Читать книгу Die weiße Villa - Claudia Rimkus - Страница 9
Kapitel 7
ОглавлениеMit gemischten Gefühlen betrat Mona Hellberg am nächsten Abend das Restaurant. Sie beabsichtigte, Brigitte Gundlach einige Fragen zu stellen.
„Schön, dass Sie gekommen sind, Frau Dr. Hellberg", begrüßte Brigitte die Ärztin. „Bitte, setzen Sie sich."
Kaum hatte Mona Platz genommen, trat der Ober an den Tisch. Er wartete, bis die Damen gewählt hatten und nahm die Bestellung auf.
„Darf ich Sie etwas fragen, Frau Gundlach?", bat Mona, als der Mann sich zurückzog. „Zufällig habe ich gestern Nachmittag erfahren, dass ich Ihnen die Patienten verdanke, die plötzlich so zahlreich in meiner Praxis erscheinen. Warum haben Sie Reklame für mich gemacht?"
„Das will ich Ihnen gern sagen", entgegnete Brigitte und schaute sie offen an. „Bei Ihrem Hausbesuch habe ich Sie ungerechtfertigt angegriffen - Sie sogar gekränkt. Trotzdem haben Sie für den Notfall Tabletten und die Nummer eines Kollegen dagelassen. Sie waren trotz meines ungebührlichen Verhaltens besorgt um mich. Das hat mir imponiert."
„Ich bin in erster Linie Ärztin", wandte Mona ein, aber Brigitte schüttelte den Kopf.
„In erster Linie sind Sie ein Mensch, der einen gewissen Respekt erwarten darf. Ihr Beruf birgt eine große Verantwortung und eine ebensolche Verpflichtung. Dazu gehört aber nicht, sich von argwöhnischen Patienten beleidigen zu lassen." Sie unterbrach sich, als der Ober die Getränke servierte. „Später habe ich noch mit Helga gesprochen", fuhr Brigitte anschließend fort. „Dabei habe ich von Ihren Schwierigkeiten erfahren, beruflich in Petersfelden Fuß zu fassen und beschlossen, etwas gegen den Starrsinn unserer Mitbürger zu tun. Ich kenne diesen Menschenschlag. – Immerhin lebe ich seit ungefähr vierzig Jahren in dieser Stadt."
„Bei mir sind es noch nicht mal vierzig Tage. Bis gestern habe ich noch daran gezweifelt, dass es mehr werden. Jetzt frage ich mich allerdings, ob ich nicht doch bleiben sollte."
„Bleiben Sie. Man hat begonnen, Sie zu akzeptieren. – Oder zieht es Ihren Mann nach Hannover zurück?"
„Meinen Mann?"
„Zufällig waren wir zur selben Zeit in der Autowerkstatt. Herr Harmsen hat seinen Namen erwähnt."
„Deshalb dachten Sie, dass er mein Mann ist?" Nun sah sie bestätigt, dass es tatsächlich Brigitte Gundlach gewesen war, die ihren Vater so tief beeindruckt hatte. „Sind Sie sehr enttäuscht, wenn ich Ihnen verrate, dass ich nicht verheiratet bin?"
„Dann ist er Ihr älterer Bruder?"
„Auch das nicht", verneinte Mona amüsiert. „Er ist mein bester Freund. – Außerdem ist er mein Vater."
„Ach ..." Erstaunt hob Brigitte die Brauen. „Sie haben einen sehr jungen Vater."
„Paps wird nächstes Jahr sechzig; wird aber meistens jünger geschätzt. Vermutlich halten seine Reisen ihn so vital."
„Ist Ihr Herr Vater beruflich viel unterwegs?"
„Er ist Reiseschriftsteller. – Obwohl er diese Bezeichnung eigentlich nicht mag. Er bereist ferne Länder und schreibt sehr differenzierte Sachbücher über die Menschen dort, über ihre Kultur, die politische Lage ... Solange ich denken kann, war er immer einige Monate fort. Dann folgten Wochen, in denen er zu Hause war, um seine Notizen und Fotos auszuwerten und an seinem Manuskript zu arbeiten. Erst als ich mit dem Studium begonnen hatte, war meine Mutter wieder mit von der Partie."
