Читать книгу »Action!« im Traunsee-Märchenland - Christa Mühl - Страница 9
3. Wie soll man drehen ohne Torten?
Оглавление„Wo bleiben die Torten?“ Die Innenrequisiteurin rannte durch den fast fertig eingerichteten Festsaal des Schlosses, gescheucht vom Burger, dem Aufnahmeleiter. Sie stolperte über ein Kabel. Die Beleuchter, die man hier liebevoll Lichtbuben nennt, sahen ihr kopfschüttelnd nach.
„Trampel!“, rief ihr einer von ihnen hinterher. „Aber süßer Trampel!“, ergänzte ein anderer. Doch sofort machten sie sich wieder an die Arbeit. Denn der Burger sah zuerst auf die Uhr und dann zu Bellas Boss.
Der Oberbeleuchter steckte drei Finger in die Höhe, was so viel hieß wie: In drei Minuten steht das Licht.
Die Innenrequisiteurin, die auf den Spitznamen Bella hörte, rieb sich den Fuß und überlegte, ob sie heulen sollte oder nicht. Bingo war sofort zur Stelle und flüsterte, dass der „Trampel“ nicht so ernst zu nehmen war. Sie kannte doch den Herrn Oberbeleuchter. „Der meent det nich so!“
Die Lichtbuben beobachteten die beiden grinsend. „Da bahnt sich was an!“, sagte einer, ein bisschen zu laut. Die anderen lachten.
Hier drinnen war die Stimmung schlagartig besser geworden als auf der Brücke im Dauerregen.
Bei Bella, eine der Jüngsten im Team, handelte es sich um ein hübsches blondes Mädel aus Linz. Als Innenrequisiteurin musste sie dafür sorgen, dass alles, was so an Dingen für die Dreharbeiten gebraucht wurde, an seinem Platz stand. Leider war sie ein bisschen ungeschickt und hatte nicht viel Ahnung. Aber Bella gab sich große Mühe. Deshalb konnten sie fast alle gut leiden. Die Männer natürlich besonders, weil sie eben auch noch blond und hübsch war.
Bella befand sich immer auf der Suche nach ihrem Traumprinzen. Nachdem sie kürzlich festgestellt hatte, dass sich der Burger dafür nicht eignete, war sie nun wieder zu haben.
Draußen goss es noch immer in Strömen, und auch das seltsame Geräusch war weiterhin zu hören. Nicht mehr ganz so laut, aber dauerhaft.
An der Tür zum Saal erschien der völlig durchnässte Fahrer Andreas Franzlhuber, kurz Franzl genannt. Bella sah den Mann fragend an.
„Wo sind die Torten?“ Er zuckte mit den Schultern und bekam einen hochroten Kopf. Franzl war ein Mann aus Ebensee, einem Ort am anderen Ende des glücklichen Sees, quasi gegenüber von Gmunden. Also ein echter Einheimischer. Er zog Bella hinter die halbgeöffnete Tür und flüsterte: „Dem Baumgoatna haums olle Schokotoaten stoin!“
Charly würde übersetzen: „Dem Baumgartner haben sie alle Schokoladentorten geklaut!“ Bella sah Franzl an und griff sich an den Kopf. „Wir wollen drehen, du Depp. Mir ist jetzt nicht nach blöden Witzen!“, fauchte sie. Der Fahrer schluckte. „Bella, das ist kein Witz! Die sind alle fix und fertig in der Konditorei!“ Auch sei das nicht zum ersten Mal passiert. Aber ausgerechnete heute, wo sie für die Fernsehserie liefern sollten, die doch alle so liebten …
„Tür zu!“, brüllte der Tonmeister. „Man versteht ja sein eigenes Wort nicht! Mir ist sowieso schleierhaft, wie ich das hier hinkriegen soll mit dem Regen und diesem Scheißgeräusch!“ Der Tonmann stammte übrigens, genau wie sein Assistent, aus Bayern. Die beiden waren schon so angeeckt wegen ihrer Sprache, dass sie sich das Bayerische ganz und gar verkniffen. Sie hatten nämlich ernsthaft geglaubt, den Österreichern sprachlich nahe zu sein. Was die natürlich geradezu unverschämt fanden.
Im Hintergrund erschienen nun der Chef, also der Regisseur, seine Assistentin und der Kameramann. Sie gingen herum und besprachen den Ablauf der Szene, die gleich geprobt und dann gedreht werden sollte. Der Blick der Assistentin fiel auf die große Tafel. „Warum sind denn die Torten noch nicht da?“, flüsterte sie entsetzt.
Bella schloss die Tür von draußen. Franzl versicherte ihr gerade, dass die beim Baumgartner schon dabei waren, neue Torten zu backen. Und sie wollten auch versuchen, welche aus den anderen Konditoreien der Stadt zu beschaffen. Was natürlich ärgerlich war, bei diesem großen Auftrag und … Bella unterbrach ihn wütend: „In zehn Minuten sind die Torten da – egal, woher die kommen! Sonst passiert was!“
Das Handy des Fahrers klingelte. Franzl meldete sich und hörte zu. Dann sagte er zu Bella – gleich in Charlys Übersetzung: „Das ist der Baumgartner. Müssen es unbedingt Schokoladentorten sein?“