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|17| Teil 1: Hinführung zum Thema |19| 1. Die Ausgangslage 1.1 Bedeutungsfacetten des heutigen Redens von Diakonie

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Spricht man heute von «Diakonie» oder bezeichnet man eine Institution bzw. eine Tätigkeit als «diakonisch», kann man in der Schweiz nicht davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Leute versteht, wovon die Rede ist. Manche können heute wohl gar nichts mit dem Begriff anfangen; andere haben nur sehr vage, einseitige Vorstellungen von den mit diesem Begriff bezeichneten Phänomenen. In Deutschland ist die Situation anders. Dort sind der Begriff Diakonie und das Kronenkreuz als gemeinsames Logo der diakonischen Werke relativ gut bekannt, stellt doch das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland einen der grossen nationalen Wohlfahrtsverbände dar, der mit einer grossen Zahl von Einrichtungen landesweit präsent ist, mit dem Diakonischen Werk einen starken Dachverband besitzt und als Zusammenschluss zahlreicher Werke einen der grössten Arbeitgeber Deutschlands darstellt.1 Entsprechend gibt es auf Hochschulebene zu Forschungs- und Ausbildungszwecken auch diakoniewissenschaftliche |20| Institute.2 Kurz: Diakonie ist in Deutschland – anders als in der Schweiz – ein Begriff.

Hierzulande assoziieren Menschen mit dem Begriff Diakonie wohl am ehesten Diakonissen, also die Tradition der Mutterhausdiakonie. Diakonissen fallen auf durch ihre Tracht und ihr ordensmässiges Leben. Durch ihre starke Konzentration auf die Krankenpflege waren sie lange Zeit ein prägender Faktor des Gesundheitswesens. Selbst heute noch besteht in Diakoniewerken, die von Diakonissen gegründet wurden, in deren operativer Führung Diakonissen aber nicht mehr involviert sind, manchmal eine Tendenz, das Diakonische an einem Diakoniewerk in der Existenz von Diakonissen zu sehen, auch wenn diese faktisch nur noch als Alterskommunität innerhalb eines Diakoniewerks leben. Nach diesem Verständnis ist etwas dann diakonisch, wenn es von ehelos lebenden Diakonissen als Ausdruck ihrer Glaubenspraxis und womöglich noch unentgeltlich, «um Gottes Lohn», getan wird.

Bei anderen dürfte Diakonie ein Handeln oder eine Institution bezeichnen, die zur Kirche gehört, also von einer christlich-kirchlichen Motivation und Trägerschaft ausgeht. Und wer am kirchlichen Leben teilnimmt, wird Diakonie vielleicht spezifisch mit der Arbeit von Sozialdiakoninnen und Sozialdiakonen3 in Verbindung bringen. Hier steht Diakonie dann für die Bezeichnung eines kirchlichen Amtes und der von ihm ausgeübten Tätigkeit. Nur wenigen dürfte bewusst sein, dass Diakonie meist zur Bezeichnung sozialer Aktivitäten von protestantischen Kirchen oder ihnen nahestehenden Gruppierungen verwendet wird, während auf katholischer Seite die gleichen Phänomene eher mit dem Begriff Caritas bezeichnet werden.4

Schliesslich werden wohl die meisten, die mit dem Begriff überhaupt etwas verbinden können, dabei an ein helfendes Handeln denken, das karitativen Charakter hat, also einen unmittelbaren Dienst am Mitmenschen darstellt. Strukturelle, gesellschaftlich-politische Fragen kommen dabei eher |21| nicht in den Blick. Vielmehr geht es nach diesem Verständnis um ein unmittelbares Helfen von Mensch zu Mensch.

Diese Bedeutungsfacetten des Begriffs Diakonie im allgemeinen, d. h. nicht wissenschaftlich präzisierten Sprachgebrauch spiegeln bei aller Diffusität unterschiedliche geschichtliche Ausprägungen christlich inspirierten sozialen Handelns wider.

Diakonie - eine Einführung

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