„Ist sie das heute nicht mehr?"
„Sie ist vor sechs Jahren nach einer Reise durch Südafrika verstorben", erzählte Mona. „Eines Morgens hat ihr Herz einfach zu schlagen aufgehört. Paps hat sie in der Küche gefunden und sich bittere Vorwürfe gemacht, ihr mit der letzten Reise vielleicht zu viel zugemutet zu haben. Erst später haben wir durch unseren Hausarzt erfahren, dass sie schon länger Probleme mit dem Herzen hatte. Sie hat uns das verschwiegen, weil wir uns nicht um sie sorgen sollten. Außerdem befürchtete sie, Paps würde ihretwegen seinen Beruf aufgeben, der ihm so viel bedeutet, und ihn dadurch unglücklich machen."
„Ihre Eltern müssen sich sehr geliebt haben", vermutete Brigitte beeindruckt. „Bestimmt war es für Ihren Vater sehr schwer, plötzlich allein zurückzubleiben."
„Fast ein Jahr dauerte es, bis er wieder schreiben konnte. Er hat sich ohne den wichtigsten Teil seines Lebens völlig hilflos gefühlt."
„Aber er hatte wenigstens Sie", sagte Brigitte mit traurigem Lächeln. „Als ich vor acht Jahren meinen Mann verlor, habe ich mich unendlich verlassen gefühlt."
Voller Anteilnahme schaute Mona sie an.
„Haben Sie keine Kinder?", fragte sie, obwohl sie es seit einigen Tagen besser wusste.
„Doch, ich habe einen Sohn", entgegnete Brigitte mit leiser Stimme. „Er ist wenige Wochen vor dem Unfall meines Mannes ins Ausland gegangen. Bis heute weiß ich nicht, was ihn wirklich dazu veranlasst hat." Ratlos hob sie die Schultern. „Drei Jahre davor, als seine damalige Verlobte ihn so schamlos hintergangen hatte, hätte ich es verstanden. Aber er war längst darüber hinweg. Plötzlich kam er unerwartet nach Hause, hat einige Sachen zusammengepackt und gesagt, er hätte seine Stellung in Hamburg gekündigt, um nach Südamerika zu gehen. Weder meinem Mann noch mir ist es gelungen, ihn umzustimmen. Damals habe ich sehr darunter gelitten."
Leicht lehnte sie sich zurück, da der Ober nun das köstlich duftende Essen servierte. Eine Weile beschäftigten sie sich schweigend mit den chinesischen Delikatessen. Mona wollte es unbedingt vermeiden, noch einmal auf den Sohn ihres Gegenübers zu sprechen zu kommen.
„Leben Sie eigentlich ganz allein im Haus Ihres verstorbenen Onkels?", fragte Brigitte und nippte an ihrem Weinglas. „Es ist doch recht groß."
„Da sich die Praxis im Erdgeschoss befindet, bewohne ich nur das Obergeschoss", gab Mona bereitwillig Auskunft. „Einen der fünf Räume habe ich als Gästezimmer eingerichtet." Spitzbübisch blitzte es in ihren Augen auf. „Nicht ganz ohne Hintergedanken, denn ich hoffe, dass Paps mich häufig besucht."
„Haben Sie nie daran gedacht, eine Familie zu gründen?"
„Seit ich nicht mehr so naiv bin, an die große Liebe zu glauben, habe ich dieses Thema abgehakt", sagte Mona, und es klang erstaunlich nüchtern. „Leider ist es ein bedeutender Nachteil, dass man nicht entscheiden kann, in wen man sich verliebt, und wann das geschieht."
„Aus dem Mund einer hübschen jungen Frau klingt das aber sehr resigniert", erwiderte Brigitte. „Bitte, halten Sie mich nicht für indiskret, wenn ich vermute, dass Sie eine große Enttäuschung hinter sich haben."
„Er war ein Kollege. Der erste Mann, mit dem ich mich ..." Entschuldigend hob sie die Schultern. „Ich möchte Sie nicht damit langweilen."
