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2.2Kompetenzorientierung

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Zur Sicherung der Qualität und der Weiterentwicklung des Bildungsprozesses innerhalb der Schulgeographie hat die Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGFG) nationale Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss konzipiert und der Kultusministerkonferenz sowie den Kultusbehörden übermittelt. Durch diese Bildungsstandards sind die Kompetenzen festgelegt, über die Schüler am Ende eines jeweiligen Ausbildungsabschnittes verfügen sollen (Deutsche Gesellschaft für Geographie 2014: 1). Dies ist in anderen Fächern ähnlich.

Im Rahmen von Exkursionen (Abb. 2.1) können prinzipiell alle Kompetenzbereiche gefördert und entwickelt werden, selbstverständlich in Abhängigkeit des Schwerpunktes und des Faches. Verdeutlichen lässt sich dies am Beispiel der Kompetenzbereiche des Faches Geographie (Deutsche Gesellschaft für Geographie 2014: 10ff.), die im Rahmen der Kompetenzorientierung formuliert wurden (siehe Infobox zu Kompetenzbereichen). Auch in anderen Fachdisziplinen werden im Rahmen von Lehrveranstaltungen unterschiedliche Kompetenzen gefördert und erworben. Da diese jedoch fachspezifisch abweichen können, wird die Thematik exemplarisch anhand des klassischen Exkursionsfachs Geographie dargestellt. Alleinstellungsmerkmale der Geographie sind dabei die Kompetenzbereiche „Räumliche Orientierung“ und „Handlungskompetenz“. Sie kommen in anderen Fächern so nicht vor.


Abb. 2.1 Lernziele einer Exkursion im Rahmen der Kompetenzorientierung

Die kontinuierliche Förderung und Entwicklung dieser Kompetenzen bildet optimalerweise den zentralen Ansatz für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen. Neben den curricularen Vorgaben und der konkreten Realisierung im Fachunterricht werden der Kompetenzerwerb sowie die Bildungsstandards auch mithilfe von Exkursionen umgesetzt, dies gilt insbesondere für geographisches Lernen (Falk 2015). Daher sind Exkursionen an der Entwicklung einer Raumverhaltenskompetenz maßgeblich beteiligt. Jedoch ist kritisch anzumerken, dass Exkursionen häufig nur über kurze Zeiträume wirksam sind, was einem gefestigten Kompetenzerwerb entgegenstehen kann.

Kompetenzbereiche am Beispiel des Fachs Geographie im Hinblick auf Exkursionen

(nach Deutsche Gesellschaft für Geographie 2014: 8ff.)

 Fachwissen: Fachwissenschaftliche Kompetenz wird dadurch gefördert, dass Wechselbeziehungen natur- und geistes-/sozialwissenschaftlicher Faktoren innerhalb des Mensch-Umwelt-Systems anhand exemplarischer Exkursionsziele konkretisiert und verdeutlicht werden. Hierbei werden auch bedeutende Kenntnisse aus anderen Gebieten integriert, sodass Grundlagen eines systematischen Wissensaufbaus entstehen. Dies geschieht konkret und exemplarisch in lebensweltlicher Perspektive.

 Räumliche Orientierung: Die Räumliche Orientierung bildet ein Kernelement des Unterrichtsfachs Geographie. Diese Kompetenz wird auf Exkursionen durch die Arbeit mit Karten im Realraum weiterentwickelt (z. B. Karten lesen, interpretieren, konstruieren). Die Verzahnung von theoretischem Wissen und praktischer Anwendung bzw. Umsetzung fördert die Kartenkompetenz. Zudem wird topographisches Orientierungswissen durch eigens erfahrene Verortung gefestigt und verknüpft.

 Erkenntnisgewinnung/Methoden: Dieser Kompetenzbereich wird bei Exkursionen häufig dadurch angesprochen, dass fachspezifische und -relevante Methoden im Gelände handlungsorientiert eingesetzt und angewandt werden (z. B. Kartierungen, Bodenuntersuchungen, Bestimmungsübungen, Messungen, Befragungen). Der Einsatz hierzu notwendiger adäquater Medien (z. B. Zeichen- und Laborgeräte, Messinstrumente, Literatur etc.) führt zur Daten- und Informationsgewinnung (Deutsche Gesellschaft für Geographie 2014: 19). Dabei ist eine kritische und zielorientierte Informationsauswertung mit eingeschlossen.

 Kommunikation: Kommunikation ist unsere alltägliche Möglichkeit der adäquaten Verständigung. Bei Exkursionen wird permanent fach- und zielbezogen kommuniziert. Dies geschieht auf unterschiedlichen Interaktionsebenen, sodass die Bandbreite vom Verstehen bis hin zum situations- und adressatengerechten Organisieren, Formulieren und Präsentieren reicht. Dabei wird diese wichtige Kompetenz fortwährend geschult und entwickelt. Einen weiteren bedeutenden Bereich stellt die interkulturelle Verständigung dar, die insbesondere bei Auslandsexkursionen Bedeutung erlangt.

 Beurteilung/Bewertung: Kompetenzen in diesem Bereich werden dadurch erworben und gefördert, dass konkrete Beispiele (z. B. bei der Exkursion zur Mülldeponie im Kontext der Umweltthematik) unter Anwendung und Berücksichtigung allgemeiner und fachspezifischer Kenntnisse und Kriterien bewertet und beurteilt werden. Exkursionen bieten hierbei die Möglichkeit, einen „eigenen Eindruck“ vor Ort zu gewinnen und sich daraus eine „eigene Meinung“ zu bilden. Dabei werden möglichst viele für diesen Kompetenzbereich wichtige Perspektivwechsel ermöglicht.

 Handlung: Handlungskompetenz wird dadurch entwickelt, dass mithilfe von Exkursionen konkrete Auswirkungen von Wechselbeziehungen auf anschauliche Weise verdeutlicht werden können. Dies leistet, neben aktiven Umsetzungen und Handlungen (z. B. durch ein Exkursionsprojekt zur Verlangsamung des Gletscherrückzugs oder durch den Besuch auf der Mülldeponie), einen Beitrag zur Umwelterziehung und zum Umweltschutz. Damit kann unter strikter Wahrung des politischen Neutralitätsgebots die zukünftige „Handlungsweise“ eines Menschen aufgrund von Einsicht und Verstehen beeinflusst werden. Die originale Begegnung bildet demnach für den Bereich der Umweltbildung und Umwelterziehung eine tragende Säule (Wilhelmi 2011: 4, vgl. Riedel & Trommer 1981). Gemeinsam mit interkultureller und internationaler Verständigung bilden diese das Leitbild „Nachhaltiger Entwicklung“ (Deutsche Gesellschaft für Geographie 2014: 26).

Exkursionsdidaktik

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