Читать книгу Kein Kaviar für Killer: 4 Krimis - Cedric Balmore - Страница 34

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Ich rief von Merediths Büro aus Mr. McKee an und berichtete ihm, was vorgefallen war.

Der Chef machte mir keine Vorwürfe. Er sagte: „Das sind Nachrichten, die ich nicht so gern höre. Ich werde veranlassen, dass ein Polizeiaufgebot in Brooklyn bereit steht. Begeben Sie und Milo sich ebenfalls dorthin, Jesse. Wir werden uns anhören, was Meredith fordert. Und dann sehen wir weiter.“

„Die Kollegen sollen Meredith auf jeden Fall ungeschoren passieren lassen“, sagte ich.

„Natürlich“, sagte der Chef. „Die Geisel darf auf keinen Fall gefährdet werden. – Ob Carol Jackson mit ihrem Bruder gemeinsame Sache gemacht hat?“

„Ich weiß es nicht, Sir. Ich will es aber nicht ausschließen.“

Milo stand am Fenster und schaute in den Hof hinunter. Als ich aufgelegt hatte, sagte er: „Meredith und seine Geisel sind mit einem Mitsubishi Galant weggefahren. Die Farbe des Wagens ist dunkelgrün. Wir sollten uns beeilen!“

Wir fuhren von der Leroy Street zur Houston Street und folgten ihr nach Osten. Auf der Bowery wandten wir uns nach Süden und erreichten bald die Williamsburg Bridge. Auf dem Brooklyn-Queens Expressway wandten wir uns in Richtung Brooklyn.

Dann erreichten wir das Gebäude, in dem Carol Jackson wohnte.

Der grüne Mitsubishi stand vor der Tür. Meredith und Kath, seine Sekretärin, saßen noch drin.

Ich sah einige Einsatzfahrzeuge des Police Department. Das Haus war sozusagen umstellt. Sicher hatten sich auch einige Scharfschützen der Polizei in den umliegenden Gebäuden postiert.

Ich stellte den Sportwagen etwa 100 Yards von dem Wohnhaus entfernt hinter einem Patrolcar ab. Zwei Polizisten, die ihre Pistolen in den Händen hielten, waren hinter dem Fahrzeug in Deckung gegangen.

Ich wies mich aus und erkundigte mich nach dem Einsatzleiter.

Sein Name war Chessman. Sein Dienstrang Captain. Er hatte sich hinter einem Mannschaftstransportwagen der State Patrol verschanzt. Einige andere Uniformierte waren bei ihm.

Milo und ich liefen zu dem Captain hin.

„Was ist los?“, fragte ich. „Warum sitzen Meredith und die Geisel noch in dem Mitsubishi?“

„In Carol Jacksons Wohnung befindet sich Merediths Komplize. Sein Name ist uns unbekannt. Er droht, Carol Jackson zu erschießen, sollte auch nur ein Polizist das Haus betreten. Wir stehen mit dem Mann telefonisch in Kontakt. Er fordert ein vollgetanktes Fluchtfahrzeug und ein startklares Flugzeug auf dem La Guardia Airport.“

„Sein Name ist schätzungsweise Steven Martin“, sagte ich. „Dr. Steven Martin. Dozent an der Columbia Universität. Er dürfte der Kopf der Bande sein, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die illegale Prostitution in New York und ein paar weiteren Großstädten auszumerzen. Lässt er Meredith nicht in die Wohnung?“

„Meredith, so scheint es, wartet ab, ob wir auf die Forderung seines Komplizen eingehen. Wahrscheinlich steht auch er mit Martin in Verbindung.“

„Ich kann es kaum glauben, dass Meredith es gutheißt, dass Martin seine Schwester als Geisel genommen hat“, sagte Milo. „Ihretwegen hat er ja wohl der illegalen Prostitution den Krieg erklärt.“

„Was hat Carol Jackson für eine Telefonnummer?“, fragte ich und zückte mein Handy.

Der Captain diktierte mir die Zahlen, ich tippte sie und ging auf Verbindung.

„Was ist?“, kam es aus dem Lautsprecher. „Gehen Sie auf meine Forderung ein? Sie wollen doch nicht Carol Jacksons Leben aufs Spiel setzen?“

„Hier spricht Trevellian, FBI New York“, sagte ich. „Hallo, Dr. Martin. Glauben Sie allen Ernstes damit durchzukommen? Sie wissen doch, dass der Polizeiapparat nicht erpressbar ist. Warum ergeben Sie sich nicht?“

„Woher wissen Sie, dass ich ... Hat Meredith, dieser verdammte Narr, meinen Namen genannt?“

„Nein. Es war nicht schwer, es herauszufinden, Dr. Martin. Nachdem Ihr Ford in Flammen aufgegangen war, stand es für mich fest, dass Sie zu der Bande gehören. Zwischenzeitlich bin ich sogar davon überzeugt, dass Sie der Boss sind. Sie waren seit Jahren mit dem Elend der HIV-Infizierten konfrontiert worden. Das ließ Ihren Frust, aber auch Ihren Hass anwachsen. Schließlich fanden sich ein paar Betroffene, die Sie vor Ihren Karren spannen konnten. Liege ich richtig mit meiner Annahme, Professor?“

