Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 46

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Daxas hatte für weitere Verstärkung gesorgt.

Das dritte Deck war jetzt von allen Seiten eingekreist. Nicht nur an den eigentlichen Zugängen, sondern praktisch überall. Falls die Kugeln, die offenbar jede Materie durchdringen konnten, irgendwo auftauchten, so würde man sie erkennen. Ob man sie vernichten konnte, war eine zweite Frage, die sich am liebsten niemand stellte.

Die Männer in der Bereitschaft warteten immer noch auf weitere Befehle. Irgendwann würde der Befehl zum Losschlagen kommen, denn welchen Sinn sollte es sonst wohl haben, dass sie bis an die Zähne bewaffnet auf den Korridoren des dritten Decks und in den Räumen der Decks 2 und 4 warteten?

Doc Bannister gab nach einer halben Stunde einen ersten Lagebericht. Sein Gesicht war weiß wie Kalk. Und jeder wusste, dass es nicht etwa wegen der Anstrengungen war, die er in den letzten Minuten als Chirurg gehabt hatte. Er besaß keine Nerven, wenn es darum ging, an Menschen herumzuschneiden. Aber er war von allen an Bord Perry Barnetts ältester Freund. Auch wenn er nicht ein einziges Mal seinen Namen nannte, so wusste doch jeder, wie ihm zumute war.

„Fellmer ist soeben gestorben. Gehirnschlag. Er ist nicht mehr zu sich gekommen. Die anderen kriegen wir durch.“

„Danke, Forry! Kannst du vielleicht Nam-Legak entbehren?“

„Wenn ihr ihn braucht …“

Der Proka kam kurz darauf zur Brücke. Auch er verlor kein Wort über Barnett und seinen Freund Iks-Wol-Esak. Er versuchte sachlich zu sein, denn hinter dem Verlust der beiden wichtigsten Männer an Bord lauerte Gefahr für die anderen. Nam-Legak brauchte nicht zu fragen. Er spürte die Gedanken, die nie so kraus und furchtsam gewesen waren.

„Wir brauchen deine Hilfe, Nam“, sagte Lisman knapp. „Ich glaube nicht, dass ich dir viel erklären muss.“

„Ich weiß, James. Es kommt darauf an, weitere Verluste zu verhindern. Außerdem, ohne Risiko zu untersuchen, was gegen diese fremden Dinge im Maschinenraum unternommen werden kann. Und drittens, vielleicht etwas über Perrys und Iks’ Schicksal zu erfahren. Ihr wisst, dass ich Geisteswissenschaftler bin. Kein Techniker und Naturforscher wie Iks.“

„Trotzdem hast du unser Vertrauen. Du kannst die Existenzpost bedienen. Du weißt, was ich meine.“

„Natürlich … Wir werden versuchen, einen toten Körper zu teleportieren. Einen Körper, um den es nicht schade ist, wenn er verlorengeht.“

Man besorgte einige Kisten aus dem Vorratsdeck. Die reichten für zehn Versuche. Und alle zehn schlugen fehl.

Die Kisten verschwanden vorschriftsmäßig, aber keine kam im Maschinenraum an. „Es ist verrückt und unheimlich“, sagte Daxas.

„Wem erzählst du das? Wenn sich dort drüben wenigstens etwas rühren würde! Aber die grüne Kugel, die Flaschen und Kisten stehen da wie totes Gerümpel. Es ist nichts als Hohn. Aber der, der uns verhöhnt, sitzt vorn in diesem Spiel. Er weiß mehr über uns als wir über ihn.“

„Wer etwas weiß, hat auch ein Gehirn“, überlegte Praxlomza.

Nam-Legak wedelte bejahend.

„Das grüne Ding muss es sein. In ihm allein erkennt man Aktivität.“

„Bei Klono“, meldete sich Lisman. „Wenn es denkt, musst du es doch spüren. Wozu bist du Telepath!“

„Halbtelepath“, verbesserte Nam-Legak.

„Egal! Mit deinem Relais kannst du schon einiges ausrichten. Warum versuchst du nicht, an diesen Geist heranzukommen?“

„Iks und ich haben es immer wieder versucht. Bis auf das typische tropaische Durcheinander ist nichts festzustellen. Schon ein klarer Tropagedanke ist für uns sehr schwer zu interpretieren.“

„Okay, dann besorge dir einen klaren Tropagedanken von ihnen …“

Lismans ungehaltenem Ausspruch folgte ein kurzes Schweigen. Gleichzeitig schien es in ihren Köpfen aber auch geschaltet zu haben. Jedenfalls behaupteten Nam und Praxlomza später, als erster auf die Idee gekommen zu sein.

