Читать книгу MannJana - Brigitte Hofmann - Страница 15
10.10. Fernbestellung
ОглавлениеGestern Nacht war ich zwar schon sehr müde, wollte aber noch nicht so früh auf mein Straflager (Schlafplatz), deshalb habe ich mich noch an den Laptop gesetzt und ein bisschen im Internet gesurft. Mittlerweile habe ich mich schon ein wenig an die Couch gewöhnt. Aber eben nur ein wenig. Da ist es von Vorteil, wenn ich hundemüde bin und mein Körper froh ist, einfach in Liegeposition zu sein. Egal wo. Dann klappt es besser mit dem Schlafen.
Vor lauter Langeweile und Übermüdung bin ich dann im Netz auf die Angebotsseite eines Discounters gestoßen. Meines Lieblingsdiscounters. Er hatte doch tatsächlich etwas im Angebot, das mein Mann dringend benötigte. Eine neue Geldbörse. Aus seiner purzelten immer die Geldmünzen durch ein Loch heraus. War zwar manchmal ganz praktisch, denn dann wusste ich immer, wo er war. Fast so wie bei Hänsel und Gretel. Die Spur der kleinen, runden Messingteilchen zog sich oft durchs ganze Haus. Niedlich. Wenn sie nur nicht immer liegen bleiben würden und auf das Aufheben meinerseits warteten.
Das war die Gelegenheit. Nur wie kam ich an die neue Geldbörse heran? Wir waren ja noch in Florida, nachts um ein Uhr. Bei meinem Zielobjekt war es jetzt bereits sieben Uhr morgens, wegen der Zeitverschiebung. In einer Stunde wurde die Einkaufsbude in Deutschland geöffnet und die Menschen stürmten an den Tisch mit den Angeboten und weg waren die wunderschönen, günstigen Portemonnaies und ich war weiterhin dazu verdammt die kleinen Münzen im ganzen Haus, im Auto, auf dem Gehweg aufzuheben. Aber schnell mal zurückfliegen? Quatsch. Kostet zu viel und ich wäre zudem auch zu spät dran. Jemanden beauftragen sie zu kaufen? Gute Idee. Aber wen? Die Wahl fiel auf meine Schwiegereltern. Für ihren Sohn würden sie das bestimmt machen.
Ich schlich also nachts zu meinem Handy und schrieb meinem Schwiegervater eine Whatsapp mit der Bitte den Einkaufsladen zu stürmen. Dazu schrieb ich, dass es eine Überraschung für Achim sein sollte. In dem Moment kam mein Mann schlaftrunken aus dem Schlafzimmer und fragte mich, ob alles in Ordnung sei und wieso ich nicht schon schlafe. Jaja. Klar. Alles bestens. Alles prima.
Ich liebe es, Überraschungen zu machen. Ich malte mir schon aus, wie ich die Geldbörse heimlich von meinen Schwiegereltern in Empfang nahm, sie schön einpackte ein Schleifchen darum band und noch eine Karte mit lieben Worten dazulegte. Ein kleines Geschenk quasi nachträglich zu unserem Kennenlern-Jubiläum. Der wird Augen machen. Dazu musste ich mich nur noch ein paar Tage gedulden. Am besten kein Wort darüber verlieren. Einfach an was Anderes denken, ans Aufräumen, Packen, letzter Tag am Pool und im Jacuzzi. Kann ja nicht so schwer sein einfach mal die Klappe zu halten und nicht gleich alles herauszuposaunen, so wie ich es sonst immer mache. Diesmal nicht. Ich habe Geduld. Ich bin verschwiegen. Ich möchte ihn überraschen. Ich werde ihn überraschen.
Am nächsten Morgen begrüßte ich ihn mit den Worten: „Schatz, ich habe in drei Tagen eine super Überraschung für dich. Es gab da so ein Angebot beim Discounter. Eine Geldbörse. Ich habe deinen Vater beauftragt, sie zu kaufen. Schau. Hier hat er mir schon ein Bild von deinem neuen Portemonnaie geschickt. So sieht sie dann aus. Tolle Überraschung, gell?”
Ich kann meine Klappe auch nicht mal für fünf Minuten halten.