Читать книгу Positiv führen für Dummies - Christian Thiele - Страница 23

Die Wurzeln des Positiven Führens

Оглавление

Die Positive Psychologie ist eine der wichtigsten Grundlagen der Positiven Führung, wenn auch nicht die einzige. Als Gründervater der Positiven Psychologie gilt der US-amerikanische Psychologe Martin Seligman. In seiner Antrittsrede für das Amt des Präsidenten der American Psychological Association im Jahre 1998 kritisierte Seligman, dass sich die klassische Psychologie zu sehr von ihrem ursprünglichen Ziel, das Leben von Menschen erfüllender und produktiver zu machen, entfernt und sich zu sehr auf die Behandlung geistig-seelischer Krankheiten fokussiert habe. Er forderte eine Wissenschaft, die dem Einzelnen helfen solle, seine eigenen positiven Eigenschaften wie etwa Optimismus, Mut, zwischenmenschliche Kompetenzen oder Genussfähigkeit, besser zu verstehen und zu nutzen.

Die Grundpfeiler der Positiven Psychologie sind demnach:

 Erforschung der Bedingungen gelingender Lebensführung mit Fokus auf konkrete Anwendbarkeit

 Fokus auf menschliche Stärken und Schwächen, um ein Aufblühen und gelingendes Leben zu ermöglichen

 Krankheiten und Störungen vorbeugen, lindern und heilen zu können

Ziel der Psychologen in den ersten rund 100 Jahren ihrer Geschichte war vor allem, kranke und leidende Menschen in ihrer Lebensqualität von minus fünf auf vielleicht minus drei zu bekommen. Für Seligman muss die Positive Psychologie hingegen verstärkt die Erfahrungen, Einstellungen und Praktiken in den Blick nehmen, die von plus drei auf plus fünf führen können. Denn die Abwesenheit oder Linderung von Leid, Schmerz und Kummer bedeutet noch nicht automatisch die Mehrung von Freude, Aufblühen und Sinnerleben.

Der US-amerikanische Psychologe David G. Myers hat in einer psychologischen Fachzeitschrift seit 1887 insgesamt 8072 Beiträge über Ärger, 57800 Beiträge über Depression und 70865 über Angst gezählt – während in demselben Zeitraum nur 851 Beiträge über Freude, 2958 über Glück und 5701 über Lebenszufriedenheit zu finden waren. Die Erforschung und Benennung der negativen Emotionen allein in dieser Zeitschrift überwogen um den Faktor 14 gegenüber den positiven.

Die Positive Psychologie zählt inzwischen zu den florierenden wissenschaftlichen Disziplinen. Auch im deutschsprachigen Raum werden immer mehr Bücher publiziert, Studiengänge eröffnet, Untersuchungen veröffentlicht, die sich unter anderem folgenden Themen widmen:

 Gelingende Beziehungen

 Energiemanagement

 Flow

 Freundschaft

 Förderung von Werten, Talenten, Stärken

 Positives Führen

 Glück

 Kreativität

 Lebenssinn

 Mut

 Optimismus

 Positive Einstellungen und Emotionen

 Resilienz

 Stärken

 Zielerreichung

 Zivilcourage

Neben den »angenehmen und schönen« Themen des Lebens nimmt die Positive Psychologie immer mehr auch – oft als Positive Psychologie 2.0 bezeichnet – Fragen von Leid, Krise und Trauma in den Blick. Die Positive Psychologie gewinnt ihre Erkenntnisse aus unterschiedlichen Quellen:

 Messung körperlicher Marker wie Blutströme im Gehirn oder Hormonausschüttung

 Eigen- und Fremdbefragungen

 Verhaltensmessungen (zum Beispiel: Wie lange dauert ein Händedruck oder ein Lächeln?)

 Interviews

 archivarische Daten (wenn etwa erfasst wird, wie häufig bestimmte Personengruppen positiv oder negativ besetzte Begriffe in Büchern oder Tagebüchern verwenden) und die Codierung und Erfassung von Nachrichten in sozialen Netzwerken

Positives Führen greift einerseits auf die Haltung, auf die Erkenntnisquellen und die Forschungsmethoden der Positiven Psychologie zurück. Und hat andererseits noch ganz andere Wurzeln.

Als eine der bekanntesten Studien aus der Positiven Psychologie gilt die sogenannte Nonnenstudie: 678 katholische Schwestern des US-amerikanischen Notre-Dame-Ordens ließen sich Anfang der 1990er-Jahre darauf ein, ihre Tagebücher einzureichen, an jährlichen kognitiven Tests teilzunehmen und ihre Gehirne zur Untersuchung nach dem Tod freizugeben. Die Studie ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen positiven Gefühlen im frühen Erwachsenenleben und längerer Lebenserwartung sechs Jahrzehnte später. Die Studie ist unter anderem deshalb so interessant, weil die Nonnen – im Unterschied zu vielen anderen Studienobjekten in anderen Untersuchungen – so starke Ähnlichkeiten im Lebensstil und in der Umgebung aufweisen (vergleichbares Familienleben, kein Nikotinkonsum, mäßiger Alkoholkonsum, vergleichbarer beruflicher und sozioökonomischer Status, ähnliche medizinische Versorgung).

Einige weitere Disziplinen, auf denen die Prinzipien der Positiven Führung beruhen:

 Anthropologie, zum Beispiel zur Dynamik von Gruppen

 Betriebswirtschaftslehre (Auswirkungen von Positiver Führung auf Umsätze und andere Leistungsindikatoren)

 Hirnforschung, wenn es etwa um Motivation geht

 Medizin, zum Beispiel in den Bereichen Resilienz und Selbstmanagement

 Neurobiologie, etwa zu den physiologischen Grundlagen und Grenzen von Veränderung

 Organisationswissenschaften, etwa zur Frage nach Wandel von oben (top-down) oder von unten nach oben (bottom-up)

 Pädagogik/Lernwissenschaft, zum Beispiel zu den Veränderungsmöglichkeiten von Menschen im Erwerbsalter

 Erkenntnisse der Systemforschung zum Wechselspiel zwischen Einzelnen, Gruppen und Organisationsstrukturen

 Verhaltensökonomie, wenn es etwa um Anreiz- und Motivationsfaktoren geht

Positiv führen für Dummies

Подняться наверх