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03.10. Hochzeitstag oder so ähnlich

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Heute ist unser zwanzig-jähriger Hochzeitstag oder besser gesagt: Kennenlerntag. Wir haben uns mal dafür entschieden diesen Tag zu feiern statt unseren Hochzeitstag. Denn der dritte Oktober, unser Kennenlerntag, ist bei uns in Deutschland ja schon ein Feiertag. Das ist dann schon per se etwas Besonderes. Und man hat den Tag nur für Zweisamkeit: Keiner von uns muss zur Arbeit fahren, keine Gartenarbeit, kein Mann, der vor dem Fernseher rumlungert oder mit dem Laptop im Internet unterwegs ist und im Urlaub ist es ja sicherlich noch toller, denn wir sind ja schon zu zweit, allein. Na ja, fast allein. Wären da nicht der immer super gelaunte Sohn (wann ist nochmal das Ende der Semesterferien??) und die tausend Katzen. Entweder haben sie Hunger, sind gerade dabei sich zu übergeben oder irgendwo liegt ein Durchfallhaufen herum.

Ich bin also schon in einer absolut romantischen Stimmung. In der romantischsten Stimmung, die es auf der Welt gibt. Morgens um sieben Uhr. Was für eine Zeit zum Aufstehen. Das habe ich mir in meinem Urlaub auch anders vorgestellt. Zumal ich überhaupt kein Freund von frühem Aufstehen bin. Für mich ist es also quasi mitten in der Nacht . Und so fühle ich mich auch heute Morgen. Ich laufe schlaftrunken in die Küche um diverse Katzen als erstes zu versorgen... Nicht erst ins Bad, um mich für den heutigen Tag hübsch zu machen, vielleicht sogar zu schminken, die Haare kunstvoll zu föhnen oder verspielte Locken zu drapieren… Hat bei vierzig Grad eh alles keinen Sinn. Innerhalb von fünf Minuten ist bei mir die ganze Schminke verlaufen und die Haare sehen aus wie bei einem begossenen Pudel. Und das ist noch die bessere Variante. Denn oft sehe ich hier aus, wie wenn ich aus Versehen in die Steckdose gegriffen hätte.

Hoffentlich hat Achim mich noch nicht gehört und ich kann mich nachher wenigstens noch mal kurz duschen, kämmen und etwas anziehen, bevor er mich sieht. Denn schließlich ist ja heute ein besonderer Tag. Für mich jedenfalls. Für die Kakerlake, die mir gleich in der Küche entgegengesprungen ist, scheinbar auch. Ging ja schon gut los. So, nun tappte auch mein Göttergatte in die Küche, kam auf mich zu, ging an mir vorbei, machte sich einen Kaffee, nickte mir kurz zu und verschwand mit einem Buch unter dem Arm auf die Terrasse. Hallo?? Ich bin auch noch da. Heute ist ein besonderer Tag.

Allerdings kam er nicht weit. Ein ohrenbetäubender Alarmton erklang, er verschüttete seinen Kaffee, wir rannten los Richtung Schlafzimmer und überlegten fieberhaft, was nun einzugeben war in den Ziffernblock der Alarmanlage mit diversen Schaltern. Wir hatten fünf Sekunden Zeit, ansonsten würde der Sheriff kommen. Fünf Sekunden sind ganz schön kurz. Noch kürzer so früh am Morgen. Und am kürzesten, wenn man vor 14 Tagen mal irgendwo auf dem Blatt Papier mit den Instruktionen der Haustauscher gelesen hat, was zu tun ist, wenn man aus Versehen den Alarm ausgelöst hat. Da standen die Worte „No Panic“... Damit war wohl gemeint, dass wir nicht in Panik ausbrechen sollten, ne, na klar nicht, wir waren völlig ruhig.

Unsere Gehirne liefen auf Hochtouren. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden, vier Sekunden. Schnell drückten wir die Ziffern, die wir sonst beim nach Hause kommen eingeben und hofften, dass es auch die Richtigen für den Alarm waren. Wir hatten Glück.

