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b)Beweiskette

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Bei einer Beweiskette erfolgt der Schluss von der Hilfstatsache auf die Haupttatsache nicht unmittelbar, sondern die erste Hilfstatsache lässt den Schluss auf eine zweite Hilfstatsache zu und erst die zweite oder dritte Hilfstatsache erlaubt den Schluss auf die Haupttatsache. Es ist folglich ein Indizienbeweis in mehreren Zwischenschritten. Bei der Beweiskette weist also ein Indiz jeweils (nur) auf das nächste und erst das letzte auf die gesuchte Haupttatsache hin, wobei im Unterschied zum Beweisring Variante der Gesamtbeweiswert abnimmt.60

Beispiel:61 Dem Ehemann wird vorgeworfen, seine Ehefrau getötet und dies als Unfalltod im Straßenverkehr getarnt zu haben. Der Beweis könnte in folgenden Schritten erfolgen:

Ehemann hat einen Kleintransporter angemietet

Beweis: Zeugen aus der Autovermietung

im Laderaum lag die Ehefrau

Beweis: DNA im Laderaum

mit dem Kleintransporter wurde die Leiche überrollt

Beweis: Fasern im Unterbodenschutz

Ehemann hat demnach seine Frau getötet und die Leiche am Straßenrand zurückgelassen

Die „Hilfstatsachen“ müssen miteinander verknüpft werden, sodass am Ende durch eine Verknüpfung aller „Hilfstatsachen“ (Indizien) eine Kette entsteht, die durch kriminalistisches Denken von einem Kettenglied zum nächsten führt und am Ende den Schluss auf die Täterschaft zulässt. Bestehen Zweifel, sind weitere Indizien zu suchen. Gegebenenfalls ist der Angeklagte „mangels Beweisen“ freizusprechen (in dubio pro reo).

Der direkte und/oder unmittelbare Beweis stellt in der forensischen Praxis eher die Ausnahme dar. Indizienbeweise sind die Regel. In der Tagespresse liest man nicht selten, die eine oder andere strafgerichtliche Entscheidung beruhe auf einem „reinen Indizienprozess“. Die Aussage, ein Strafverfahren sei ein „Indizienprozess“ ist regelmäßig als unterschwellige Kritik am Verfahren und als Infragestellung seines Ergebnisses intoniert. „Reine Indizienprozesse“, so wohl die dahinterstehende Annahme, seien etwas irgendwie Zweifelhaftes, Minderwertiges. Das provoziert zu der Frage, was wohl das Gegenteil des so beschriebenen Prozesses sein sollte.62

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