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06.06. Charme

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Die letzten Tage verwöhnte uns der Sommer mit viel Sonne und wunderbar angenehmen Temperaturen um die fünfundzwanzig Grad. Deshalb ließ ich auch unseren Tisch, die Stühle sowie den großen Sonnenschirm seit Tagen draußen auf der Terrasse stehen. Außerdem war es mir zu umständlich und zu schwer die ganzen Sachen immer wieder in unser Gartenhäuschen zu schleppen.

Achim war mal wieder beruflich unterwegs. Diesmal ziemlich lange. Elf Tage. Elf Nächte. Elf einsame Tage. Elf einsame Nächte. Morgen Abend kommt er endlich nach Hause. Es ist kaum noch auszuhalten. Sicherlich holt er dann die vergangene Zeit mit mir nach. Mit langen interessanten Gesprächen, gemeinsamen Abendessen bei Kerzenschein und stundenlangen Streicheleinheiten. Wie sich das eben in der Anfangsphase so gehört. In der wir selbstverständlich noch sind. Auch noch nach gefühlten fünfzig Jahren Beziehung.

Heute habe ich mir schon den ganzen Tag Gedanken gemacht was ich anziehe. Was es zu essen gibt. Welche romantische Musik es anschließend zu hören gibt. Wie sehr das Licht gedämmt werden muss, um noch etwas sehen zu können. Man aber gleichzeitig die körperlichen Defizite so gut es geht kaschieren kann.

Während meiner ganzen Überlegungen und Vorbereitungen für morgen, fing es draußen an wie aus Eimern zu schütten, zu stürmen und zu hageln. Oje, oje. Da musste ich schnell handeln und unsere gesamte Außensitzgruppe samt Riesenschirm in die Hütte schaffen, denn bei starkem Wind flogen die in der Gegend herum und machten womöglich irgendwas kaputt. Auf meine Kleidung, frisch geföhnten Haare und mein Make-up konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen.

Triefend nass kam ich wieder ins Haus, nachdem ich brav alles weggeräumt hatte. Ich war bis auf die Haut durchgeweicht und sah aus wie eine nasse Ratte. Die Haare hingen mir in wirren Strähnen ins Gesicht und meine Wimperntusche floss in kleinen pechschwarzen Rinnsalen die Wangen hinunter. So hätte ich prima bei Halloween mitmachen können. Um das ganze Ausmaß für die Nachwelt festzuhalten, machte ich ein Selfie. Um zu zeigen, dass ich auch über mich selbst lachen kann, sendete ich es meinem Schatz. Er wusste ja sicherlich noch, wie ich normalerweise aussah. Zudem habe ich ja keine unmittelbare Konkurrenz zu befürchten.

Noch war mein Foto nicht bei ihm erschienen, da rief er mich schon an. Gedankenübertragung. Wie schön. Sicherlich wollte er mir sagen, wie sehr er mich vermisst und dass er es kaum noch ohne mich aushalten kann. Dass er in den ganzen Elf Tagen nie ein weibliches Wesen angesehen hat, geschweige denn mit Einem gesprochen hat.

Stattdessen fragte er, was es denn morgen zu essen gibt. Er erzählte mir, dass er sich gerade sehr nett vier Stunden mit einer Frau unterhalten hat.

Vier Stunden.

So lange unterhält er sich mit mir nicht in einer Woche. Sofort fragte ich mich, wie alt sie denn ist und wie sie aussieht. (So doof muss man auch erstmal sein. Wie kann ich denn so etwas fragen? Aber sicherlich überhört er meine Frage.)

“Sie ist zehn Jahre jünger als du und hat eine gute Figur. Täglich macht sie eine Stunde Yoga.”

War ich hier im falschen Film? Hat mein Mann seinen Charme, an den ich mich genau erinnere, gänzlich verloren?

„So was sagt man doch nicht.”

„Warum denn nicht? Du lernst sie ja vielleicht mal kennen.”

“??? Wieso?”

“Weil sie sehr nett ist und bei uns in der Nähe wohnt.”

Leider wurde unser Telefonat jäh unterbrochen, da mir mein Handy vor Schreck auf den Boden gefallen ist.

Oje. Konkurrenz ist im Anmarsch. Schnell noch dreihundert Sit-ups, eine Stunde Joggen, zwanzig Kilometer Fahrrad fahren, eine Stunde Zumba, eine Woche Kohlsuppe, … das Wort Eifersucht kenne ich übrigens gar nicht.

Nachdem ich keine dieser Körper-Optimierungs-Dinge angewandt habe, mich wieder etwas beruhigt habe, hob ich das Handy auf und las eine Nachricht von Achim: „Niedliches Bild.“

Oh. Mein Rattenbild habe ich völlig vergessen.

(„Du gefällst mir am besten von allen Frauen. Du bist die Beste. Du bist die Tollste. Du bist die Schönste.“ ...fügte ich in Gedanken hinzu.)

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