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Zehn ELIZABETH WILLOUGHBYS TAGEBUCH

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5. Januar 1915

Ein Brief von Robert!

Frankreich, 28. Dezember 1914

Liebe Elizabeth, ich hoffe, Du hattest ein frohes Weihnachtsfest! Mein Weihnachten war ereignislos, was das Beste war, was wir uns erhoffen konnten, obwohl etwas ganz Außergewöhnliches geschah: eine Feuerpause, stell Dir vor, eine Art Waffenstillstand. Inoffiziell, versteht sich. Anscheinend haben einige unserer Tommies und der Feind Weihnachtslieder und Grüße ausgetauscht, und am Weihnachtstag selbst trafen sie sich im Niemandsland, um Fußball zu spielen. Ich weiß, dass das in den Zeitungen stehen wird, trotz aller gegenteiligen Bemühungen, also verrate ich nichts, indem ich es Dir erzähle.

Meine Jungs hatten nicht viel damit zu tun. Weihnachten ist für sie ein Tag wie jeder andere, obwohl mein Sanitäter in der Nacht zuvor auf die deutschen Schützengräben wies, wo ich eine Reihe kleiner, von Kerzen beleuchteter Bäume sah.

»Wie Diwali«, sagte er.

Habe ich Dir jemals von Diwali, dem hinduistischen Lichterfest, erzählt? Ich habe es als Junge in Kalkutta geliebt. Die ganze Stadt leuchtet; man stellt überall Lichter auf – in den Häusern, auf den Straßen – um Wohlstand und Glück einzuladen.

Glück können wir wahrhaftig gut gebrauchen. In den letzten Wochen war es besonders scheußlich, da sich das Wetter noch verschlechtert hat. Die Männer sind in übler Verfassung, und die Moral ist auf dem Tiefpunkt.

Mir fehlen die Worte, um den Morast zu beschreiben: ein elender, stinkender Schlamm, der überall lauert und sich an den Stiefeln festsaugt wie eine grässliche Kreatur aus der Tiefe. Vor zwei Tagen fand ich drei meiner Sepoys fast bis zu den Achseln darin steckend, zusammengekauert und im Schlaf stöhnend. Ich weckte sie und holte sie raus und fand für jeden einen Mann, der sie warm rieb und für ein paar Stunden außerhalb des Schützengrabens ins Trockene brachte, bis der Morgennebel sich auflöste und ich keine andere Wahl mehr hatte, als sie wieder hineinzubeordern, was sich furchtbar falsch anfühlte.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht inmitten all dieser Düsternis. Mein Urlaub ist genehmigt worden: eine Woche, beginnend am 7. Februar. Ich werde Mutter und Vater in Aldershot besuchen, und dann würde ich sehr gerne zu Dir kommen. Die letzten zwei Monate sind sehr langsam vergangen und gleichzeitig sehr schnell, wenn das überhaupt einen Sinn ergibt.

Ich hoffe, dass es Dir gutgeht!

In Liebe

Robert

Armer, armer Robert. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie das Leben in den Schützengräben ist, obwohl ich nach dem Zustand unserer Patienten eine ungefähre Ahnung habe. Ich freue mich so sehr darauf, ihn wiederzusehen und eine richtige Unterhaltung zu führen. Seinen Brief habe ich erst heute Abend erhalten; die Zeitungen haben bereits berichtet, wie er es vorausgesagt hat, und Photos vom Waffenstillstand veröffentlicht. Nach allem, was man über die Sauerkrauts, die Nonnen überfallen und Kinder verstümmeln, in eben diesen Zeitungen gelesen hat, ist es seltsam, deutsche Soldaten zu sehen, die neben gewöhnlichen Tommies stehen und Weihnachtslieder singen. Abgesehen von ihren Uniformen sehen sie fast genau gleich aus.

Rückblende

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