Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 45
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ОглавлениеWo war Perry Barnett?
Wo war Iks-Wol-Esak?
„Die Kugeln!“
„Das ist Lopez’ Stimme! – Hallo, Lopez! Hier Kommandobrücke. Was ist passiert? Braucht ihr Hilfe?“
Zwei Männer lagen am Boden. Der eine auf dem Gesicht, der andere verkrümmt auf der Seite.
„Kümmert euch nicht um uns! Wir kommen allein zurück. Aus dem Angriff wird vorläufig jedenfalls nichts. Jackson muss ins Lazarett. Ich hoffe, Doc Bannister hört uns …“
Bellinski hatte inzwischen den Bildschirm seiner Statistik der gefährlichen Gegenwart geopfert und Deck 4 auf die Scheibe genommen. Bei Lismans Trupp sah es schlimmer aus.
Vier Männer lagen am Boden und rührten sich nicht. Lisman, der vorn gegangen war, hing verkrümmt auf den drei Metallstufen, die zu dem Nebenschott der Maschinenzentrale führten.
„James!“, rief Praxlomza ins Mikrofon am Handgelenk. „Ich verlange eine Meldung von Trupp Lisman!“
Einer der Männer machte eine verzweifelte Bewegung. Er konnte nur den Arm heben, ließ ihn aber sofort wieder sinken. Eine Meldung erfolgte nicht.
Wo war Perry?
Wo war Iks-Wol-Esak?
Nicht länger als eine Sekunde verharrte Praxlomza bei dieser Frage, obwohl sie die brennendste für ihn war. Die beiden Springer schien das All verschluckt zu haben. Bellinski ließ ganze Batterien von Kleinbildschirmen aktivieren und mit elektronischer Pedanterie alle Decks des 500-Meter-Raumers durchkämmen.
Praxlomza musste sich um die Not kümmern, die er sah.
„Robot-Trupp sieben sofort nach Deck vier! Transport von vier Verwundeten ins Krankenrevier sicherstellen und durchführen. Zwischenwache von dritter Verbindung Deck sechs und sieben sofort zur Unterstützung abrücken … Lopez! Wie kommt ihr zurecht?“
Das Bild wechselte auf dem Hauptschirm.
Lopez verfügte über vier gesunde Männer. Sie trugen die beiden Verwundeten zur Liftachse, um sie sofort ins Krankenrevier zu bringen.
Verwundete?
Oder waren es Tote?
„Was ist mit deinen Leuten, Lopez? Kannst du keine vollständige Meldung zur Brücke geben?“
„Briggs hat ein Loch in der Hand, sonst nichts. Fellmer ist ohnmächtig. Ich sehe keine Verwundung an ihm.“
In der Kreisverbindung meldete sich Nam-Legak und erklärte sachlich, dass im Krankendeck an der Hauptachse bereits vier Sanitätsroboter warteten, um die Verwundeten und Kranken einzuweisen.
Drei Minuten später gab die Zwischendeckwache von 6/7 durch, dass Lisman und seine drei Leute lebten. Einer von ihnen habe ein verbranntes Ohr. Die anderen wären nur betäubt.
Praxlomza suchte nach einem Sessel und ließ sich hineinfallen. Es sah nicht danach aus, als ob er sich dort wohl fühlte. Er wirkte eher wie ein Sprinter im Startloch, und er hätte weiß Gott was dafür gegeben, wenn er gewusst hätte, wohin er jetzt gehen sollte.
Er war der wachhabende Offizier, und der Befehl des Captains fesselte ihn an diesen Platz.
„Wo haben Sie Ihre Augen, Bellinski? Wann melden Sie endlich, dass Sie den Captain und Iks-Wol-Esak gefunden haben?“
„Wollen Sie eine Falschmeldung, Prax? Ich weiß sowenig wie Sie, wo die beiden stecken.“
„Dann suchen Sie sie! Schließlich kann auf der TRILANI kein Mensch verlorengehen. Wozu haben Sie Ihre Geräte?“
„Die Suchaktion läuft elektronisch gesteuert. Genauer kann es kein Mensch machen, Prax. Ich schlage vor, Sie nehmen sich ein bisschen zusammen und verlangen nicht, dass ich zaubere …“
Überall diese Gereiztheit!
Bellinski war zehn Jahre älter als Praxlomza. Er hatte es noch nie fertiggebracht, „Sir“ zu ihm zu sagen, obgleich der Jüngere als Wachoffizier sein Vorgesetzter war.
Praxlomza schalt sich innerlich einen Lump, als er sich bei dieser eitlen und nebensächlichen Feststellung ertappte. Er gab sich einen Ruck und verließ den Sessel, der heute absolut keine Bequemlichkeit bieten wollte. Mitten im Raum blieb er stehen und gab seine Befehle.
