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Über das Meer

Der Abfahrtstermin der Schiffe von den Hansestädten nach Island lag in der zweiten Märzhälfte bis Anfang April. Die Koggen segelten so lange es ging an der Küste entlang und liefen oftmals auf ihrem Weg englische Häfen an. Im Juli oder August kehrten die Schiffe von Island zurück. Es gab aber Ausnahmen, wo Schiffe auch noch nach Mitte September bis in den November isländischen Fisch nach Hamburg und Bremen brachten. Das isländische Althing, das älteste noch heute existierende Parlament der Welt, untersagte zum Schutz der Bevölkerung, dass deutsche Schiffe und Kaufleute den Winter auf Island verbrachten. Doch wurden unter bestimmten Umständen Ausnahmen gemacht, wenn z. B. Jungen die Sprache lernen wollten oder um ausstehende Schulden einzutreiben. Trotz des Verbotes blieb ein Teil der Deutschen den Winter über auf der Insel.

Die Islandfahrer waren mit ihren Schiffen etwa vier Wochen nach Island unterwegs. Ihr Aufenthalt auf der Insel betrug ungefähr zwei Monate. Die gängigen Schiffstypen waren Holk oder Hulk, Kogge, Kraweel (Ende des 15. Jahrhunderts), Karavelle (16. Jahrhundert), Balinger (Bollich), Bojer und Rasegel.

Für die Hamburger, Lübecker und Bremer bedeutete die Fahrt nach Island im 15. und 16. Jahrhundert die längste und gefahrvollste Seereise. 1469 strandete ein Bremer Schiff bei den Shetlandinseln. 1535 kenterte ein Hamburger Schiff auf der Rückfahrt von Island vor der dänischen Küste. 17 Mann kamen bei dem Unglück ums Leben. 1538 galt ein Lübecker Schiff als verschollen und 1539 versank ein Hamburger Schiffer bei den Shetlandinseln. Ein Bremer Schiff ging 1578 mit der ganzen Mannschaft und der Lizenz für den isländischen Hafen »Flattö« (Flatey) unter. Gerade zu Beginn der Islandfahrt kam es vor, dass die Schiffer Island nicht fanden, an der Insel vorbeisegelten und in Grönland landeten. 1539 soll sich ein Hamburger Schiff im Nordmeer verirrt haben. Es gelangte bis nach Grönland, wo es wegen der Wetterbedingungen nicht landen konnte. Ein Teil der Besatzung verhungerte oder erkrankte an Skorbut. 18 Wochen später kehrte das Schiff zurück in den Hamburger Hafen. Später galten jedoch gerade die Hamburger Islandfahrer als besonders kundig in Bezug auf die weite Reise über den Nordatlantik.

Auch mit Seeräuberei musste auf der Fahrt nach Island gerechnet werden. So fuhren die Schiffe gerne im Konvoi, um sich vor Überfällen zu schützen und waren mit Waffen ausgerüstet (Bombarden).

Durch den regen Schiffsverkehr gelangten zahlreiche Kaufleute auf die Insel. Die Kaufleute mussten sich, genauso wie die Besatzung, dem Schiffer vollständig unterordnen. In Island errichteten die Kaufleute ihre Buden und handelten auf eigene Rechnung. Die Rechnungsbücher der Hamburger Islandfahrer belegen, dass die größeren Schiffe 40 bis 60 Personen an Bord hatten, davon waren 10 bis 15 Kaufleute, 15 bis 30 Kaufmannsknechte und 10 bis 20 Besatzungsmitglieder (Schiffer und Schiffsvolk). Da im 16. Jahrhundert jährlich bis zu 25 Schiffe nach Island segelten, kann davon ausgegangen werden, dass sich zwischen Mai und Juli bis zu 750 Personen, davon 400 Kaufleute und Kaufmannsgehilfen, aus den Hansestädten auf der Insel aufhielten. Zu der Schiffsbesatzung gehörte für gewöhnlich auch ein Mann, der das Amt eines Pfarrers, Wundarztes und eines Barbiers (Bartscherers) übernehmen musste. Es wurde vermutet, dass der Dichter Gories Peerse, welcher in seinem Gedicht von den Sitten und Gebräuchen der Isländer erzählt, dieses Amt einnahm. Später stellte sich heraus, dass er wahrscheinlich Schiffsführer und Kaufmann gewesen war.

1601 beendete König Christian IV. von Dänemark den Handel der Hamburger und Bremer Hansekaufleute, indem er ihre Lizenzen nicht verlängerte. Die Hamburger fuhren danach noch einige Jahre auf dänische Rechnung nach Island, bis sie sich der Isländischen Compagnie in Kopenhagen anschlossen. Fast zweihundert Jahre hatten bis dahin deutsche Hansekaufleute Island mit Waren versorgt.

Wussten Sie, dass die Kogge als Symbol für Handel und Macht der Hanse auf den Siegeln verschiedener Städte, wie z. B. Lübeck und Stralsund, zu finden ist?

Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten

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