Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 49

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Daxas kam auf die Brücke, begleitet von vier Männern seines Trupps. Sie brachten drei Gefangene mit, die sich noch immer nicht vom Beschuss der Lähmstrahler erholt hatten.

„Legt sie auf die Seite dort und beobachtet sie genau. Wir wissen nicht, wie sie geistig eingestellt sind, wenn sie erwachen.“

Daxas musste sofort wieder zurück in die Decks, wo seine Leute mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren. Sie trugen dabei Schutzanzüge gegen die während des Kampfes entstandene Radioaktivität.

Unter den Menschen hatte es fünf Tote gegeben. Vier bei den Rebellen, einen bei Daxas’ Leuten. Außerdem waren sieben Roboter vernichtet worden.

Der Trupp arbeitete mit der Strahlungsdusche, der sogenannten „Gießkanne“, mit deren Hilfe radioaktive Gebiete kleineren Ausmaßes innerhalb weniger Minuten wieder strahlungsfrei gemacht werden konnten.

„Eine schöne Schweinerei“, kommentierte Praxlomza die Aufräumarbeiten. „Sie werden nicht besser dadurch, dass man am Bildschirm zuschauen kann. Das gibt ein gehöriges Stück Arbeit, bis alle Wände wieder repariert sind.“

„Du sprichst, als hätten wir den Kummer hinter uns“, sagte Barnett.

Praxlomza machte ein optimistisches Gesicht, das ihn beneidenswert jung erscheinen ließ. „Weißt du, Perry, das war ein durchaus konventionelles Gefecht. Das grüne Gehirn hat sich ein paar von unseren Leuten geholt, sie verführt und gegen uns aufgehetzt. Wenn das alles ist, was es uns zu bieten hat… Wir sind schließlich die Sieger geblieben.“

„Es gibt noch keinen Sieger, fürchte ich, Prax.“

„Es gibt wahrhaftig keinen Sieger“, bestätigte Iks-Wol-Esak.

Diese rhetorische Einkreisung machte Praxlomza wütend.

„Natürlich, ihr zwei müsst ja zusammenhalten. Nennt man das Zweckpessimismus oder reine Wahrheit?“

Der Proka kroch von dem Hocker herunter, von dem aus er die Bildschirme bedient hatte, und trat unter die Menschen. Mit einer weit ausholenden Bewegung zeigte er auf den besinnungslosen Recheningenieur.

„Bellinski habt ihr wohl vergessen?“

„Bellinski hat einen Rappel bekommen, weil grad an Bord überall so männlich herumgeschossen wurde“, behauptete Praxlomza. „Ihr wisst doch alle, dass der ein paar Minderwertigkeitskomplexe abzureagieren hat. Und das tat er halt heute im ungeeignetsten Augenblick.“

„Deine Psychologie ist nicht ganz von der Hand zu weisen, Prax. Aber ohne den feindlichen Stachel im Gehirn hätte er sich immer noch vorsichtiger ausgedrückt. Auf keinen Fall hätte er Perry mit Mord gedroht. Nein, nein, es steht für mich vollkommen fest, dass Bellinski ein Opfer Tsous geworden ist.“

„Natürlich, ab heute ist Tsou an allem schuld.“

„Irrtum! Es waren Kugeln hier im Raum. Nur für eine ganz kurze Zeit schwebten sie über Bellinskis Kopf. Dann waren sie durch die Wand verschwunden.“

„Ach nein! Und ausgerechnet du allein hast sie gesehen?“

„Du hast halt nicht aufgepasst, Prax. James und der Captain waren ja mit dem Lift unterwegs.“

Barnett verlangte, dass Iks das genauer erzähle. Viel mehr konnte er allerdings nicht sagen. Die Kugeln – es waren nur drei – kamen, blieben etwa vier bis fünf Sekunden und verschwanden dann wieder.

„Während wir uns über den Kampf in den Decks die Köpfe zerbrachen, habe ich mich nebenbei schon lange gefragt, weshalb das grüne Gehirn nicht einfach gegen uns die Kugeln einsetzt. Es wäre doch naheliegend gewesen, uns alle auf einmal zu seinen Marionetten zu machen. Aber natürlich muss die Sache noch einen Haken haben.“

„Ich wette, sie hat eine Menge Haken“, bekräftigte Barnett die Feststellung seines Freundes rau und freudlos. „Was Tsou – oder wie wir dieses grüne Kugelgehirn nun nennen wollen – bisher gezeigt hat, muss uns auf jeden Fall zur Vorsicht raten lassen. Er ist uns zweifellos in vielem überlegen. Und das kann ins Auge gehen. Andererseits unterlässt er Aktionen, die jeder von uns an seiner Stelle schon durchgeführt hätte.“

„Jetzt halte bitte die Luft an, Perry“, unterbrach Lisman. „Solange die Gefahr besteht, dass Tsou mithört, würde ich mich vorsichtiger ausdrücken. Sonst fängt er nämlich in der nächsten Minute gleich mit alldem an, was er nach deiner Meinung bisher versäumt hat.“

