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Auf dem Weg zu meiner Wohnung fahre ich in der Firma vorbei. Der Abschluss mit den Koreanern ist wichtig. Der asiatische Automobilmarkt boomt gewaltig. Neben den etablierten japanischen Herstellern haben die ehemals minderwertig produzierten Marken aus dem restlichen asiatischen Raum, erheblich aufgeholt. Mittlerweile entstehen dort passable Fahrzeuge, die dank ihres unschlagbaren Preises, kontinuierlich den amerikanischen und europäischen Markt erobern. Mit dem entsprechenden Know-how können sie ihren momentanen Status weiter festigen und verbessern. Meine Software gehört zu diesem Know-how. Und wenn die Koreaner sie kaufen, wird es nicht lange dauern, bis weitere Interessenten aus Asien folgen.

Als ich die Firmenräume betrete, kommt mir Lutz Berner sofort diensteifrig entgegengelaufen. Wie immer akkurat gekleidet, im Maßanzug, mit Krawatte, Hemd und Scheitel. Berner ist der perfekte Assistent. Akribisch in der Arbeit, keine eigene Meinung an den Tag legend, befolgt er unbedingt meine Anweisungen. Er ist Tag und Nacht erreichbar und ohne zu murren, erledigt er alles, was ich ihm auftrage. Privatleben gibt es für ihn scheinbar nicht. Er wirft einen kurzen Blick auf meinen haarlosen Schädel, geht aber mit keinem Wort darauf ein.

„Ich habe die Verträge fertig. Sie können sie prüfen, Herr Norden. Möchten sie einen Kaffee?“

„Nein. Die Verträge bitte.“

Rasch überfliege ich sie .

„Da ist noch etwas.“

Fragend hebe ich die Augenbrauen.

„Die Koreaner waren heute Morgen bei JM-Prog zu Besuch.“

JM-Prog ist unsere größte Konkurrenz auf dem heimischen Softwaremarkt. Der Firmenname ergibt sich aus Jan Mayerhofer Programme. Mayerhofer ist ein ehemaliger Angestellter meiner Firma, dem ich nach einem langen Rechtsstreit, der in einem Vergleich endete, gekündigt hatte. Er versucht mir in meiner Branche das Wasser abzugraben. Bisher erfolglos, aber man muss ihn im Auge behalten.

„Woher wissen sie das?“, frage ich Berner.

„Der Portier des Hotels, in dem die Koreaner wohnen, ist ein guter Bekannter von mir. Er hat denen ein Taxi bestellt, als Zieladresse JM-Prog. Er rief mich an, weil er glaubte es würde mich interessieren.“

„Sie haben gute Bekannte?“, frage ich, während ich das Telefon zur Hand nehme und die Nummer von Jan Mayerhofer wähle. Eine Frauenstimme meldet sich.

„Herr Mayerhofer ist in einer wichtigen Besprechung. Wenn sie ihre Nummer hinterlassen ruft er sie zurück“, flötet sie mir ins Ohr.

Die Assistentin scheint neu bei Mayerhofer zu sein und kennt mich demzufolge noch nicht.

„Wenn sie mir nicht augenblicklich den Mayerhofer ans Telefon holen, komme ich vorbei und dann haben wir beide eine Besprechung, die sie ihren Lebtag nicht vergessen werden!“, donnere ich zurück.

Sie schnappt vor Schreck hörbar nach Luft.

„Wie war ihr Name doch gleich?“, kommt es mit piepsiger Stimme.

„Ist schon in Ordnung“, ertönt es im Hintergrund, dann ist Mayerhofer am Apparat. „Hallo Konrad, schön dich zu hören. Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes und wieso erschreckst du meine neue Assistentin so?“

„Was hast du mit meinen Koreanern zu schaffen?“, platze ich ihn an.

„Deine Koreaner? Gehört dir jetzt die ganze Welt, Konrad? Oder soll ich dich Kim Jong II nennen?“, erwidert er höhnisch.

„Hör auf mich zu verarschen. Wenn du versuchst mir mein Geschäft kaputtzumachen, dann wirst du was erleben, das verspreche ich dir. Du müsstest meine Anwälte gut genug kennen.“

„Falls du damit auf den Kündigungs-Prozess anspielst, glaube ich nicht, dass du das als Sieg für dich verbuchen kannst, Konrad. Deine Behauptungen sind nie bewiesen worden. Dein einziger Erfolg bei dieser Sache war, dass du mir keine Abfindung zahlen musstest.“

„Du hast deine Geschäfte auf Kosten meiner Firma gemacht. Und ich muss das nicht beweisen. Es ist meine Firma, ich kann einstellen und herausschmeißen, wen ich will!“

„Deine Vorstellung von Recht und Unrecht war schon immer recht eigen. Das hat man bei der Sache mit Clemens Richter gesehen.“

„Wie meinst du das? Was geht dich das an? Du redest von Dingen, die du nicht weißt! Du warst damals noch gar nicht in der Firma!“

„Man hört so einiges, Konrad.“

„Der Tratsch interessiert mich nicht. Ich sag es dir noch einmal. Halt dich aus meinen Geschäften raus. Die Koreaner sind mein Deal! Du hast eh keine Chance zum Zug zu kommen. Dein Produkt ist einfach schlecht. Du spielst in der Amateurliga, zu mehr reicht es bei dir nicht!“

„Es ist meine Firma, ich kann verhandeln mit wem ich will!“

Ich lege auf. Merkwürdig. Mayerhofer sitzt auf dem hohen Ross, benimmt sich, als wüsste er etwas, was ich nicht weiß. Berner steht vor mir und schaut mich mit großen Augen an.

„Die Verträge sind so in Ordnung“, sage ich ihm.

„Ich nehme sie gleich mit und fahre dann heute Abend direkt zum Treffpunkt mit den Koreanern. Sie kommen, wie besprochen, dazu. Also um 19.00 Uhr im Hotelfoyer. Pünktlich. Bis dann.“

Berner nickt beflissen und hält mir die Tür auf, als ich das Büro verlasse.

Schnitt

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