„Leutnant Frigo! Wo stecken Sie im Augenblick?“
„Deck achtzehn, Sir!“
„Ziehen Sie zwanzig Mann von der Außenwache ein und besetzen Sie damit alle Ausgänge der Maschinenzentrale! Ich schicke Ihnen acht Kampfroboter zur Unterstützung. Geben Sie Meldung, sobald Sie die Bereitstellung erreicht haben. Weitere Befehle abwarten.“
Frigo wiederholte die Anweisung und führte sie aus.
Minuten später war Deck 3 von schwer bewaffneten Truppen umzingelt.
Bellinski hatte allerdings noch immer keine Spur von den vermissten Springern gefunden.
Kurz darauf kam James Lisman auf die Brücke. Er hatte bei der Aktion keinen Schaden genommen und war – den Umständen angemessen – sogar aufgekratzt. Als Prax ihm die Lage schilderte, ließ das Strahlen auf seinem Gesicht allerdings merklich nach.
„Bei Klono! Für eine solche Aufgabe braucht man Männer wie Iks. Und ausgerechnet der ist mit verschwunden. Du, Prax, wenn Perry etwas zugestoßen ist, dann weiß ich nicht, was ich mache. Aber es wird etwas nie Dagewesenes sein.“
„Du kannst umkehren und den ganzen Planeten Tropa vernichten. Mit all seinen harmlosen Wurstwesen. Aber an Perrys Schicksal ändert das nicht einen Deut.“
„Sagtest du harmlose Wurstwesen? Mir zuckt es in den Fingern, sie beide hinauszuwerfen. Mit ihnen begann dieses ganze Theater.“
„Deine Hasstiraden helfen uns nicht weiter, James. Du bist hier der Erste Offizier, du bist Perrys Stellvertreter. Lass dir jetzt was Vernünftiges einfallen!“
„Und du bist verrückt, Prax! Der Chef hat dir das Kommando übertragen. Als Captain aber fungiere ich nicht, solange er lebt.“
„Glaubst du denn, dass er noch lebt?“
Lisman verweigerte die Antwort. Er stand nur da – dicht vor Praxlomza, wie zum Faustkampf bereit – und mahlte mit den Zähnen. Die Hände steckten tief in den Taschen und krallten sich zu Fäusten zusammen. Man sah es, wie sich die Hosen beulten.
Dann fuhr er auf dem Absatz herum und stürzte buchstäblich zu Bellinski. „Zum Teufel, wozu haben Sie eigentlich Ihre Bildschirme, Mann?“
Praxlomza hielt ihn am Ärmel fest.
„So hat es keinen Zweck, James. Ich war auch schon ungerecht gegen ihn. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das ganze Schiff abzusuchen. Mit unseren eigenen Augen.“
„Das dauert länger als der Rest unserer Reise. Nein, Prax, ich würde gern zum Steinzeitmenschen, wenn solche Methoden auch nur einen Schein von Sinn hätten. Aber was Bellinski nicht findet, das gibt es auch nicht. Mit dieser Tatsache musst du dich abfinden.“ Praxlomza trat an Bellinskis großes Suchgerät, dem kein Winkel auf der TRILANI verborgen blieb. „Was sagen Sie, Leutnant?“
„Dass Lisman recht hat. Es bleibt Ihnen überlassen, mich weiterhin zu beschimpfen. Und ich gönne es Ihnen gern, wenn es Sie erleichtert. Aber Barnett und Iks-Wol-Esak befinden sich nicht an Bord.“
„Also tot! – Aus, Finis!“
„Das darf man noch nicht sagen. Solange ich die Leichen nicht sehe, kann ich ihren Tod nicht beweisen.“
„Sie sind ein unverbesserlicher Theoretiker, Bellinski. Oder wollen Sie uns vielleicht gar trösten? Was, glauben Sie wohl, ist inzwischen mit Barnett und Iks geschehen, wenn sie tatsächlich außerhalb des Schiffes geschleudert wurden? Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass eine Teleporterweste kein Raumanzug ist.“
Bellinski hütete sich, eine Antwort zu geben. Er hätte doch nur neue Theorien aufstellen können. Und davon wollte weder Prax noch Lisman etwas hören.
Praxlomza wählte eine Sammelschaltung und sprach über Interkom zur Besatzung. Er bemühte sich, in zehn Sätzen die Lage zu erklären und den Leuten so schonend wie möglich klarzumachen, dass mit Perry Barnetts Tod gerechnet werden müsse.
„… wir haben keine Beweise und keine Gewissheit. Doch das Leben an Bord muss weitergehen. Wir werden versuchen, auch ohne unseren Captain die Heimat zu erreichen. Es wird schwer und gefahrvoll sein, denn keiner war so umsichtig wie er. Trotzdem, meine Herren. Das Kommando übernimmt ab sofort unser Erster Offizier Lisman.“