„Das tun Sie nicht", versicherte die Ältere. „Allerdings verstehe ich, dass Sie mit einer Außen-stehenden nicht darüber sprechen möchten. Nach den negativen Erfahrungen in Petersfelden fürchten Sie wohl, dass ich damit hausieren gehe."
„Nein, aber es ist keine schöne Geschichte: Wenn man liebt und nicht daran zweifelt, wieder geliebt zu werden, tut es verdammt weh, nach kaum drei Monaten festzustellen, dass Vertrauen ein Fremdwort für den Partner ist." Bitter lachte sie auf. „Er hat mir einfach unterstellt, ich hätte ihn mit einem anderen Kollegen betrogen.“
„Konnten Sie das Missverständnis nicht aufklären?"
„Anstatt mir zuzuhören, hat er mich von sich gestoßen. Dann ist er auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Er hat nie erfahren, dass ich schwanger ..." Innerlich aufstöhnend brach sie ab. Sie hatte bereits zu viel gesagt.
„Sie haben ein Kind von ihm?" Mitfühlend schaute Brigitte die junge Frau an, die ihr mit gesenkten Lidern gegenübersaß. „Wo ist es jetzt? Wahrscheinlich wollen Sie es erst wieder zu sich nehmen, wenn Sie in Petersfelden Fuß gefasst haben!?"
„Noch in derselben Nacht habe ich das Baby verloren." Ein missglücktes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Das ist jetzt ungefähr acht Jahre her und gehört der Vergangenheit an."
„Dennoch leidet man ein Leben lang darunter, ein Kind verloren zu haben", wusste Brigitte aus Erfahrung. „Auch heute, nach fast acht Jahren kann ich nicht glauben, dass mein Sohn in Brasilien den Tod gefunden haben soll."
Betroffen weiteten sich Monas Augen. Trotz allem ging ihr diese Neuigkeit nahe.
„Tobias ist tot?"
„Angeblich soll er bei einem Buschfeuer umgekommen sein, das in der Nähe des Hospitals ausgebrochen war, in dem er gearbeitet hat." Ihre Augen verdunkelten sich vor Kummer. „Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ..." Ein fassungsloser Ausdruck trat ihr Gesicht. „Sie sagten das eben, als würden Sie meinen Sohn kennen. Sie wissen seinen Namen und ... Die Parallelen zu Ihrem damaligen Freund sind unübersehbar ... Wie hieß er?"
„Das ist unwichtig geworden.“ Sie brachte es nicht übers Herz, das liebevolle Andenken einer Mutter an ihren verstorbenen Sohn zu trüben. „Ich hätte Ihnen diese alte Geschichte nicht erzählen sollen."
„Bitte, Frau Dr. Hellberg!“, sagte Brigitte eindringlich. „Ich muss es wissen!" Sie bemerkte, wie die Ärztin mit sich kämpfte. Das allein schien ihr bereits Antwort genug. Dennoch musste sie sicher sein. „Bitte, sagen Sie mir seinen Namen!"
„Dr. Tobias Gundlach", sagte Mona leise, worauf Brigitte für einen Moment die Augen schloss.
„Mein Sohn hat Ihnen all das angetan", flüsterte sie. „Durch sein mangelndes Vertrauen haben Sie das Baby verloren ..."
„Es tut mir leid. Es war ein Fehler, überhaupt darüber zu sprechen."
„Ich habe Sie doch dazu gedrängt", wandte Brigitte ein. „Seit wann wissen Sie, dass Tobias mein Sohn ist?"
„Seit ich bei meinem Hausbesuch sein Foto in Ihrem Schlafzimmer gesehen habe.“ Unbewusst schob sie ihren Teller beiseite. „Damals hatte Tobias mir erzählt, er käme aus einem kleinen Städtchen in der Nähe von Hannover. Hätte ich gewusst, dass er aus Petersfelden stammte, wäre ich wahrscheinlich niemals hierhergekommen. Und ich hätte mich ganz bestimmt von Ihnen ferngehalten."
