Читать книгу Europas kleine Tiger - Christine Sonvilla - Страница 11

Der Vernichtungsfeldzug zeigt Wirkung

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Das einst ausgedehnte Verbreitungsgebiet der Europäischen Wildkatze, das sich abgesehen von Skandinavien über ganz Europa und Teile Vorderasiens erstreckte44, musste der aggressiven Verfolgung zusehends Tribut zollen. Ab dem 19. Jahrhundert ging es rapide bergab. In Deutschland dürfte es um die 1850er-Jahre zwar noch ganz gut um die Wildkatzenbestände bestellt gewesen sein, doch bis in die 1930er schrumpfte ihr Hoheitsgebiet auf wenige Refugien im Pfälzerwald, in der Eifel und im Harz.45 In der Schweiz galten die Samtpfoten für rund 25 Jahre überhaupt als ausgestorben,46 bis 1972 ein Silberstreifen am Horizont erschien. Michel Fernex, ein naturbegeisterter Medizinprofessor aus Genf, entdeckte am Glaserberg, unmittelbar nördlich der Schweizer Grenze im französischen Jura, eine Wildkatzenfährte.47 Tatsächlich verbarg sich dahinter eine kleine lokale Reliktpopulation, die auf einer Fläche von rund 30 Quadratkilometern überdauert hatte und vermutlich davon profitierte, dass das Gebiet während des Zweiten Weltkrieges evakuiert worden war und mit der Zeit sukzessive verwilderte. Von dort aus breitete sich die Art wieder aus und um 1986 ließen sich die ersten verräterischen Pfotenabdrücke auch im schweizerischen Jura wieder ausfindig machen.48 Ob die Wildkatze wirklich ganz ausgerottet war oder doch in einem versteckten Winkel zu überdauern vermochte, bleibt für immer ein Rätsel. Ähnliches trifft auch für Österreich zu, allerdings mit einer noch ausgeprägteren Durststrecke. Im Süden, im Kärntner Rosental und in der Steiermark, hielt die Wildkatze am längsten durch, bis etwa 1952.49 Danach herrschte für rund 50 Jahre Funkstille, ehe ein Jäger versehentlich einen Wildkatzenkater am Rand eines Maisfeldes im Klagenfurter Becken erlegte. Das war 1996. Zehn Jahre später das nächste »Lebenszeichen«, im Gailtal wurde ein junges Männchen überfahren.50 Der Weg zurück ist zäh.

Europas kleine Tiger

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