„Natürlich, man müsste es mit den Wurstmännchen versuchen. Wir werden Psröi heraufkommen lassen.“

Bannister brachte ihn selbst. Die Verwundeten waren fürs erste versorgt und in der Obhut eines Assistenten.

Auf der Brücke wurde eine Sechser-Batterie von Telepathierelais aufgebaut, und Nam-Legak begann eine Unterhaltung mit Psröi. Sie dauerte sehr lange. Schließlich wedelte der Proka heftig mit dem Arm und erklärte, dass Psröi endlich begriffen zu haben schien.

„Frage den Teufel, was er von uns will! Frage ihn, wo die vermissten Springer sind, unter denen sich Tsou befand!“

Psröi eröffnete das geräuschlose Zwiegespräch. Kurz darauf warf er sich zu Boden. Eine Zeitlang sah es aus, als beuge er sich in Demut vor seinem Gott, und Nam-Legak wusste sofort, dass die grüne Kugel die Situation für sich ausgenutzt hatte. Dann aber rollte sich Psröi wie wild auf dem Boden, stieß laute, unartikulierte Schreie aus, sprang auf und traktierte mit allen Vieren die Wände. Von dort sprang er auf die Armaturen.

Es war ein Amoklauf.

Lisman wartete nur drei Sekunden. Dann hatte er einen Lähmstrahler in der Hand und machte den Tropa unschädlich. Psröi fiel hart auf den Boden und blieb bewegungslos liegen.

Bannister sprang zu ihm hin und untersuchte ihn.

„Er lebt.“

„Hast du etwas anderes erwartet? Es ist eine leichte Lähmung, falls du nichts dagegen hast. Oder verlangst du vielleicht, dass ich ihn im Hyperraum navigieren lasse? Wir wären am Ende der Welt herausgekommen, wenn der Bursche auch nur einen Schalter berührt hätte.“

„Schon gut! Ich weiß deine Übertreibungen richtig einzuschätzen. Du hast wohl nichts dagegen, wenn ich Psröi ins Revier bringe und zu den anderen Kranken lege.“

„Durchaus nicht. Du kannst dann gleich Krut mitbringen.“

„Damit ihr mit ihm dasselbe anstellt?“

„Frage Nam-Legak. Wir richten uns ganz nach seinen Wünschen.“

Der Proka hatte keine Eile mit einem zweiten Versuchstier.

„Es würde nicht mehr als jetzt dabei herauskommen. Solange wir keine bessere Methode kennen, hat es keinen Sinn, auch Krut diesen Strapazen auszusetzen. Die Kugel hat Psröi telepathisch vollkommen unter Kontrolle gehabt. Und sie hat sich ihm als der Gott Tsou offenbart. Ich habe seine Demut gespürt und seine Sehnsucht, dem Pseudogott zu gehorchen. In diesem Zustand kann ein Tropa keine Hilfe für uns sein. Mit einem Nervenzusammenbruch erst recht nicht. Sieh zu, Forry, dass du diesen Kleinen wieder auf die Beine bekommst.“

Als Bannister mit Psröi gegangen war, rekapitulierte Nam-Legak: „Der Gegner hat sich zweifellos mit einem Energieschirm umgeben, der in etwa mit den Wänden des Maschinenraums übereinstimmt. Auch die kleinen bunten Kugeln dürfen wir als reine Energieerscheinungen ansehen. Ich glaube, das hat Iks auch schon erkannt.“

„Gewiss! Sonst hätte er das Schwerkraftmanöver mit der TRILANI niemals durchführen können“, versicherte Praxlomza.

„Wie nun, wenn wir selbst mit allen verfügbaren Energiequellen gegen den Maschinenraum vorgehen?“

„Schirm gegen Schirm. Du willst es auf eine Kraftprobe ankommen lassen?“

„Wenn alle Stricke reißen, ja. Diese geheimnisvollen Geräte mögen noch soviel Energie zur Verfügung haben, mit dem Reservoir unseres Raumschiffes werden sie es letzten Endes nicht aufnehmen können. Mich hält nur eins von dieser Kraftprobe ab. Unsere Antriebsaggregate könnten nämlich dabei zum Teufel gehen. Und die brauchen wir, solange wir nicht in tellurischem Gebiet sind, wo uns andere Schiffe helfen könnten.“

„Also auch keine Kraftprobe …“

Lärm unterbrach Nam-Legak. Er kam aus keinem Lautsprecher und wurde auch nicht im Kommandoraum verursacht. Im selben Moment flog das Schott auf.