Verstehend nickte Brigitte.
„Selbstverständlich respektiere ich, dass Sie nun keinen Wert mehr auf weiteren Kontakt mit mir legen. Immerhin bin ich die Mutter des Mannes, der Ihnen so viel Schmerz zugefügt hat." Abrupt erhob sie sich. „Ich bedaure zutiefst, dass unsere Begegnung von Anbeginn unter einem ungünstigen Stern gestanden hat. Soweit es mir möglich ist, erspare ich Ihnen künftig meinen Anblick." Mit einer müden Geste griff sie nach ihrer schmalen Unterarmtasche. „Leben Sie wohl, Frau Dr. Hellberg."
„Bitte, bleiben Sie", sagte Mona erschrocken. „Oder halten Sie mich für so oberflächlich, dass ich Sie für die Fehler Ihres Sohnes verantwortlich mache?"
„Nein, aber ..."
„Dann lassen Sie uns bitte wie erwachsene Menschen darüber sprechen. – Oder möchten Sie gehen, weil ich die Frau bin, wegen der Tobias anscheinend nach Südamerika verschwunden ist? Wäre ich nicht gewesen ..."
„Um Himmels willen, nein!" Rasch nahm Brigitte wieder Platz und legte die Hand auf den Arm der Ärztin. „Sie haben sich nichts vorzuwerfen. Wie könnte ich es Ihnen verübeln, dass Sie meinen Sohn geliebt haben? Es waren die Umstände, die dazu geführt haben, dass Tobias Ihnen nicht genug vertraut hat. Die negativen Erfahrungen mit seiner ehemaligen Verlobten haben den Jungen geprägt. Trotzdem war Tobias niemals ein schlechter Mensch. Das wissen wir beide, nicht wahr!?"
„Sein Verständnis für andere und seine Hilfsbereitschaft waren bewundernswert. Im Scherz hat er manchmal gesagt, dass er eifersüchtig sei. Trotzdem habe ich nie verstanden, weshalb Tobias mir so wenig vertraut hat. Oft habe ich mich gefragt, wie er sich verhalten hätte, wenn ich ihm an jenem Abend die Neuigkeit erzählt hätte, von der ich selbst erst einige Stunden vorher erfahren hatte."
„In seiner Verfassung hätte er vielleicht daran gezweifelt, der Vater zu sein. Immerhin glaubte er plötzlich, einen Grund zu haben, an Ihrer Treue zu zweifeln. Das muss Tobias enorm zugesetzt haben, sonst hätte er nicht Hals über Kopf alles aufgegeben. Ich bin überzeugt davon, dass mein Sohn Sie sehr geliebt hat."
„Wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen. Ich bin über die Enttäuschung hinweggekommen, und auch Sie mussten sich damit abfinden, dass Ihr Sohn nicht wiederkommt."
„Ich gebe die Hoffnung nicht auf", widersprach Brigitte. „Eine Mutter spürt, ob ihr einziges Kind am Leben ist. – Obwohl außer mir alle vom Gegenteil überzeugt sind. Sogar mein Neffe hat mir geraten, Tobias für tot erklären zu lassen, aber das werde ich niemals tun. Tief in mir weiß ich, dass Tobi eines Tages zurückkommt."
„Das wünsche ich Ihnen von Herzen", sagte Mona, und es klang aufrichtig. „Zwar habe ich damit vor langer Zeit abgeschlossen, aber ich weiß, wie schwer der Verlust eines Kindes wiegt. Selbst wenn es noch nicht geboren war, wenn man es niemals im Arm halten durfte ist es, als sei ein Teil von einem selbst unwiederbringbar verloren."
„Deshalb klammert man sich an die Hoffnung", fügte Brigitte hinzu, bevor ihr ernster Blick in banger Erwartung ihre Augen suchte. „Bitte, halten Sie mich nicht für aufdringlich, aber ... Denken Sie, wir beide könnten Freundschaft schließen? Ich fühle mich Ihnen irgendwie verbunden. Tobias hat Sie geliebt und ..." Verlegen senkte sie die Lider. „Ach, ich bin eine sentimentale, alte Frau, die ..."
