Читать книгу Erotic Collection I - Chloé Césàr - Страница 18

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Peter war nicht schnurstracks zurückgefahren in sein Hotel. Stattdessen war er auf der Autobahn Richtung Santa Cruz weitergerast, die Ausfahrt Las Americas und damit den direkten Weg nach Hause einfach ignorierend.

Erst auf der Höhe des Südflughafens Reina Sofia nahm er den Fuß vom Gaspedal, um das Tempo zu drosseln.

Als bald darauf die Ausfahrt El Medano auftauchte, beschloss er kurzfristig, dem Ort, der einen Namen als Surferparadies besaß, einen Besuch abzustatten.

Er hatte momentan nicht die geringste Lust, sich schon wieder mit diesem Journalisten zu treffen. Nachdem Amanda ihn so kaltschnäuzig abserviert hatte, wollte Peter nur eines: alleine sein.

Er fand einen Parkplatz in der Nähe der großen Rambla. Von hier aus waren es nur wenige Schritte bis hinunter an den Strand. Kleine Cafés und Restaurants säumten die hölzerne Promenade, die sich in westlicher Richtung fast einen Kilometer lang hinzog.

Nachdem er an einem Kiosk ein deutsches Politmagazin gekauft hatte, setzte sich Peter in die erste Bar an der Ecke zur Rambla. Er bestellte Kaffee mit Milch –Cafécon Leche – und Mineralwasser. Dann begann er, sich in die Lektüre zu vertiefen. Das sollte helfen, ihn vom Nachdenken abzuhalten. Über dieses kaltschnäuzige Biest, das ihm so sehr unter die Haut gegangen war. Bereits damals, vor einigen Monaten, beim ersten Mal.

Obwohl sie ihn auch da schon schamlos benutzt hatte, zu ihrem ureigensten Vergnügen!

Am nächsten Morgen 11 Uhr in Peters Hotelbar:

»Sie sehen so verdächtig ausgeschlafen aus, Torstedt! War die Nacht nicht gut?«

Karel winkte Paco, dem verdammten Barkeeper, jetzt schon das zweite Mal heftig zu, ohne dass der ihn auch nur eines Blickes würdigte.

»Lassen Sie mich das machen. Paco scheint heute kanarische Tomaten auf den Augen zu haben. Außerdem sind Sie nicht Gast dieses Hauses«, sagte Peter und räusperte sich dann kurz, aber vernehmlich. Die an ihn gerichtete Frage ignorierte er einfach.

Eine halbe Minute später stand der Barkeeper auf der Matte. Karel staunte sichtlich. Was wiederum dem Piloten ein einigermaßen gutes Gefühl vermittelte. Das erste dieser Art seit gestern.

Peter bestellte: »Einen Kaffee und einen spanischen Brandy für mich, Paco.«

»Einen Magno, Señor?«

»Sí, por favor.«

Karel konnte gerade noch – »Für mich dasselbe« – loswerden, als Paco auch schon auf dem Absatz kehrtmachte.

»Kaffee und Cognac zum Frühstück!«, sagte der Journalist und schüttelte den Kopf. »Das ist eigentlich sonst nicht meine Art. Sie müssen einen schlechten Einfluss auf mich ausüben, Mann!«

Peter grinste schief. »Dabei dachte ich immer, Journalisten seien hartgesottene Burschen.«

»Und ich habe bis zu unserem Treffen gedacht, Piloten würden nie oder nur selten trinken. Und wenn, dann höchstens mal ein Bierchen. Nichts Hochprozentiges jedenfalls.«

Paco kam zurück mit einem voll beladenen Tablett, das er vor ihnen auf dem blitzblank polierten Tresen abstellte.

»Zwei Café con Leche und zwei Magno, Señores.«

Peter griff sofort nach einem der Cognacgläser und hob es in die Höhe. »Dabei kennt doch heutzutage jedes Schulkind die Story von dem Piloten, der als Erster herausfand, wie gut ein kräftiger Schuss Cognac in schwarzem Kaffee tut. Und unsichtbar bleibt der Frevel praktischerweise auch gleich. Seitdem ist das Gebräu zum Lieblingsgetränk in allen Cockpits der Welt avanciert. Wussten Sie das wirklich nicht, Karel? Zum Wohl übrigens!« Er nahm einen kräftigen Schluck.

