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|13| Vorwort
ОглавлениеIn der Schweiz hat Diakonie nicht denselben Stellenwert wie in Deutschland, weder institutionell-quantitativ noch inhaltlich. Und so etwas wie einen eigenen diakoniewissenschaftlichen Diskurs gibt es hierzulande gar nicht: Das letzte Lehrbuch zur Diakonie, der verdienstvolle Band von Marc E. Kohler, erschien vor 20 Jahren; die letzte Monographie über die Geschichte der christlichen Diakonie von Gottfried Hammann vor beinahe einem Jahrzehnt. Aber Fragen im Blick auf diakonisches Handeln und dessen Begründung stellen sich natürlich trotzdem. Es scheint uns darum nötig, sie ernsthaft zu bearbeiten.
Das vorliegende Buch ist aus einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen den Autoren entstanden, die beide seit Jahren an zentraler Stelle im diakonischen Kontext tätig sind: Christoph Sigrist war Präsident des Diakonieverbands Schweiz, arbeitete als Fachmitarbeiter Diakonie in den gesamtkirchlichen Diensten der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich und hat neben seinem Pfarramt am Zürcher Grossmünster eine Dozentur für Diakoniewissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität Bern inne. Heinz Rüegger war jahrelang als Schulleiter in der Ausbildung von Gemeindediakoninnen tätig und ist jetzt leitender Theologe in der Stiftung Diakoniewerk Neumünster–Schweizerische Pflegerinnenschule und wissenschaftlicher Mitarbeiter an deren Institut Neumünster.
Was das Schreiben dieses Buches veranlasste, war nicht zuletzt eine empfundene Malaise im Blick auf das Selbstverständnis mancher diakonischer Institutionen einerseits und überhöhte theologische Begründungen von Diakonie andererseits, die in der gängigen diakoniewissenschaftlichen Diskussion immer wieder anzutreffen sind. Diese Malaise rief nach einer kritischen Sichtung und Klärung, die in diesem Buch unternommen wird.
Was wir hier vorlegen, ist – wie der Titel deutlich macht – keine umfassende Darstellung der Diakonie und all ihrer Handlungsfelder. Es ist auch kein Handbuch für den diakonischen Praktiker oder die diakonische Praktikerin, die einfache Handlungsanleitungen suchen. Vielmehr sind die folgenden Kapitel der Versuch einer grundlegenden Einführung in die Diakonie, die sich insbesondere kritisch mit der Art und Weise auseinandersetzt, |14| wie herkömmlicherweise helfendes Handeln theologisch begründet wird. Das Buch versteht sich als ein Beitrag zum Selbstverständnis diakonischer Institutionen und zur Reflexion kirchlicher Diakonie.
Wo wir von anderen dankbar gelernt haben und wo wir uns von anderen kritisch abgrenzen, machen insbesondere die Fussnoten deutlich. Wer sich für solche Aspekte der Positionierung im grösseren diakoniewissenschaftlichen Diskurs nicht interessiert, kann problemlos auf die Fussnoten verzichten und sich mit der Lektüre des Haupttextes begnügen. Dem Verständnis unseres Gedankengangs tut dies keinen Abbruch.
Wenn wir das vorliegende Buch, das uns in seinem Entstehungsprozess fast ein Jahrzehnt lang begleitet hat, nun der Öffentlichkeit übergeben, so ist es unsere Hoffnung, dass es da und dort dazu anrege, sachlich und ohne falsche theologische Überhöhung von jener Wirklichkeit zu reden, die so tief zur Humanität unseres Daseins gehört: Dass wir nämlich alle zugleich hilfebedürftige und zur Hilfe befähigte Menschen sind und dass unser Leben an Tiefe und Farbe gewinnt, wenn wir bereit sind, sowohl Hilfe von anderen anzunehmen als auch ihnen nach Massgabe unserer Möglichkeiten Hilfe zu gewähren.
Eine Anzahl Personen haben das Manuskript vor Drucklegung gelesen und uns durch ihre Rückmeldungen geholfen, den Text zu verbessern. Wir danken ganz herzlich Vreni Burkhard und Stephan Schranz, die den Text von der Sozialarbeit herkommend aus der Perspektive kirchlicher Diakonie durchlasen. Unser Dank gilt ferner Sr. Dorothee von Tscharner, ehem. Oberin der Diakonischen Schwesternschaft Braunwald, die unser Manuskript aus der Optik ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit der Mutterhausdiakonie Kaiserswerther Prägung kommentiert hat. Sodann sind wir Dr. Werner Widmer zu herzlichem Dank verpflichtet. Er las unsere Texte aus dem Blickwinkel des Ökonomen und Direktors eines grösseren Diakoniewerks. Grosser Dank gebührt schliesslich Wiss. Ass. Simon Hofstetter für die abschliessende Korrekturlesung und die Erstellung der Layout-
Fassung des ganzen Manuskripts.
Bücher zu schreiben, ist ein aufwendiges Geschäft; das gilt gleichermassen im Blick auf die Arbeit der Autoren wie auf die Kosten des Veröffentlichens. Darum danken wir der Stiftung Diakoniewerk Neumünster–Schweizerische Pflegerinnenschule und der Evangelisch-reformierten Landeskirche des |15| Kantons Zürich für Druckkostenzuschüsse, die das Zustandekommen dieser Publikation ermöglichten.
Wir widmen dieses Buch in Dankbarkeit Pfr. Dr. h. c. Ruedi Reich, ehem. Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich, dem das soziale Engagement der Kirche immer ein wichtiges Anliegen war.
Zollikerberg/Zürich, Ende Mai 2011
Heinz Rüegger, Christoph Sigrist