Wenn Lisman überlegte, mit welcher Energie er Psröi gelähmt hatte, so war der Anblick um so verblüffender. Jeder Mensch wäre mindestens eine Stunde lang apathisch und vollkommen passiv gewesen. Der Tropa dagegen tobte wie nach einer Vitaminspritze. Er jagte auf Praxlomza zu, sprang an ihm hoch und versuchte ihn zu beißen. Jetzt hatte Psröi nichts mehr von einer Halbintelligenz an sich; er war entschieden ein Tier.

James Lisman schoss noch einmal.

Psröi ließ von seinem Opfer ab, heulte wütend auf und wandte sich dem Schützen zu. Der hatte keine Zeit, verblüfft zu sein, sondern musste den Bruchteil der Sekunde nutzen, um dem Einstellhebel für den Fokus mit dem Daumen einen unkontrollierten Stoß zu geben. Psröis verzerrtes Gesicht war dicht vor ihm, als ihm der zweite Schuss gelang.

Diesmal reichte die Energie.

Der Tropa krümmte sich im Sprung zusammen und stürzte hart auf den Boden. Lisman blieb sichernd vor ihm stehen, die Pistole im Anschlag. Er traute dem Wahnsinnigen noch immer nicht, denn schon der erste Schuss war stark genug gewesen, einen Tremikbären für zwei Minuten außer Gefecht zu setzen. Psröi dagegen hatte sich nur ein bisschen geschüttelt.

Auch Praxlomza zog die Waffe und stellte sich neben dem Tropa auf. Dann erst trat Doc Bannister ein. Er keuchte, als ob er schnell gelaufen wäre.

„Gott sei Dank! Ihr habt ihn. Ist er tot?“

„Es wäre deine Sache, das festzustellen. Aber ich glaube es nicht. Freilich habe ich ihm einen Schock höchsten Grades versetzt, doch bei Einstellung sechs hat er kaum Wirkung gezeigt. Ich weiß nicht, woher der Bursche die Widerstandskraft nimmt.“

Forry Bannister kniete neben der reglosen Gestalt. Sie gab willenlos nach, als er sie kräftig schüttelte, und rollte ein Stück zur Seite.

„Er ist tot, Kinder. Es besteht kein Zweifel.“ Wie wenig Lisman davon überzeugt war, zeigte er durch seine Haltung. Er behielt die Waffe in der Hand und näherte sich vorsichtig dem Leichnam. Schließlich schien er sich selbst überzeugt zu haben.

„Begreifst du das, Forry?“

„Das Ergebnis deines zweiten Schusses ist keineswegs unwahrscheinlich. Und wenn er beim ersten nicht schon gelähmt war, so beweist das, wie stark sein Wille im Wahnsinn wurde.“

„Wenn du als Arzt den Begriff Wahnsinn gebrauchst, so muss ich ihn medizinisch ernst nehmen und nicht als Redensart. Freilich gebe ich zu, dass Psröi absolut wahnsinnig wirkte, soweit ich das als Mensch beurteilen kann.“

„Er war es, James. Du weißt nicht, was inzwischen geschehen ist.“

„Yeah, das klingt aber sehr geheimnisvoll. Du kannst es getrost verraten. Nachdem wir unsere beiden besten Männer verloren haben, bin ich gegen weitere Überraschungen immun.“

Das klang zu optimistisch, um glaubhaft zu sein.

„Ich war unterwegs auf dem Flur mit Psröi allein. Ich musste ihn noch etwas stützen, weil er die erste Lähmung noch immer nicht überwunden hatte. Im zweiten Deck sahen wir uns plötzlich drei Kugeln gegenüber. Ich warf mich sofort zu Boden, obgleich das im Ernstfall wahrscheinlich nicht die richtige Methode ist, ihnen auszuweichen. Diesmal gelang es jedoch. Die Kugeln konzentrierten sich auf Psröi. Der blieb wie erstarrt stehen. Auch er hatte Glück. Wenigstens, was eine direkte Berührung mit den Kugeln betrifft. Sie umkreisten ihn vielleicht sechs oder sieben Sekunden lang. Dann verschwanden sie einfach durch die Decke. Als ich mich dem Tropa wieder nähern wollte, um ihn zu stützen, stieß er mich plötzlich zurück. Von diesem Augenblick an war er wieder wie bei seinem ersten Anfall. Schlimmer noch. Er rannte zur Brücke … Na ja, das andere wisst ihr.“

„Ich möchte sagen, wir wissen sehr wenig. Eine verrückt gewordene Halbintelligenz kam herein, und wir mussten sie töten. Aber wieso und warum das alles so ist, möchte ich gern noch erfahren, bevor vielleicht meine eigene Stunde schlägt.“

„Können die Kugeln ihn beeinflusst haben?“, fragte Praxlomza.

