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Primaten und Hominiden

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Der heutige Mensch, seine ausgestorbenen Vorfahren und die heutigen Menschenaffen, Affen und Halbaffen gehören zur Ordnung der Primaten. Der Begriff „Primat“ wurde von Carl von Linné eingeführt und bedeutet wörtlich „Rangerster“. Charakteristische Merkmale der Primaten sind unter anderem ein relativ großes Gehirn, fünffingrige Hände mit gegenüberstehenden (opponierbaren) Daumen und/oder Zehen (Greifhände und -füße), flache Nägel statt Klauen, nach vorn gerichtete Augen und eine relativ lange Schwangerschaft. Primaten haben in der Regel jeweils nur ein Junges, das lange von der elterlichen Sorge abhängig bleibt. Von den hundertachtzig heute noch lebenden Primatenarten sind weitaus die meisten Baumbewohner. Die Greifhände und -füße sowie das räumliche Sehvermögen sind eindeutige Anpassungen an eine baumreiche Umgebung. Um sich von Ast zu Ast schwingen zu können, muss man Abstände gut einschätzen und sich gut festhalten können. Primaten stammen von kleinen insektenfressenden Baumbewohnern ab, die überwiegend nachtaktiv waren. Die frühesten lebten wahrscheinlich im späten Paläozän vor ungefähr sechzig Millionen Jahren. Um etwa die gleiche Zeit, vor ungefähr fünfundsechzig Millionen Jahren, verschwanden die Dinosaurier von der Bildfläche, wahrscheinlich infolge des Einschlags eines gewaltigen Meteoriten in der Nähe der heutigen Halbinsel Yukatán in Mexiko. Dies eröffnete den Primaten und anderen Säugetieren ungeahnte Chancen. Die ökologischen Nischen, die die Dinosaurier hinterließen, wurden von den Säugetieren eingenommen, die die Katastrophe überlebt hatten. Ein solches Phänomen benennen Biologen mit dem Begriff „adaptive Radiation“. Das relativ große Gehirn der Primaten entwickelte sich möglicherweise, um seinen Trägern die geschmeidige und koordinierte Fortbewegung in den Bäumen, das Fangen von Insekten und die Flucht vor Raubtieren zu erleichtern. Zudem weist vieles darauf hin, dass auch ein engeres Gruppenleben das Wachstum des Gehirns beschleunigte. Übrigens haben fast alle Primaten ein dichtes Fell. Die einzige Ausnahme bildet der Mensch; daher bezeichnete der Zoologe Desmond Morris unsere Art als „nackten Affen“.

Die Ordnung der Primaten kann man in verschiedene Familien, Gattungen und Arten unterteilen. Heutige Menschen und die ausgestorbenen Affenmenschen beispielsweise gehören zur Familie der Hominiden (Menschenartigen). Innerhalb der Familie der Hominiden unterscheidet man zwei Gattungen: die ausgestorbene Gattung des Australopithecus (wörtlich: „südlicher Affe“) und die Gattung Homo. Beide werden wiederum in verschiedene Arten unterteilt (Abb. 4.1).

Manchmal werden die Australopithecinen etwas anders eingeteilt, nämlich in die Gattungen Australopithecus und Paranthropus („Nebenmensch“). Der Name Paranthropus ist dann für den „robusten“ Zweig der Hominiden reserviert, und zwar für A. aethiopicus, A. robustus und A. boisei. Die „grazilen“ (schlanken, leicht gebauten) Formen A. africanus und A. afarensis rechnet man in dem Fall zu den „echten“ Australopithecinen. In diesem Kapitel gehen wir von der gängigen Einteilung in eine einzige Gattung, Australopithecus, aus, innerhalb der wir eine grazile und eine robuste Form unterscheiden.


Abb. 4.1: Die zwei Gattungen der Familie der Hominiden

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