Читать книгу Flucht - Conrad Martell - Страница 5
Prolog
ОглавлениеDie Permafrostböden in Russland und Kanada waren weitgehend geschmolzen und entließen Milliarden Tonnen Methan in die Atmosphäre. Hierdurch kam es zu einer galoppierenden Klimaerwärmung. Die mittlere globale Temperatur stieg um 4°C gegenüber der vorindustriellen Epoche. Der Meeresspiegel war um 45 cm angestiegen. Durch die Erwärmung der Ozeane erreichten tropische Wirbelstürme nie gekannte Stärken und verwüsteten jährlich die Küsten in der Karibik und in Asien. Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs bedrohten die Nahrungsmittel-versorgung der Weltbevölkerung. Der weltweite Fischfang ging auf einen Bruchteil seines vorherigen Niveaus zurück. Langanhaltende Dürreperioden und Hitzewellen führten zu Ernteausfällen und Massentiersterben. Die Trinkwasser-versorgung wurde in vielen Regionen der Welt zum größten Problem. Das Land mit den gravierendsten Auswirkungen für die Bevölkerung war China. In Europa waren die Auswirkungen des Klimawandels verhaltener. Umfangreicher Deichbau schützte dort vor Fluten und intensive Bewässerung rettete die Ernten.
China hatte die USA - trotz der Klimaauswirkungen - als die größte Volkswirtschaft der Welt überholt. Im gleichen Zuge rüstete China weiter auf und verfügte über modernste Waffentechnik. Das chinesische Militär war dem Militär der USA mittlerweile ebenbürtig.
Die Volksrepublik China annektierte Taiwan durch einen Militärschlag, getragen von einer breiten Zustimmung in der chinesischen Bevölkerung. Es gab - trotz internationaler Proteste - keine ausländische Intervention, da Russland im Sicherheitsrat der UNO ein Veto einlegte. Nach einem drei Monaten währenden Bürgerkrieg war Taiwan in die Volksrepublik China integriert worden.
Durch den weltweiten Rückgang der Wirtschaftsleistung und der dadurch geschürten Zukunftsangst in der Bevölkerung, kamen in den westlichen Demokratien Populisten an die Macht.
Der amerikanische Präsident kündigte Handelsverträge auf und führte eine merkantilistisch geprägte Wirtschaftspolitik ein. Er kommerzialisierte die Sicherheitspolitik mit der sogenannten ‚paid-to-protect-doctrin‘ (P2PD). Vorherige Bündnispartner mussten fortan für die Präsenz amerikanischer Truppen und für Schutzverpflichtungen bezahlen. Japan und Südkorea willigten ein. Die Philippinen, Australien und die europäischen Mitgliedsstaaten der NATO lehnten ab. Die USA kündigten die Bündnispflichten in der NATO auf und bekamen den Status eines passiven Mitgliedes. Europa war in mehrere politische Lager gespalten. Einigkeit und Handlungsfähigkeit konnten nicht mehr erzielt werden. Die NATO stand vor dem Zusammenbruch.
Trotz seiner wirtschaftlichen Vorherrschaft und des militärischen Erfolges in Taiwan, führten in China die ungelösten Umweltprobleme und die immense Spanne zwischen Arm und Reich in der Bevölkerung zu immer größerer Unzufriedenheit mit der Führung. Demonstrationen und Ausschreitungen nahmen zu. Der Herrschaftsanspruch der Kommunistischen Partei Chinas war in Frage gestellt. Die inneren Spannungen ließen einen Krieg erwarten. Alle Experten vermuteten einen baldigen Ausbruch ... in Asien.
Vor dem Sturm