»Zum Wohl.« Karel trank ebenfalls. Das Zeug kratzte ihn im Hals, so stark war es. Er schüttelte sich, dann nahm er rasch einen Schluck Kaffee. Das half.

»Und das, wo ich sowieso schon mit Flugangst zu kämpfen habe«, sagte er schließlich.

Peters Antwort verblüffte ihn, und er brauchte eine Weile, bis er begriff, worum es ging …

»Ich hab’s vermasselt, Kortmann, tut mir Leid!«, sagte Peter ernsthaft. Dann nahm er noch einen großen Schluck Cognac.

»Amanda hat Sie doch nicht etwa … abserviert?«

»Ich fürchte, sie hat genau das getan.«

Der Journalist blieb zu Peters Überraschung völlig ruhig. »Dominique kommt übermorgen«, sagte Karel langsam. »Es war nicht leicht, meinen Chefredakteur zu überzeugen, aber schließlich hat er ihr einen Vertrag angeboten, der ihr zusagte. Sie wird die Sache regeln, von Frau zu Frau, davon bin ich überzeugt.«

»Sie denken dabei nur an Ihren Artikel, stimmt’s?«, hakte Peter nach.

»So ist es. Auch wenn ich gut nachfühlen kann, wie Ihnen jetzt zumute ist. Mir geht es ja mit Dominique nicht besser. Ich bin noch nicht einmal zum Zuge gekommen. Sie scheint mich als Mann gar nicht wahrzunehmen, lediglich als Kollege.«

Peter schüttelte den Kopf. »Was läuft denn da schief, bei uns beiden? Oder liegt es an den Frauen?« Er grinste schwach. »Sex around the world! Was für eine Schlagzeile. Und dann wir beiden Helden, in voller Linie gescheitert. Wenn das Ihre Leser wüssten, Karel, was? Sie werden sich ganz schön was ablügen müssen beim Schreiben.«

Sie schauten sich beide an und mussten lachen. Ein gegenseitiges »Auf-die-Schulter-Klopfen« folgte.

Zwei Cognacgläser stießen klangvoll aneinander, der scharfe Inhalt verschwand kurz darauf in den Kehlen der angeschlagenen Helden.

»Ich ordere uns noch eine Runde«, Peter winkte Paco zu, zeigte auf sein Glas und hob zwei Finger.

Der Barkeeper nickte und grinste. Bestellung aufgenommen.

»Lügen gehört zum Handwerk«, sagte Karel. »Oder drücken wir es etwas vorsichtiger aus – die Wahrheit muss manchmal ein klein wenig zurechtgebogen werden, der Story zuliebe. So habe ich mir beispielsweise bereits überlegt, Amanda einen kräftigen Schuss französischen Blutes zu verpassen. Teneriffa als Kulisse für den ersten Artikel der Serie ist gut genug, wenn auch nicht unbedingt exotisch. So kommt gleich etwas mehr Pep in die Sache.«

Peter schüttelte sich bereits wieder vor Lachen. »Ausgezeichnet, das gefällt mir. Wir sollten Brüderschaft trinken, Karel. Ich glaube, wir beide werden eine Menge Spaß haben zusammen in nächster Zukunft. Immerhin kann ich Ihnen – kann ich dir – mit Schauplätzen rund um den Globus nebst zugehörigen Frauengeschichten weiterhelfen. Und mich heitert deine distanzierte Einstellung zu den Dingen auf, wie ich merke. Es ist die Sorte von Humor, mit der ich kann.«

Der Pilot streckte die Hand aus, und der Journalist schlug ohne Zögern ein.

»Peter! Auf eine fröhliche, gelungene Welttournee.«

»Karel! Worauf du dich verlassen kannst, mein Freund.«

Sie hoben ihre frischen Gläser, sahen sich grinsend in die Augen und leerten anschließend den jeweiligen Inhalt in einem einzigen Zug.

»Und? Was ist gestern so schrecklich schief gelaufen?«, sagte Karel anschließend und zog einen winzigen Notizblock aus der Brusttasche seines Poloshirts.

Peter berichtete als Erstes von seiner Untat, Amandas La-Perla-Slip betreffend.

Dieses Mal war es der Journalist, der von einem heftigen Lachanfall geschüttelt wurde.

