und London und Felle aus Nowgorod auf den Lagerböden liegen. Eines Abends kam der Lübecker Kaufmann Johann Hoyer zu Besuch. Laute Stimmen aus dem Kontor weckten meine Neugierde. Mein Vater und der fremde Kaufmann stritten sich. Der Lübecker schimpfte über die Hamburger, die ihre Waren und den Stockfisch aus Island anstatt nach Bergen direkt nach Hamburg brachten. Als er wutentbrannt das Kontor verließ, schlich ich ihm nach. An einer Straßenecke blieb er stehen und steckte sich eine Pfeife an. Er hatte mich wohl bemerkt und wartete, dass ich näher kam. »Was willst du, Henrick Rode? Hat dein Vater dich zu mir geschickt?«, rief er mir entgegen.

»Ich habe gehört, dass Ihr schon ein paar Mal nach Island gesegelt seid. Mein Vater will mich nicht fahren lassen. Könntet Ihr mich mit auf Eure nächste Reise nehmen?«

Der Lübecker lachte schallend. »Ohne die Erlaubnis deines Vaters? Die Idee schlage dir aus dem Kopf, Bürschchen. Einen verwöhnten seekranken Kaufmannssohn kann ich auf meiner Kogge nicht gebrauchen.«

»Ihr könntet mich als Jungknecht anheuern.«

»Wenn du nach Island reisen willst, musst du Kälte, Regen, Schnee und starken Wind ertragen können. Es gibt dort keine Dörfer und keine Städte, nur Steine, Felsen, endlose Sandwüsten und gefährliche Gletscherflüsse. Im Norden kommen Eisbären aus Grönland an Land und das Treibeis hat schon so manches Schiff beschädigt. Viele Reisende haben auf der Feuerinsel ihr Leben gelassen. Auch musst du Hunger aushalten können. Auf dem kargen Boden dort wächst weder Getreide noch Obst, es gibt kein Brot und kein Bier. Die Einheimischen essen verschimmelten ungesalzenen Fisch und mit Haaren verschmutzte Butter«, berichtete der Lübecker und zog an seiner Pfeife.

Ich hing wie gebannt an seinen Lippen. Der Bericht des Lübeckers ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Doch war es nicht die Angst, sondern die Lust auf Abenteuer, die mich gepackt hatte.

»Wann darf ich bei Euch anheuern?«, fragte ich, fest entschlossen, mit ihm auf die Reise zu gehen.

Der Lübecker Kaufmann blickte mich ernst an.

»Melde dich im Frühjahr in meinem Kontor in Lübeck«, sagte er und verschwand in der einbrechenden Dunkelheit.

Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten

Подняться наверх