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Eigene Entscheidungen, Erfahrungen und Erlebnisse

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Die Möglichkeit, zu wählen und eigene Entscheidungen zu treffen, also gewissermaßen Spezialist für das eigene Leben zu werden, macht glücklich. Dazu gehört auch, diese Entscheidungen dann auch zu akzeptieren und nicht ständig in die Vergangenheit zu blicken. Ein rückblickendes »Hätte ich damals doch nur dieses oder jenes getan« hilft uns nicht weiter. Später ist man immer schlauer, aber die Entscheidungen, die wir im Laufe unseres Lebens getroffen haben, schienen mit der damaligen Erfahrung richtig zu sein. Es ist sinnvoller, nach vorne zu blicken und zu schauen, welche weiteren wichtigen Weichen für das Leben gestellt werden müssen, um gut leben zu können. »Es trägt zum Glücklichsein bei, sich Ziele für sein Leben zu setzen, weil sie eine Richtung und Beschäftigung vorgeben«, betont Meik Wiking, Direktor des Instituts für Glücksforschung in Dänemark. Und dazu gehört es eben auch, sich für den einen oder anderen Weg zu entscheiden.

Das Bedürfnis nach einem Gefühl der Kontrolle über das eigene Verhalten, nach Autonomie und Eigenverantwortung gehört für alle Menschen zu den wichtigsten Anliegen, um glücklich leben zu können. Und auch Emmy Werner ermittelte in ihren Studien, dass Kinder immer dann besonders widerstandsfähig werden, wenn sie schon von klein auf Verantwortung übernehmen müssen (Werner 1992). Dies begünstigt offenbar die Entstehung von Selbstwirksamkeit und Ausdauervermögen, die Kinder erleben schon früh, dass sie mit ihrer Leistung etwas bewirken können, und wagen sich in der Folge auch an schwierigere Anforderungen heran. Die Erwartung, ein Problem lösen zu können, hilft ihnen dabei, die Situation tatsächlich zu meistern. Es ist also falsch, alles Unangenehme von den Kindern fernzuhalten, weil dann das Bedürfnis, selbst etwas zu bewirken, zu kurz kommt. Den Kindern fehlt das Lernen am Erfolg, das sich einstellt, wenn man selber etwas schafft.

Es ist wichtig zu unterscheiden, wann es sinnvoll ist, Hilfe anzubieten, wann andererseits aber ein eigenständiges Ausprobieren besser ist, denn eine psychische Stärke wächst erst durch die Auseinandersetzung mit anderen Menschen und mit Problemen, die es zu meistern gilt. Voraussetzung dafür ist aber, dass sich die Schwierigkeiten auch wieder legen und nicht zur Katastrophe ausarten.

Forscher raten Glücksuchenden außerdem, lieber Erlebnisse und Ereignisse als Gegenstände zu konsumieren, weil sich gezeigt hat, dass dies glücklicher macht. Die Art der Erlebnisse lässt sich dagegen nicht so exakt definieren, aber neben aller Individualität (einem Menschen gefällt das Bergsteigen ganz besonders, ein anderer liebt das Segelfliegen oder Abenteuertrips durch Wüste und Dschungel) scheint es ganz wesentlich auch auf das Alter anzukommen: Während jüngere Menschen außergewöhnliche Erlebnisse genießen (etwa Hochzeiten, Abenteuer und neue Erfahrungen), finden ältere Menschen ihr Glück eher in den schönen Momenten des Alltags (Zeit mit der Familie, soziale Bindungen, Gewohnheiten). Die Forscher folgern also: Wenn wir jung sind, sollten wir das Außergewöhnliche suchen, denn die Summe dieser Erfahrungen prägt die eigene Persönlichkeit und lässt uns unseren Platz im Leben finden. Wenn wir älter werden, uns selbst und unseren Platz im Leben bereits gefunden haben, sollten wir das Glück erkennen und suchen, das in den kleinen Dingen des Alltags versteckt ist (Bhattacharjee & Mogilner 2014).

Glück und Lebenszufriedenheit für Menschen mit Autismus

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