»Du bist ein abgebrühter Hund, Peter! Auf so was muss ein Kerl erst mal kommen. Ich würde mir so eine Aktion niemals erlauben. Aber als Story für LEANDER kommt die Geschichte gut, das muss ich dir lassen. Hast du noch mehr solcher Einfälle auf Lager?«

Peter konnte nicht anders – er sonnte sich in der Bewunderung des anderen Mannes, der von heute an auch ein Freund war.

Und so kam es, dass Karel nun tatsächlich – fast – die ganze Wahrheit über das gestrige Treffen Peters mit Amanda erfuhr.

Hinterher war der Journalist wie erschlagen. Ihm war klar, er würde den schönen, sonnigen Tag im Hotelzimmer verbringen müssen. Bei voll aufgedrehter Klimaanlage, damit der Laptop nicht kollabierte in der feuchtwarmen Inselluft.

Die Story war zu gut, er durfte nicht riskieren, Einzelheiten daraus zu vergessen. Also musste er sie noch heute in die Tastatur hämmern, frisch und frei aus dem Gedächtnis und nach den wenigen knappen Stichworten auf dem Notizblock.

»Jetzt müssen wir vor allem beten, dass es Dominique gelingt, Amanda zu mindestens einem Fototermin zu überreden«, sagte Karel, nachdem er auch seinen Kaffee ausgetrunken hatte.

Peter verzog das Gesicht. »Mir schwant Böses. Amanda ahnt nicht einmal, dass ich ihre – unsere – Geschichte mehr oder weniger an dich und dein Magazin verhökert habe.«

»Das dachte ich mir schon fast. Vielleicht solltest du dich wenigstens bei ihr entschuldigen wegen des Höschens. Schick ihr einen Blumenstrauß auf die Finca, Champagner, Pralinen, Parfüm. Irgendwas in der Richtung. Sie kriegt sich schon wieder ein, da bin ich sicher. Zudem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass ihre Empörung bloß vorgetäuscht ist. Sie erwartet von dir eine spektakuläre Aktion, Peter. Glaub mir das. Das Mädchen spielt mit dir. Vielleicht ist sie gelangweilt, frustriert, enttäuscht von einem anderen Kerl, was auch immer. Sie ist auf dem Trip, reagiert sich an dir ab, das ist der ganze psychologische Hintergrund, wenn du mich fragst. Amanda will erobert werden. Mit Herz und Hirn und Humor.«

»Das glaubst du doch nicht wirklich, Karel, oder?« – Peters Augen glänzten bereits …

»Und ob ich das glaube. Hundertprozentig. Momentan stehen für dich bei Amanda alle Türen offen. Ergreif die Chance, sonst tut es irgendwann ein anderer.«

Peter pfiff leise durch die Zähne, was prompt Paco auf die Matte rief. Der Barkeeper hatte ohnehin in der Nähe herumgelungert und spitze Ohren bekommen.

»Wenn ich ihr allerdings von dir und dem Artikel erzähle, wird mich Amanda in jedem Fall gleich wieder zum Teufel jagen«, überlegte Peter laut. Ehe er sich zu Paco umwandte und erneut zwei Finger hochhielt.

»Wir denken uns jetzt gemeinsam eine hübsche Geschichte aus«, schlug Karel vor. »Wenn du das Mädchen wieder im Griff hast, wirst du ihr die Story auftischen. Eine Frau, die so sexy wie diese ist, lässt sich doch nicht eine so gute Gelegenheit für kostenlose Publicity entgehen. Solche Frauen sind geborene Exhibitionistinnen. Außerdem ist sie Künstlerin. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Amanda Nein sagen würde. Überleg doch selbst. Und dann ist da auch noch Dominique, und die ist eine super Fotografin. Eine Attraktion mehr für Amanda.«

Paco brachte die nächste Runde Brandy vorbei.

Peter drückte ein Glas dem zögernden Karel in die Hand, ehe er sich das andere griff.

»Auf uns, mein Freund! Und darauf, dass wir die beiden Mädchen überzeugen können. In jeder Hinsicht!«

Da gab Karel nach. Die beiden Gläser waren im Nu leer. Und die zwei Helden … nun ja … nicht mehr nüchtern, jedenfalls. Wie Paco grinsend feststellte, als er hinterher abräumte und die Rechnung von Peter kassierte. Nebst einem kräftigen Trinkgeld.

»Gracías, Señores.«

Erotic Collection I

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