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2.3.2 Der Stress-Reaktionsprozess

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Moderne bildgebende Verfahren ermöglichen es, Gehirnprozesse direkt zu beobachten. Besonders intensiv beforscht wurde die Frage, wie das Gehirn üblicherweise mit Stress umgeht und welche Auswirkungen extremer Stress als Folge traumatischer Erfahrungen auf die Hirnfunktion hat. Daraus abgeleitet wurde auch eine Vielzahl von Überlegungen zu Fragen eines sinnvollen therapeutischen Umgangs mit traumatisierten Menschen. Viele dieser Anregungen lassen sich auch für die Krisenintervention in psychosozialen Krisen nutzen.

Störungen in der äußeren Welt, die die innere Organisation eines Individuums bedrohen, werden als Kaskaden von Störsignalen in die Innenwelt und damit auch zum Gehirn weitergeleitet. Die Alarmreaktion löst nun wiederum Kaskaden von Bewältigungsreaktionen aus, um die Bedrohung abzuwenden. Alarmreaktion und Bewältigungsreaktion sind eng miteinander verbunden (Hüther 2002). Die Intensität der Aktivierung der Alarmreaktionen im Gehirn hängt nicht nur vom Ausmaß der wahrgenommenen Störung (Auslöser), sondern auch von den dem Gehirn aufgrund von Vorerfahrungen zur Verfügung stehenden Bewältigungsmöglichkeiten ab. Diese bestimmen letztendlich darüber, wie die eingetretene Störung bewertet wird. Die Bewertung spielt für das Ausmaß der subjektiv empfundenen Bedrohung eine ausschlaggebende Rolle ( Kap. 2.2.2). Das heißt, dass für das Ausmaß der Alarmreaktion nicht nur die objektive Qualität und Quantität der Gefahr, sondern auch die subjektive Bewertung derselben erheblichen Einfluss hat (Hüther und Sachsse 2007).

Diese Befunde zeigen also, dass erst das Ungleichgewicht zwischen äußerer Belastung und den im Moment zur Verfügung stehenden Bewältigungsmöglichkeiten und die daraus resultierende subjektive Bewertung der Situation für die Krisenentstehung und den Krisenverlauf ausschlaggebend sind.

Auch der Einfluss der Umweltreaktion auf die Krisenbewältigung lässt sich auf dieser Basis gut verstehen. Sicherheit bietende Bindungsbeziehungen werden in der frühen Kindheit aufgrund starker emotionaler Aktivierung besonders intensiv im Gehirn gebahnt. Darauf aufbauend können eigene, Sicherheit bietende Bewältigungsstrategien entwickelt werden. Beides stellt eine besonders wichtige Ressource der Stress- und somit auch der Krisenbewältigung dar (vgl. Hüther und Sachsse 2007)

Spannungsfelder der Krisenintervention

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