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Berner erscheint in ungewohnt legerer Kleidung. Blaues T-Shirt und Jeans. Ich glotze ihn erstaunt an, habe ein anderes Abbild von ihm gespeichert. Er lässt seinen Blick kommentarlos durch mein Appartement schweifen.

„Herr Norden!“, sagt er nur und schaut mich an.

„Ist in Ordnung, Berner. Jetzt fangen sie schon an zu reden“, entgegne ich.

„Der geplatzte Korea-Auftrag ist nicht das einzige Problem, welches wir haben. Die Verträge mit den anderen Firmen, die unsere Software nutzen, laufen im nächsten Jahr aus. Ich habe mit all unseren Geschäftspartnern Verbindung aufgenommen. Und alle halten sich bedeckt mit ihren Aussagen. Niemand ist momentan zur unbedingten Vertragsverlängerung bereit.“

Das kann nur bedeuten, dass unseren Kunden die Software, die angeblich besser und billiger sein soll, angeboten wurde. Vertragsverlängerungen gingen bis jetzt reibungslos über die Bühne, wenn sie fällig waren. Irgendjemand gräbt uns gewaltig das Wasser ab. Wenn wir unsere Verträge nicht verlängern oder neue Kunden finden, stehen wir bald ohne Aufträge da. Wir haben kein neues Produkt, keine neuen Ideen.

„Sicherheitsupdates und Systemwartungen reichen nicht aus zum Überleben, Herr Norden.“

Berners Worte verursachen in mir ein mulmiges Gefühl. Ich hatte mich in der letzten Zeit nicht mehr so im Detail mit den wirtschaftlichen und perspektivischen Belangen meiner Firma befasst. Den Deal mit den Koreanern, mehr hatte ich momentan tatsächlich nicht zu bieten. Dabei war ich mir sicher, dass er problemlos über die Bühne geht.

Es gab in meiner Zeit als Firmeninhaber nie irgendwelche gravierenden Probleme. Der Erfolg flog mir nur so zu. Grundstein dafür war Chamäleon+, Clemens’ Software, die einfach unschlagbar war. Es war damals die richtige Zeit dafür. Der Softwaremarkt boomte, etablierte sich in der Wirtschaft, die Produkte wurden anerkannt, ihre Möglichkeiten und Effizienzen dabei endlich akzeptiert und geschätzt. Wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, konnte man mit seinen Ideen viel Geld verdienen. Jeder wollte alles mit Computern machen. Die Firma von Welt hatte IT, Server, Online und Hotline. Der Markt explodierte förmlich und eine Woge aus Bytes und Geld schwappte über die Branche. Auf dieser Welle schwamm ich mit. Wenn man aufhört sich zu bewegen, geht man unter. Und irgendjemand hat sich wie ein Bleigürtel an mich gehängt.

„Herr Norden, wenn ich sie etwas fragen darf?“

Ich nicke.

„Will uns jemand schaden?“

Berner sagte uns. Seine Loyalität und Verbundenheit zur Firma sind einfach unglaublich. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber Berner vertraute ich von Anfang an. Vor fünf Jahren bewarb er sich auf die Stelle als Assistent, die ich zu meiner Entlastung neu geschaffen hatte. Er war der erste Bewerber, wirkte kompetent, schien einen konkreten Plan zu haben, wie er den Job erledigen wollte. Es war eine gute Entscheidung von mir, denn schnell merkte ich, dass Berner ein Macher war. Schnell hatte er Einblick in alle relevanten Themen und organisierte den Firmenablauf. Buchhaltung war sein Fachgebiet. Eine komfortable Situation für mich.

„Es sieht danach aus.“

„Und was tun wir dagegen?“

„Wir fahren jetzt gemeinsam zu meinem Wochenendhaus. Dort habe ich alle Unterlagen, die wir benötigen und wir überlegen uns eine Strategie.“

Berner schaut skeptisch.

„Berner, zeigen sie ein bisschen Optimismus! Wir brauchen eine Idee. Einen zündenden Gedanken. Sie sind ein hervorragender Analytiker und ich kenne die Branche aus dem Effeff. Uns fällt schon etwas ein.“

Ich klatsche zweimal in die Hände.

„Los! Fahren wir! Unterwegs organisieren wir noch etwas zu Essen. Ich zahle natürlich.“

Berner geht wortlos Richtung Tür.

Schnitt

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