Читать книгу Exkursionsdidaktik - Christian Stolz - Страница 19
4.5Kombinationsmöglichkeiten
ОглавлениеEine bedeutende Möglichkeit und Chance liegt in der Kombination von unterschiedlichen Exkursionstypen und eingesetzten Methoden. So können handlungsorientierte Arbeitsexkursionen mit konstruktivistischen Methoden verknüpft werden, wodurch Lernprozesse und zu entwickelnde Kompetenzen beider Bereiche miteinander kombiniert werden. Eine Kartierung kann beispielsweise konstruktivistische Methoden (z. B. eine Spurensuche oder Foto-Rallye) beinhalten, sodass durch den Einsatz und die Verknüpfung verschiedener Methoden Synergieeffekte sowie der vielfältige Methodenwechsel gewinnbringend genutzt werden können. Solche Kombinationsvariationen sind ebenso mit einer problemorientierten Überblicksexkursion oder der klassischen „Fahrt ins Blaue“ möglich. Die Kombinationsmöglichkeiten sind zudem von zahlreichen Komponenten, wie z. B. dem Exkursionsort und der Altersstruktur der Teilnehmergruppe, abhängig.
So kann beispielsweise eine Exkursion in einen Wald als Überblicksexkursion beginnen, um den Raum für die Gruppe zu erschließen. Im weiteren Exkursionsverlauf können dann Aspekte und Methoden einer handlungsorientierten Arbeitsexkursion eingeplant werden, die beispielsweise die Integration einer Gewässeruntersuchung – an der die Teilnehmer aktiv beteiligt sind und bei der sie eigenständig Gewässerproben analysieren – ermöglichen. Ebenso kann diese Standorterkundung mit konstruktivistischen Methoden, wie z. B. einer einleitenden Spurensuche an diesem Gewässer, kombiniert werden. Logischerweise ist ein hoher konstruktiver Anteil im Rahmen einer Exkursion nicht mit einer Gruppe umsetzbar, die über wenig bis gar keine Exkursionserfahrung in diesem Bereich verfügt. Das Exkursionsende hat dann wieder eher Überblickscharakter, indem unter Einbezug und Beteiligung der Teilnehmer die Ergebnisse bzw. Erfahrungen zusammengefasst und reflektiert werden.
Die Kombination unterschiedlicher Exkursionstypen und Methoden ist allein schon deshalb sinnvoll, weil auf diese Weise Abwechslung gegeben ist und das Vorhandensein unterschiedlicher Lerntypen angemessen berücksichtigt werden kann. Auch wenn es einen erhöhten Zeit- und Vorbereitungsaufwand erfordert, sind solche Kombinationsmöglichkeiten empfehlenswert und anzustreben, nicht zuletzt deshalb, weil sie den unterschiedlichen Fähigkeiten der Teilnehmer in optimaler Weise gerecht werden.
Fächerübergreifende Nutzung virtueller außerschulischer Lernorte mittels Google Earth
(von Peer Egtved)
Die Geschichtsdidaktikerin Pleitner zählt „virtuelle Schauplätze im Netz“ – beispielsweise Orte, die mithilfe von Google Earth angesteuert werden – ebenfalls zur Kategorie der außerschulischen Lernorte. Pleitner argumentiert, dass die virtuelle Welt in keiner Verbindung zur realen Umgebung der Schule steht (Pleitner 2012: 292). Im Politikunterricht können beispielsweise internationale Konflikte mithilfe von Google Earth visualisiert werden. So kann die Lehrkraft Konflikte und ihre Austragungsräume (z. B. Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer, Einsatz der Bundeswehr in Mali, Krieg in der Ukraine) geographisch visualisieren, ohne wirklich vor Ort zu sein.
Auch die in Google Earth vorinstallierten Layer sind von Interesse für den Unterricht in unterschiedlichen Fächern. Mehrere Unterorganisationen der Vereinten Nationen, aber auch diverse NGOs (Nichtregierungsorganisationen) haben Google Earth mit Informationslayern ausgestattet. Klickt man das Menü „Globales Denken“ an, dann öffnen sich beispielsweise die „Millenniumsziele der Vereinten Nationen“, das „United Nations Environment Programme“, „WaterAid“, „WWF-Schutzprojekte“, das „United State Holocaust Museum“, „UNICEF Wasserprojekte“, „Greenpeace“ oder der „Global Heritage Fund“. Weitere Layer können in Google Earth geladen werden.
Ein vorsichtiger Umgang ist nötig bei Fotos, die selbstständig durch private Nutzer hochgeladen wurden. Sie werden in der Regel nicht nachträglich verifiziert. Streetview, ein umstrittener Google Earth-Service, zeigt mittlerweile die Straßenansicht zahlreicher europäischer, amerikanischer und asiatischer Großstädte. Google Earth verlinkt außerdem auf Texte in Wikipedia. Auch hier gilt, wie bei den Fotos, dass sich Schüler und Studierende kritisch mit dieser Quelle auseinandersetzen sollten, da Veränderungen daran für jeden jederzeit möglich sind.
Sogar ganze Themenfelder können mittels außerschulischer Lernorte in Google Earth nachgezeichnet werden. Will man beispielsweise im Politikunterricht das Gesetzgebungsverfahren des Bundes nachverfolgen, kann dieses mithilfe der Street View-Ansicht Google Earth geschehen. So kann der Weg von der Ausarbeitung des Gesetzesvorschlages in den jeweiligen Ministerien, über die erste, zweite und dritte Lesung im Bundestag, die Abstimmung im Bundesrat, bis zur Inkraftsetzung durch die Unterschrift des Bundespräsidenten und Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt durch Google Earth abgebildet werden. Obwohl den Lernenden dadurch zwar nur ein ganz formaler Weg der Gesetzgebung veranschaulicht wird, kann dies bereits zu einem besseren Lernerfolg führen, weil der Unterricht dadurch aufgelockert und spannender gestaltet wird.
Das Angebot von Google Earth ermöglicht zwar nicht das Verlassen des Klassenraumes, aber es verhilft zu einem „virtuellen Besuch“ eines außerschulischen Lernortes; Lehrende und Lernende können damit interaktiv Regionen und Gebäude aufsuchen, die sich außerhalb des Klassenraums befinden. Darunter fallen nicht nur Orte in städtischen Räumen, sondern auch Naturräume aller Art (z. B. Nationalparks, Gebirge, Gewässer, Küstenabschnitte u. v. m.). Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Abb. 4.7 Screenshot Google Earth mit Layer „Millenniumsziele der Vereinten Nationen“