Читать книгу Die Sanduhr - Claudia Gürtler - Страница 25
Dreiundzwanzig
ОглавлениеDie Abende waren lau, lang und ereignislos. Es war früher September geworden.
Wachtmeister Meier setzte sich auf eine Bank und betrachtete die Villa. Verstocktes Schweigen ging von ihr aus. Er nickte kurz ein.
Als er erwachte, waren Haus und Garten lebendig geworden. Schemenhafte Gestalten gingen ein und aus wie in einem Theaterstück ohne Worte. Meier bereitete das Treiben Unbehagen. Türen schlugen, gedämpft waren Schritte zu hören, Gesprächsfetzen. Warum waren die Fenster dunkel, obwohl die Leute im Haus wach waren?
Plötzlich trat eine Gestalt aus der Tür, die Meier immer und überall erkannt hätte. Hans Christian hatte Koffer und Schirm bei sich. Wollte er verreisen? Erwartete er Regen? Nein, er kam schnurstracks auf den Wachtmeister zu und setzte sich in grösstmöglicher Entfernung zu ihm auf die Bank.
Nun sahen sie sich beide die Villa an, als hätten sie sie nie gesehen. Meier klopfte das Herz bis zum Hals. Vermutungen, Befürchtungen, die sich nicht greifen liessen, ängstigten ihn.
„Erzähl mir eine Geschichte“, verlangte er heiser und stellte voller Selbstironie fest, dass er auf Enthüllungen aus Hans Christians Mund hoffte, auf Erklärungen, die die Geschehnisse in der Villa betrafen.
„Hast du ein Schinkenbrot?“ fragte Hans Christian ohne ersichtlichen Zusammenhang.
Meier bedauerte. Vielleicht könnten sie eine Pizza essen gehen. Hans Christian freute sich wie ein Kind. Auf Meiers Armen war Gänsehaut.