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Das ehemalige Fabrikgebäude im Zentrum der Stadt zählt zu einer der begehrtesten Wohnadressen. Der Fahrstuhl fährt direkt von der Tiefgarage in meine Wohnung. Mit einem Zahlencode öffne ich die Aufzugtür und stehe in meinem Reich. Automatisch schaltet sich die Beleuchtung ein. Die zweihundert Quadratmeter Wohnfläche bestehen aus einem großen Raum, separatem Bade-und Ankleidezimmer, sowie einer Dachterrasse. Ich werfe die Geschäftsunterlagen auf den großen Glastisch in der Mitte des Raumes, gehe zur Bar und mixe mir einen Gin Tonic. Den habe ich jetzt nötig. Den ersten Drink kippe ich in einem Zug herunter. Während ich mir den nächsten mixe, denke ich darüber nach, wer mich angegriffen haben könnte. Es gibt viele Kandidaten. Zu viele. Wenn man Geschäftsmann ist, gibt es immer Konkurrenten, die einem den Erfolg nicht gönnen. Es gab Beschimpfungen, oder miese Nachrede, um einen bei einem anstehenden Geschäft schlecht aussehen zu lassen. Aber zu tätlichen Angriffen ist es bis jetzt noch nie gekommen. So weit ist noch keiner gegangen. Einige könnten ein größeres Interesse daran haben, mir zu schaden. Jan Mayerhofer zum Beispiel, der versucht seine Privatfehde mit mir zu führen. Er wird mir nie das Wasser reichen können.

Was soll das mit den geschorenen Haaren und den zwei Zahlen bedeuten?

Ich muss wieder an Clemens Richter denken. Clemens war ein genialer Programmierer, ein Naturtalent der Computersprache. Er hatte das gewisse Etwas, dass Quäntchen was den Erfolg ausmacht. Aber er war labil, hat unseren Erfolg nicht verkraftet, zu intensiv gefeiert. Der Alkohol war seine Schwäche, er konnte damit nicht umgehen. Als er dann noch herausbekam, dass seine Freundin Christiane ein Verhältnis mit mir hatte, brach er völlig zusammen. Psychiatrische Behandlung inklusive Entziehungskur, im Wechsel mit extensivem Leben, ließen ihn allmählich körperlich und geistig verfallen. Er konnte nicht mehr arbeiten, lag mir nur noch auf der Tasche. Ich kaufte ihm unsere Erfolgssoftware ab und zahlte seine Firmenanteile aus.

Er versoff alles. Verschwand im Dunst des Nirgendwo.

Christiane Klee war der einzige Mensch, nach meinen Eltern, zu dem ich tiefergreifende Gefühle hatte. Sie und Clemens waren schon ein Paar, als ich die beiden während des Studiums kennenlernte. Es dauerte ein halbes Jahr, bis sie bei mir im Bett lag.

Ich war ihr völlig verfallen. Wir hatten den besten Sex der Welt. Sie machte mich schwach.

Nach dem Eklat mit Clemens beendete ich unsere Beziehung.

Danach ließ ich mich nie wieder so intensiv auf einen Menschen ein.

Mit dem Drink in der Hand betrete ich die Dachterrasse und schaue über die Stadt. Sehe das Geflecht aus Straßen und Häusern, die Menschen zu Fuß oder mit Fahrzeugen in stetiger Bewegung. Scheinbar ohne System und trotzdem einer ordnenden Kraft folgend. Wenn man lange genug beobachtet, erkennt man die zeitlichen Abfolgen des Verkehrs. Weiß Strömungen zuzuordnen. Sieht jeden Antizyklus. Versucht diesen, als Störung zu klassifizieren.

Irgendjemand versucht gerade mein Leben zu stören.

Ich will wissen wer.

Schnitt

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