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2.6 Salutogenese und Metaressourcen

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»Ich bin überzeugt, dass wir uns alle im gefährlichen Fluss des Lebens befinden und niemals sicher am Ufer stehen.« (Antonovsky 1993, S. 7)

Bezug nehmend auf dieses Zitat stellt sich unweigerlich die Frage, was Menschen überhaupt dazu befähigt, sich in diesem gefährlichen Fluss fortzubewegen. Speziell im Kontext der Krisenintervention ist die Beschäftigung mit den Themen Ressourcen, Coping und Bewältigung insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung geeigneter Interventionsstrategien von größter Bedeutung.

In diesem Sinne hat sich in den letzten Jahrzehnten der Forschungszweig der Salutogenese entwickelt. Damit verbunden ist ein Paradigmenwechsel. Dieser führt ein Stück weg von Überlegungen, welche Defizite Krankheit bzw. psychische Störungen entstehen lassen hin zu Konzepten, die sich mit den Bedingungen von Gesundheit und wie diese aufrechterhalten werden kann, beschäftigen. Gerade in Hinblick auf die Bewältigung von Krisen stellt sich die Frage, was bestimmte Menschen dazu befähigt, besonders gut mit Stressoren fertig zu werden. Denn selbst bei Extremtraumatisierungen sind nicht alle Menschen gleichermaßen von Traumafolgestörungen betroffen und einigen gelingt es sogar, derart massive Belastungen ohne erkennbare Schäden zu überstehen. Wie an anderer Stelle bereits ausgeführt ( Kap. 2.3) hat die konstruktive Auseinandersetzung mit Stress und Belastung, sofern diese ein gewisses Maß nicht überschreiten, ein bedeutendes Wachstumspotenzial. Umso wichtiger ist es, sich mit den adaptiven Strategien, die Menschen im Umgang mit Stress und Belastung zur Verfügung stehen, zu beschäftigen. »Bewältigungsverhalten ist Teil des ganz normalen, immer präsenten täglichen Anpassungsprozesses« (Costa et al. 1996) und Haan (1982) meint: »Belastung bringt dem Menschen Gewinn, weil Belastungen einen weicher, bescheidener und widerstandsfähiger machen« (S.255). Einschränkend muss man allerdings feststellen, dass es natürlich keine Selbstverständlichkeit ist, dass Menschen Gewinn aus Belastungen ziehen und sich die Frage stellen, warum dies in manchen Situationen möglich ist und in anderen nicht und weshalb manche Menschen besonders gut in der Lage sind, den Chancencharakter von Krisen für sich zu nutzen. Gute »coper« sind demnach Personen, die darauf vertrauen eine Lösung für ihr Problem finden zu können und sich daher auch aktiv und überlegt mit einer Belastung auseinandersetzen. Meist werden sie zusätzlich von einem stabilen, sozialen Netz getragen. Neue Situationen begreifen sie als Herausforderung, denen man sich zu stellen hat. Jene Menschen hingegen, die sich in schwierigen Situation rasch hilflos ausgeliefert fühlen, die schuldhaft in Bezug auf sich und andere reagieren, die passiv-resignativ an ein Problem herangehen und sich auch schwertun, soziale Unterstützung zu mobilisieren, scheitern häufiger an der Krisenbewältigung (»bad coper«) (vgl. Heim 1993).

Dies führt uns direkt zum Begriff der Metaressourcen. Manche Menschen sind also besonders gut in der Lage, gerade in Belastungssituationen die Gesamtheit ihrer Ressourcen zu aktivieren. »Metaressourcen sind solche inneren Fähigkeiten eines Menschen, welche die Nutzung sämtlicher anderer, innerer und äußerer Ressourcen erleichtern, es ist eine Art übergeordnete Zugangs-Ressource zu den vielfältigen Einzel-Ressourcen« (Rösing 2003, S. 171). In der Stress- und Copingforschung werden insbesondere drei Konzepte von Metaressourcen diskutiert.

Kasten 2.9: Metaressourcen

Self-efficacy (Bandura 1982)

Hardiness (Kobasa 1979)

Sense of Coherence (Antonovsky 1988, 1993)

Spannungsfelder der Krisenintervention

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