„Du meinst. Hypnose oder etwas ähnliches?“

Prax nickte.

„Es war Hypnose“, versicherte Nam-Legak, der sich während der aufregenden Augenblicke etwas im Hintergrund gehalten hatte. „Oder es war religiöser Fanatismus. Jedenfalls spürte ich genau den Willen, uns alle zu vernichten. Und diesen Wunsch hatte es bei Psröi bis dahin niemals gegeben. Die Kugeln haben ihn aufgehetzt. Ihr wisst jetzt, wie gefährlich die Kugeln sind.“

„Noch gefährlicher, als wir bisher ahnten.“

Diese letzten Worte kamen aus dem hinteren Teil der Kommandozentrale, in dem sich eigentlich niemand aufhielt. Und sie wurden in ihrem Rücken gesprochen, weil alle noch damit beschäftigt gewesen waren, auf den toten Tropa zu sehen.

Barnetts Stimme aber riss sie herum wie Marionetten an einer Schnur.

„Perry!“, stöhnte Praxlomza. „Bei Klono, Perry!“

Ein schwaches Geräusch war auch das Zeichen für Iks-Wol-Esaks Ankunft.

Er und Barnett schüttelten sich wie nach einer kalten Dusche. Sie wirkten benommen, und ihre Gesichter verrieten, dass sie Schmerzen hatten. Mehr aber noch wunderten sie sich über den feierlichen Empfang.

„Zum Teufel, was ist los mit euch?“, wurde der Captain sofort grob. „Natürlich besteht kein Zweifel daran, dass unsere Teleporterwesten versagt haben. Aber das ist wohl in erster Linie unser eigener Schaden. Ich habe mindestens zehn Sekunden so gut wie im Nichts gehangen. Und dieses Nichts war die Hölle. Hast du eine schmerzstillende Tablette da, Forry?“

Wie der Freund auf Barnett zuging, sah er aus wie ein Schlafwandler.

„Beim Weltall, Forry! Was für eine Epidemie ist hier ausgebrochen? Mit dieser getragenen Haltung seid ihr reif für die Oper.“

Es kam noch schlimmer.

Forrest J. Bannister fasste den Captain an beiden Schultern, als müsse er sich noch immer von der Realität dieses Augenblicks überzeugen. Dann kramte er schließlich bereitwillig in seiner Tasche und gab Barnett die gewünschte Tablette.

„Du scheinst wenigstens gesund zu sein, Perry, und außerdem keine Ahnung zu haben, was sich

während eurer Abwesenheit hier abgespielt hat.

„Was soll sich in zehn Sekunden abspielen? Ich sehe dort einen Tropa liegen. Und es interessiert mich freilich, was ihr mit ihm angestellt habt. Aber was hast du hier zu suchen, James? Du solltest mit deinem Trupp …“

Lisman hatte einen Sessel ergriffen und schob ihn dem Captain einfach hinter die Kniekehlen.

„Hier nimmst du erst einmal Platz! Und dann reden wir. Vorher darfst du einmal auf den Chronometer sehen, damit du über die genaue Zeit orientiert bist.“

Barnett gehorchte. Wie er dabei sein Gesicht im Zaum hielt, war eine Meisterleistung seiner Beherrschung.

„Okay! Ich ahne etwas. Es erging uns nicht besser als Daxas. Wenn eure Uhren stimmen, dann hat unser Telesprung eineinhalb Stunden gedauert.“

„Genau das sind die Tatsachen. Es wird dich nicht verwundern, dass man mich inzwischen gezwungen hat, offiziell das Kommando über die TRILANI zu übernehmen.“

„Es hätte in keinen schlechten Händen gelegen.“

„Danke für das Lob, Perry. Es war seit drei Jahren fällig. Aber jetzt hör zu, damit du über die letzten Ereignisse orientiert bist.

Lisman begann seinen Bericht. Er ließ sich mehrfach unterbrechen und von Bannister, Nam-Legak und Praxlomza Erläuterungen geben.

Iks-Wol-Esak dagegen mischte sich nicht ein einziges Mal ein. Er hörte bis zum Schluss geduldig zu. Dann erklärte er in seiner fast unpersönlichen Art: „Tsou kommt also langsam aus der Reserve. Ich denke, die Sache mit Psröi hat uns ein gutes Stück vorwärts gebracht.“

Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer

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