„Ja, Trevellian, Sie sind ein ziemlich schlauer Bursche. Ihnen kann man so schnell nichts vormachen, wie?“ Es klang zynisch. „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich im Moment am Drücker bin. Ich warte jetzt noch genau eine Viertelstunde. Und wenn dann der Fluchtwagen nicht vor der Tür steht, erschieße ich Carol.“

„Warum nehmen Sie nicht den Mitsubishi, in dem Meredith und seine Geisel sitzen?“

„Was interessiert mich Meredith. Ich habe mit ihm gesprochen. Er will, dass ich seine Schwester freilasse. Doch ich denke nicht dran.“

„Warum nicht? Meredith hat seine Sekretärin als Geisel. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Martin. Ich stelle mich Ihnen im Austausch gegen Carol Jackson und Merediths Sekretärin als Geisel zur Verfügung. Nehmen Sie mit Meredith Kontakt auf und besprechen Sie mit ihm meinen Vorschlag.“

„Nein, o nein, Trevellian. Sie legen mich nicht herein. Carol Jackson ist und bleibt mein Faustpfand. Es sind jetzt noch dreizehn Minuten, Trevellian!“

„Wenn Sie die Geisel erschießen, haben Sie auch verloren, Martin. Das ist Ihnen doch hoffentlich klar.“

„Lebendig kriegt ihr mich nicht!“, stieß Martin wild hervor. „Und ihr werdet Carol Jackson auf dem Gewissen haben.“

„Sie bekommen das Auto“, versprach ich.

„Das will ich Ihnen auch geraten haben, Trevellian“, schnaubte der Gangster, den ich für geistesgestört hielt. Die Idee, die seinen Verbrechen zu Grunde lag, zeugte davon. Aber gerade das machte ihn unberechenbar und gefährlich.

Ich unterbrach die Verbindung.

In diesem Moment sagte Captain Chessman: „Einer unserer Scharfschützen hat Meredith im Visier. Soll ich Befehl geben, den finalen Rettungsschuss abzufeuern?“

„Nein“, sagte ich schnell. „Wenn wir Meredith erschießen, könnte Martin die Nerven verlieren.“

Chessman rief dem Beamten, der das Funkgerät bediente, eine entsprechende Antwort zu. Der Cop hob das Mikrofon vor seinen Mund und sagte etwas.

Ich sagte zu Chessman: „Lassen Sie einen Streifenwagen vorfahren ...“

„Er will auch ein Flugzeug“, stieß Chessman hervor.

„Ich denke nicht, dass Martin bis zum Airport kommt“, versetzte ich.

„Was haben Sie vor?“

„Zunächst einmal müssen wir versuchen, Meredith zu überwältigen. Es muss so ablaufen, dass Martin nichts davon mitkriegt. Es wäre vielleicht gut, Milo, wenn du den Streifenwagen vor die Haustür fahren würdest.“

„Meredith kennt mich“, gab Milo zu bedenken. „Er wird sofort Verdacht schöpfen.“

„Du wirst den Wagen hinter den Mitsubishi fahren und ihn verlassen. Du bleibst neben dem Fahrzeug stehen. Ich werde zwischen den vorderen Rückenlehnen und dem Rücksitz verborgen sein. Während Meredith sein Augenmerk ausschließlich auf dich richten wird, krieche ich aus dem Einsatzfahrzeug und robbe zur Fahrerseite des Mitsubishi. Ich werde mich im toten Winkel zu Meredith befinden, der auf dem Beifahrersitz sitzt. Und dann muss alles blitzartig ablaufen. Während ich die Sekretärin aus dem Auto zerre, rennst du zur Beifahrertür und überwältigst Meredith.“

„Das kann verdammt ins Auge gehen“, murmelte Milo.

„Vor allem müssen wir verhindern, dass ein Schuss fällt“, sagte ich achselzuckend. „Martin darf nicht mitkriegen, was vor dem Haus passiert. Er muss der Überzeugung sein, dass wir ihm freien Abzug gewähren.“

„Ihr Einsatz gegen Meredith wird ihm nicht verborgen bleiben“, wandte Chessman ein.

„Er müsste sich aus dem Fenster beugen, um sehen zu können, was sich vor der Haustür abspielt“, antwortete ich. „Und das wird er nicht wagen, da er weiß, dass rundum in den Gebäuden Scharfschützen versteckt sind.“

Chessman schaute skeptisch.

Dann aber gab er Befehl, einen Streifenwagen zu bringen.

Ich rief noch einmal Martin an. „Sie bekommen ein Einsatzfahrzeug. Auf die Schnelle ein ziviles Auto herbeizuschaffen ist unmöglich. Wird Ihr Komplize Meredith die Ruhe bewahren, wenn das Einsatzfahrzeug auf ihn zukommt?“

„Ich sagte Meredith Bescheid“, kam es von Martin.

Das Patrolcar kam. Der Wagen hielt an einer Stelle, an der es den Gangstern nicht möglich war, ihn zu beobachten.

