Читать книгу Die Sanduhr - Claudia Gürtler - Страница 30

Achtundzwanzig

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Kurz nach Schneewittchens Geburt stritten sich die Schneekönigin und der Doktor lautstark.

Der Doktor sass tief über ein Buch gebeugt in seinem Lieblingssessel. Er las nicht, sondern hing schweren Gedanken nach, und die plötzlich in schneidendem Ton hingeworfenen Worte der Schneekönigin liessen ihn heftig zusammenfahren. Wie immer hatte sie das Zimmer völlig lautlos betreten, und wie immer tat sie es in einem Moment, in dem man sie nicht erwartete. Sie wolle zurück nach Grönland, eröffnete ihm seine Frau, und das lieber heute als morgen.

Der Doktor rang hilflos die Hände. Ja, auch er wollte zurück nach Grönland, wo die Ewigkeit nahe war, aber nach zwei überstandenen lebensgefährlichen Reisen war er überzeugt, dieselben Strapazen nicht noch einmal auf sich nehmen zu können. Fast täglich dachte er an sein Unterwegssein und wunderte sich, dass er am Leben war, und so nahm er feige Zuflucht zu der Ausrede, er bestehe um Schneewittchens Willen darauf, dass die Familie bleibe im Land des Überflusses, der ausreichenden Vitaminversorgung. Vitamine sind nun mal lebenswichtig, überlebenswichtig, und Schneewittchen sollte es an nichts mangeln.

Er wollte tatsächlich das Beste für Schneewittchen, doch mit der praktischen Umsetzung dieses Besten tat er sich schwer. Wann immer die Königin ihm ihre verzweifelte Kälte entgegenschleuderte, zog er sich verletzt und kleinlaut in sein Labor zurück und überliess Schneewittchen ihren zerstörerischen Launen.

Die Sanduhr

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