Nun konnten wir uns endlich gratulieren zum zwanzig-jährigen Jubiläum. Naja, beinahe. Denn um die Ecke kam Julian und meinte, wir könnten ihn gerne das nächste Mal etwas sanfter wecken, nicht gleich mit irgendwelchen lauten Sirenen. Wir erklärten die Situation, er meinte, wir sollten doch cool bleiben, alles kein Problem und ging wieder in sein Zimmer zum Weiterschlafen. Achim machte sich einen neuen Kaffee und ging zum Entspannen nach draußen auf seinen Relax-Stuhl.

Ich wischte die verschüttete Flüssigkeit seines warmen Getränks auf, versorgte die fünf Drinnen-Katzen, säuberte die Katzenklos, wischte Erbrochenes, Urin und Durchfall weg und richtete das Fressen für die Draußen-Katzen. Dann ging ich mit den Hausschuhen nach draußen, merkte es erst, als meine Füße klatschnass waren und versorgte stoisch die restlichen fünf Katzen. Auf dem Weg zurück fiel mir der Futterlöffel in hohem Bogen in den Pool und ich konnte erstmal nach ihm tauchen. Klar musste ja auch gleich die tiefste Stelle sein. Nicht vorne an den Treppen, wo ich mich nur bücken brauchte. Für heute war ich bedient. Aber es lohnte sich nun wenigstens zu duschen.

So, jetzt ging es mir schon wesentlich besser und ich freute mich endlich auf unseren besonderen Tag und auf Achim. Der saß mittlerweile tief versunken mit geschlossenen Augen und Kopfhörern auf seinem Relax-Stuhl und wollte nicht gestört werden. Es lief irgendeine Scheißübertragung vom Fußball.

Ich wartete geduldig bis zum Mittag, bis zum Nachmittag, bis zum Abend. Vielleicht kam noch eine besondere Überraschung. Gibt ja auch für abends tolle Events: Parasailing bei Sonnenuntergang, Candlelight-Dinner auf einem Schiff, Musical im Theater,... So um achtzehn Uhr fiel ihm ein, dass er unseren Kennenlerntag wohl vergessen hat. Er zauberte noch eine Karte hervor und umarmte mich liebevoll. Na bitte, geht doch. Ich kenne doch meinen Mann. Er schenkt mir oft Blumen oder einen Gutschein zum Essen gehen, wenn wir Jubiläum haben.

Sicherlich verbarg sich hiervon etwas in der grünen Karte. Wieso eigentlich schon wieder grün? Reichte es nicht, dass er mittlerweile alles in grün besaß und leider auch noch anzog? Neongrün wurde von ihm zurzeit (seit zwei Jahren) bevorzugt. Es war seine absolute Lieblingsfarbe. Da war es völlig unerheblich, dass Julian und ich ihn darauf aufmerksam machten, dass ihm diese Farbe so gar nicht steht. Diese Aussage wird ignoriert und ein grünes T-Shirt angezogen. Am besten noch die passende Hose und Schuhe dazu. Naja, wenigstens finde ich ihn dann überall. Er leuchtet immer schön aus der Menge der dezent geschmackvoll gekleideten Menschen heraus.

Ich freute mich schon so, was er sich für mich als Überraschung ausgedacht hat. Zwanzig Jahre glückliche Beziehung sind schon etwas Außergewöhnliches. Ich öffnete voller Spannung den grünen Umschlag und zog das Papier heraus. Auf der Karte saß ein Ehepaar auf der Bank. Die Frau freut sich, strahlt ihren Mann an und sagt, wie schön es doch ist, schon so lange glücklich zusammen zu sein. Der Mann schaut stoisch auf den Boden und erwidert, dass er sich nun ein Bier holt…? Ich denke lieber nicht darüber nach, was er mir damit sagen will. Nur so viel, der Abend ist für mich gelaufen.

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