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Fallen aufstellen – einmal anders

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Fotofalle klingt – vor allem, wenn man noch die Schlingfalle im Kopf hat – irgendwie martialisch. Außerdem treffen wir – mein Partner Marc begleitet mich – auch noch einen Jäger. Doch nichts von dem muss für Beunruhigung sorgen. Klemen ist die Art von Jäger, die viel lieber beobachtet, als zu schießen, und stolz darauf ist, wenn Tierarten wie die Wildkatze sein Revier durchstreifen. Er holt uns vom Jagdhaus seines Arbeitgebers, am Rande von Kočevje, ab. Es ist Mitte Juli, der erste Corona-Lockdown ist mittlerweile vorbei und es ist höchst an der Zeit, die Mission »Fotofalle« zu starten.

Ich weiß nur zu gut, wie zermürbend es manchmal sein kann, auf ein Foto hinzuarbeiten und sich Monat für Monat nur mit der Fehlerbewältigung herumzuschlagen. Mal fällt die Technik aus, mal setzt der Regen die Blitzgeräte unter Wasser, ein andermal gibt der Akku der Kamera w. o. oder der Bewegungsauslöser feuert wegen eines Sturms auf Dauerschleife und füllt die Speicherkarte gleich in einer Nacht. Jetzt kommt noch hinzu, dass Südslowenien, von meiner steirischen Wahlheimat Mürzzuschlag aus gesehen, nicht gerade ums Eck liegt und Kontrollen der Ausrüstung maximal im Monatsrhythmus möglich sind.

Wir folgen Klemen mit unserem Auto, lassen die 16 000-Einwohner-Stadt Kočevje hinter uns und sind schon nach wenigen Minuten umgeben von Buchenwäldern. Die schmäler werdende Straße schraubt sich über mehrere Kehren ein paar Höhenmeter nach oben, genug, um im Rückspiegel das sich ausbreitende Waldmeer der Region zu erspähen. Gleichzeitig entfaltet sich in meinem Kopf die Landkarte, die mir Urša Fležar Anfang des Jahres geschickt hat. Als Klemen unvorhersehbar von der Schotterstraße – auf der wir mittlerweile unterwegs sind – in eine hochstehende Wiese abbiegt, ist mir klar, dass der schwarze Kartenpunkt schon recht nahe sein muss. Mit unserem Jeep schlurfen wir langsam hinterher, bis uns ein Feld voll mannshoher Farne stoppt.

»Am besten, ihr nehmt gleich alles mit, es geht steil bergauf«, rät uns Klemen. Wir schultern die ganze Ausrüstung, inklusive Hammer, Machete und Holzpflöcke – man muss für jede Eventualität gerüstet sein – und stapfen hinterher, vorbei an knorrigen Rotbuchen, über umgestürzte Stämme, durch raschelndes Laub, immer bergauf, bis wir den karstdurchfurchten Kamm erreichen. Mit unzähligen Spalten, kleinen Höhlen und Überhängen bietet sich hier nicht nur der Wildkatze eine verschwenderische Auswahl an Unterschlüpfen.

Normalerweise hat Klemen seine Wildkameras an diesem Platz positioniert. »Zu manchen Zeiten waren schon drei Stück parallel im Einsatz, um alle möglichen Winkel einzusehen«, erzählt er uns und fährt fort: »Hier geht kein Mensch, das sind alles Tierpfade.« Überall dort, wo sich Erde und Laub zwischen den Karstfurchen verdichtet haben, verlaufen Miniaturautobahnen für Hirsche, Füchse, Bären und natürlich Wildkatzen. »Im Winter, während der Paarungszeit, ist mehr los, aber es kann immer klappen«, macht uns Klemen Mut. 30 bis 40 Mal im Jahr würde die Wildkatze bei seinen Kameras vorbeilaufen, im Winter sogar mehrmals im Monat. »Und was ist deine Erfahrung im Sommer?«, wollen wir wissen. »Da bekomme ich sie im Schnitt nur einmal monatlich zu sehen«, antwortet Klemen. Wir wissen, der Juli ist alles andere als optimal. Egal, einen Versuch ist es immer wert, also legen wir los.

Europas kleine Tiger

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