„Das Risiko müssen wir auf uns nehmen“, ergriff Iks-Wol-Esak Barnetts Partei. „Ich sagte ja bereits ganz offen, dass es mich wundert, wie wenig Tsou die kleinen Kugeln gegen uns einsetzt. Ich bin allerdings überzeugt, dass er seine bestimmten Gründe dafür hat. Was in unseren Augen Unterlassungssünden sind, kann bei ihm Absicht sein. Auf keinen Fall halte ich ihn für dumm.“

„Vielleicht liegt es daran, dass er anders denkt“, überlegte Barnett. „Du hast mit Forry einstimmig erklärt, dass die Tropas ein für uns recht krauses Vorstellungsvermögen haben. Eine kybernetische Zivilisation auf ihrem Planeten dürfte ähnlichen Denkgewohnheiten unterliegen.“

„Freilich, das stimmt schon“, gab Iks-Wol-Esak zu, „aber das Ziel beider Denkrichtungen ist die Logik. Obwohl auch jede Logik mehrwertig ist, müssen sich hier am Ende doch Übereinstimmungen ergeben.“

„Bei Klono! Es wird wieder einmal wissenschaftlich!“

Lisman und Praxlomza waren sich in dieser Beziehung einig. Sie wirkten beide unruhig und nervös. Und zwar weniger wegen der gerade überstandenen Aufregungen, sondern weil sie fürchteten, dass man mit solchen ausführlichen Gedankenspekulationen nur kostbare Zeit versäumte. Sie wussten allerdings auch, dass Barnett und Iks-Wol-Esak sich über die Notwendigkeit solcher Gespräche einig waren. Perry Barnett konnte zweifellos schnell handeln, wenn es der Augenblick verlangte. Er wusste aber auch gern, woran er war, und versäumte keine Gelegenheit, die Gründe rätselhafter Sachverhalte zu erforschen. Wenn er mal ins Dozieren kam, pflegte er oft zu sagen: „Taktik ist eine Sache, die jeder von euch im Instinkt und in den Knochen haben muss. Strategie dagegen ist Wissenschaft und muss erforscht werden. Wenn ihr jemals nach einer falschen Strategie marschiert, kann ich nur noch hoffen, dass euch das Schicksal gnädig ist.“

Barnett hatte sich inzwischen den Bildschirmen zugewandt. Für einen interessierte er sich besonders. Es war das Gerät, das das Innere des Maschinenraumes zeigte.

Dort hatte sich noch immer nichts gerührt. Das grüne Gehirn, die kastenartigen Behälter und die Flaschen lagen regungslos da, wie man sie zum Zweck des Gravosatzes hingepackt und zusammengebaut hatte. Nicht einmal die komplizierten Drahtverbindungen, die Iks-Wol-Esak nachträglich geschaffen hatte, waren verändert worden. Das alles sah weit mehr nach einem Stillleben aus einer Gepäckaufbewahrung aus als nach dem Hauptquartier eines tödlichen Gegners.

„Vielleicht betrachtet uns das grüne Gehirn gar nicht als Feind“, wagte Praxlomza eine Vermutung, wobei allerdings der Wunsch der Vater des Gedankens war. Iks-Wol-Esak räumte ein, dass eine solche Möglichkeit durchaus bestünde. Es wäre nur falsch, sie überhaupt in Erwägung zu ziehen. Immerhin waren die Toten des Gefechts im dritten Deck eine eindeutige Mahnung. Und selbst wenn sie das Opfer eines Missverständnisses geworden waren, so änderte doch nichts etwas an der Tatsache, dass sie tot waren.

„Tsou hat uns ausgesperrt“, griff Barnett den Faden auf, bei dem Lisman ihn unterbrochen hatte. „Er hat sogar einen Energieschirm errichtet, der die fünfdimensionale Existenzform abweist. Wir können also weder auf normalem Wege noch durch Teleportation den Maschinenraum betreten. Trotzdem ist die Absperrung nicht vollständig. Wir können zum Beispiel das ganze dritte Deck noch optisch von hier aus kontrollieren.“

„Er hat es nicht nötig, sich weiter abzusichern“, kalkulierte Iks-Wol-Esak, „die für uns bedrohlichen Vorgänge spielen sich im Inneren der Geräte ab. Wir wissen nicht einmal, wo sich die kleinen Kugeln befinden. Ob sie überhaupt existieren oder ob Tsou sie bei Bedarf jedes Mal erzeugt. Die Sache hat einen Haken, und dabei bleibe ich.“

„Dann finde ihn, ehe man dich daran aufhängt“, riet Lisman.

„Ich will es versuchen. Allerdings, wenn Tsou nach wie vor unsere Gedanken kontrolliert und

dieses ganze Gespräch mit anhört, so müssen wir ihn irreführen.“

„Und diese Irreführung muss gelingen, obgleich er weiß, was unsere Absicht ist“, sagte Barnett trocken und sachlich, als zweifele er keinen Moment daran, dass so etwas möglich sei.