„Das sind Sie nicht", unterbrach Mona sie und griff nach ihrem Weinglas. „Trinken wir auf die Freundschaft, Frau Gundlach?"
„Brigitte", korrigierte sie die Ärztin bewegt, während sie ebenfalls ihr Glas nahm. „Darf ich Sie Mona nennen?"
„Gern."
Dankbar ließ Brigitte ihr Glas an dem ihren klingen.
„Am Samstag werde ich eine Party geben", erzählte sie dann. „Ich möchte Sie bitten, mein Ehrengast zu sein, Mona."
„Das ist lieb gemeint, aber mein Vater kommt morgen zurück. Ich würde ihn nur ungern allein lassen."
„Selbstverständlich gilt die Einladung auch für Ihren Herrn Vater. Ich würde mich freuen, Sie beide in meinem Haus begrüßen zu können. An diesem Abend würden Sie einige wichtige Leute der Stadt kennenlernen." Amüsiert blitzte es in ihren Augen auf. „Oder solche, die sich dafür halten. Mein Neffe hat auch schon zugesagt."
„Gehört er zu den wichtigen Leuten - oder zu den anderen?"
„Eine kluge Frage", meinte Brigitte belustigt. „Zumindest ist Udo in einer wichtigen beruflichen Position. Er ist Geschäftsführer von Edugu-Pharma."
„Edugu-Pharma", wiederholte Mona nachdenklich. „Vor ein paar Tagen war ein Arzneimittelvertreter dieser Firma bei mir in der Praxis. Soweit ich mich erinnere, erwähnte er, dass der Konzern hier im Umland ansässig ist."
„Schon seit Jahrzehnten. Der Großvater meines Mannes hieß auch Eduard. Er hat die Firma gegründet. Seitdem wird sie von Generation zu Generation weitergegeben."
„Edugu-Pharma gehört Ihnen?“
„Neben einigen Kleinaktionären halte ich immer noch die Hauptanteile des Konzerns."
„Das ist unglaublich", murmelte Mona enttäuscht. „Nicht einmal in dieser Hinsicht hat Tobias mir vertraut. Einen kleinen Betrieb auf dem Land hat er die Firma seiner Eltern genannt! Für wen hat er mich gehalten? Für eine Mitgiftjägerin? Kannte er mich so wenig, dass er gefürchtet hat, meine Gefühle für ihn hingen von seinem Vermögen ab? Allmählich frage ich mich, ob er überhaupt jemals aufrichtig zu mir war! Wahrscheinlich hat er sich nur für mich interessiert, weil ich seinem Charme so lange widerstanden habe!" Niedergeschlagen brach sie ab und strich sich über die Stirn. „Tut mir leid, ich ... Diese Neuigkeit bringt mich ziemlich durcheinander."
„Ich kann nachempfinden, wie Ihnen zumute ist", sagte Brigitte verständnisvoll. „Womöglich fürchtete Tobias, das Dilemma mit seiner ehemaligen Verlobten könne sich wiederholen. Diese Frau war einzig an dem Gundlach-Vermögen interessiert: Bei jeder Gelegenheit hat sie meinen Sohn belogen und betrogen. Das war eine niederschmetternde Erfahrung für ihn." Eindringlich schaute sie die Ärztin an. „Bitte, denken Sie nicht gar so schlecht von Tobias. Auch negative Erfahrungen prägen einen Menschen, ängstigen ihn zuweilen. Die Furcht, denselben Schmerz noch einmal durchleben zu müssen, führt gelegentlich zu Verschlossenheit und Misstrauen. - Auch wenn real gar keine Veranlassung dazu besteht."
„Wahrscheinlich haben Sie Recht. Nach so langer Zeit ist es ohnehin müßig, darüber nachzudenken. Man kann die Vergangenheit nicht ändern."
Bevor Mona an diesem Abend einschlief, dachte sie noch lange über das Gespräch mit der Mutter des Mannes nach, der ihr einmal so viel bedeutet hatte...