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Brief an den Inneren Kritiker
ОглавлениеStellen Sie sich einen sehr wohlwollenden Kollegen, Vorgesetzten oder Freund vor: Was würde der zu Ihnen jetzt sagen? Wie würde er Verständnis für Ihre Lage zeigen, wie würde er Sie aufmuntern und was den Argumenten des Inneren Kritikers entgegnen? An welche eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten würde er Sie erinnern? Oder wie würden Sie einen anderen Menschen, den Sie sehr mögen und schätzen, in der gleichen Situation trösten, unterstützen und motivieren? Schreiben Sie einen kurzen, wohlmeinenden Brief – entweder aus der Perspektive einer wohlgesonnenen Person an sich selbst oder eben an eine andere Person in der gleichen Lage. Nehmen Sie sich dafür zehn Minuten, vielleicht schreiben Sie sogar mit der nicht dominanten Hand – also als Rechtshänder mit der Linken und umgekehrt –, damit können Sie noch einfacher am inneren Kritiker vorbeischreiben. Lesen Sie sich diese Nachricht selbst vor – wahrscheinlich sehen Sie Ihre Zweifel oder Ihren Ärger jetzt mit mehr Nachsicht. Und vielleicht nehmen Sie diese wohlmeinende Botschaft an den Inneren Kritiker das nächste Mal zur Hand, wenn Sie wieder in einer ähnlichen Situation sind.
Um zwei häufige Missverständnisse über Innere Komplizenschaft auszuräumen: Sie führt in schwierigen Situationen nicht immer zu sofortiger Verbesserung des eigenen Zustandes. Das Ziel ist eher eine nachhaltige mentale und seelische Erholung – statt einer schnellen »Glückspille«. Selbstmitgefühl kann Ihnen daher helfen, mit Krisen, Kummer und Einschränkungen zurechtzukommen, ohne dass Sie deshalb mit einem Dauergrinsen durch die Flure des Büros rennen müssen. Denn zwanghafte gute Laune kann auch eine Form von Selbstfeindschaft sein. Selbstmitgefühl muss nicht zwingend weich oder »gefühlig« sein – es kann auch eine klare Verteidigung der eigenen Grenzen und eine Art von Selbstmotivation beinhalten. Kristin Neff bezeichnet das als das »Yin und Yang« des Selbstmitgefühls.