Ich kroch in den Fußraum zwischen Vorder- und Rücksitzen. Milo setzte sich hinter das Steuer und fuhr vor die Tür des Gebäudes, in dem Carol Jackson wohnte. Er parkte das Fahrzeug unmittelbar hinter dem Wagen, in dem Meredith und dessen Geisel saßen.

Mein Partner stieg aus. Er ließ die Tür offen. Im Schutz der aufstehenden Fahrertür öffnete ich die linke hintere Tür und kroch auf den Gehsteig. Milo ging vorne um das Einsatzfahrzeug herum. Er hatte die Hände in Schulterhöhe angehoben. Wenn meine Rechnung nicht aufging, dann hing sowohl Milos Leben an einem seidenen Faden wie auch das Leben der Geisel in dem Mitsubishi.

Ich hatte die SIG Sauer in der rechten Faust. Noch schien Meredith mich nicht entdeckt zu haben. Auf allen Vieren bewegte ich mich dicht an der linken Seite des Mitsubishi nach vorne. Und dann riss ich die Fahrertür auf. Meine Linke schoss hoch und erwischte die Sekretärin am Arm. Ein scharfer Ruck, die Frau kippte mir entgegen. Ich kam halb hoch und richtete die P226 auf den Gangster auf dem Beifahrersitz, der noch keine Zeit gefunden hatte, zu reagieren. Doch jetzt schlug er seine Waffe auf mich an.

Da riss auch schon Milo die Tür auf der Beifahrerseite auf.

Die Hand Merediths mit der Waffe zuckte zu ihm herum.

„Fallen lassen!“, peitschte meine Stimme.

Milo aber schlug schon zu. Meredith bekam den Lauf der P226 gegen die Stirn und sackte auf dem Sitz zusammen. Mit einem Griff entwand Milo ihm die Pistole. Ich vermutete, dass mit dieser Waffe Richard Jackson erschossen worden war.

Handschellen klickten. Milo ließ Meredith auf dem Beifahrersitz und drückte die Tür zu. Er kam um den Mitsubishi herum. Ich half schon Kath, der Sekretärin, auf die Beine. Die Frau schluchzte. In ihrem Gesicht zuckten die Nerven. Ihre Augen waren gerötet vom Weinen.

Ich bedeutete Milo, Kath zu Captain Chessman zu bringen. Milo führte die Frau davon. Er blieb auf der Seite, auf der sich das Gebäude befand, in dem sich Steven Martin verschanzt hatte. So konnte Martin sie von der Wohnung aus nicht sehen, es sei denn, er hätte sich aus dem Fenster gebeugt.

Ich ging auf der dem Haus abgewandten Seite des Einsatzfahrzeuges auf Tauchstation und gab Chessman ein Zeichen. Der Captain verschwand hinter dem Mannschaftstransportwagen aus meinem Blickfeld. Ich vermutete, dass er jetzt mit Steven Martin telefonierte. Milo überquerte mit Kath etwa 100 Yards entfernt die Straße.

Wenig später tauchte Chessman wieder auf und bedeutete mir, dass es gleich so weit sei.

Milo war mit Kath hinter dem Fahrzeug, bei dem Chessman postiert war, verschwunden. Dass es uns gelungen war, die Sekretärin aus der Gewalt des Gangsters zu befreien, verschaffte mir eine immense innere Befriedigung. Wenn es uns jetzt auch noch gelang, Carol Jackson zu befreien, dann würde uns wieder einmal ein voller Erfolg in der Verbrechensbekämpfung beschieden sein.

Einige Minuten verstrichen. Dann erschien Steven Martin mit seiner Geisel in der Haustür. Er hatte den linken Arm von hinten um Carol Jacksons Hals geschlungen und hielt der Frau die Mündung seiner Waffe gegen die Schläfe. Langsam bewegten sich der Gangster und die Geisel auf das Einsatzfahrzeug zu. Martin gebot Carol, die Tür zu öffnen. Dann musste sie einsteigen und vom Beifahrersitz auf den Fahrersitz rutschen. Dicht hinter ihr stieg Steven Martin ein.

Ich lauerte neben der Fahrertür. Jetzt riss ich sie auf. Als ich nach Carols Jacksons Arm greifen wollte, um sie aus dem Wagen zu reißen, reagierte Martin schon. Sein Gesicht verzerrte sich, seine Hand mit der Pistole zuckte etwas herum. Die Mündung starrte mich an ...

Für mich gab es nichts zu überlegen. Ich drückte ab. Meine Kugel warf den Professor gegen die Tür. Seine Faust mit der Pistole sank nach unten. Der entsetzte Blick des Verbrechers war auf mich gerichtet. Und plötzlich fiel sein Kopf nach vorn. Sein Kinn sank auf die Brust. Die Hand, die die Pistole hielt, öffnete sich. Die Leere des Todes hielt Einzug in seinem Gesicht.

Ich atmete auf.

Die Gefahr war gebannt.

Milo kam mit langen Sätzen die Straße herauf.

Kein Kaviar für Killer: 4 Krimis

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