„Ganz recht“, versicherte der Proka. „Du hast vorhin selbst eine solche Taktik mit Erfolg praktiziert. Als ihr mit dem Lift ins dritte Deck fahren wolltet, hast du allerhand krause Gedanken in deinem Gehirn aktiviert. Dadurch wurde Tsou verwirrt und konnte nicht sofort sagen, was davon Bluff war und was den Tatsachen entsprach. Auf diese Weise habt ihr Frigos Leute mit Erfolg im Rücken angreifen können. Ähnlich müssen wir es jetzt machen.“

„Wie auf dem Jahrmarkt komme ich mir vor. Ich habe mal ein Buch über Taschenspielertricks gelesen“, kam Lisman vom Thema ab. „Ich bin aber damit nicht zu Ende gekommen, weil ich mir solche Sachen lieber von anderen vorführen lasse.“

„Schon gut“, winkte Barnett ab. „Jetzt lass endlich Iks zur Sache kommen, falls er uns etwas darüber erzählen will.“

„Ich muss es tun“, sagte der Proka. „Denn es ist notwendig, dass du meinen Plan als Kommandant akzeptierst.“

„Und das grüne Gehirn hört mit …“

„Soll es, mein Junge! Denn unser Plan ist ja darauf aufgebaut, dass es mithört. Es muss zum Beispiel damit rechnen, dass er gar nicht durchgeführt wird, dass wir uns plötzlich eines anderen besinnen und das Gegenteil davon tun. Führen wir ihn aber doch durch, so hat Tsou keine Chance, uns später noch beizukommen.“

„Jetzt werde ich langsam neugierig“, sagte Praxlomza aufgeregt. „Du wirst uns jetzt also einen Plan entwerfen, der gar keiner ist?“

„Unsinn! Natürlich ist es ein Plan. Nur weiß ich nicht, ob wir ihn durchführen. Denn wenn ich es wüsste, wüsste es auch Tsou. Und das muss ja verhindert werden.“

„Okay, ich halte jetzt den Mund, damit du endlich reden kannst.“

„Well, die Beurteilung unserer Lage hat bei dem Grundsätzlichen anzufangen. Das gilt für uns genauso wie für Tsou. Die TRILANI befindet sich im Hyperraum. Sie hat den Zielimpuls direkt beim Start in den Hyperraum bereits erhalten, so dass zum Zwecke einer richtigen Navigation keinerlei Veränderungen vorgenommen werden dürfen. Soweit wir das beurteilen können, ist derlei auch noch nicht geschehen. Selbst wenn Tsou dazu in der Lage sein sollte, glaube ich auch nicht, dass er davon Gebrauch machen wird. Denn er dürfte doch Schwierigkeiten haben, unsere Technik so genau zu beherrschen. Wir dagegen sind mit unseren Geräten so vertraut, dass wir uns auch Kursänderungen im Hyperraum erlauben können. Ich schlage also vor, dass die drei Beiboote sofort die ganze Programmierung des Bordgehirns der TRILANI auf ihre Elektronen-Robots übernehmen. Gleichzeitig müssen alle Besatzungsmitglieder die Beiboote besteigen, so dass wir zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt die TRILANI verlassen.“

„Bei Klono! Wir sollen das beste und größte Schiff in der ganzen Galaxis aufgeben?“

„Wenn wir unser Leben retten wollen, bleibt uns nichts anderes übrig. Die drei Beiboote werden lediglich einen geringen Fehlimpuls erhalten, damit sie sich weit genug vom Mutterschiff entfernen.“

„Aber dann stimmt unsere ganze Navigation nicht mehr“, gab Praxlomza zu bedenken.

„Wir werden Korrekturen vornehmen. Das wird freilich eine komplizierte Rechnung geben, aber mit den Unterlagen der Elektronengehirne wird es ohne Weiteres gehen. Es kommt auch nicht darauf an, ob sich unser Transitionspunkt um einige Lichtjahre verschiebt. Wenn wir beispielsweise im Sirius-Sektor materialisieren und Tsou abgeschüttelt haben, können wir getrost behaupten, gerettet zu sein. Meinetwegen steuern wir auch Poldini an. Ein Drittel und etwas mehr vom ganzen Milchstraßensystem steht uns zur Verfügung, um irgendwo unterschlüpfen zu können. Mit solchen Kleinigkeiten brauchen wir uns also gar nicht aufzuhalten. Die Aufgabe heißt: Tsou muss weg! Und wenn dabei die TRILANI mit draufgeht.“

„Ganz recht“, nickte Perry Barnett. „Dieses Schiff ist mein Privateigentum. Ich bin niemandem Rechenschaft darüber schuldig, wenn wir es verlieren.“

„Du vergisst die Versicherungsgesellschaft.“

„Mit der werden wir schon klarkommen. Also, Iks, was hast du uns noch zu sagen?“

„Eigentlich nichts mehr. Uns trennen noch zwölf Tage vom Transitionspunkt. Um Tsou die Sache etwas schwieriger zu machen, wollen wir den Termin des Ausschleusens noch nicht festlegen, aber ab sofort sollten Übungen mit der Besatzung durchgeführt werden. Übungen, die im Ernstfall sofort als endgültige Maßnahme anzusehen sind.“

„Gut“, nickte Barnett. „Ich werde ab sofort zwei volle Wachen auf den Beibooten stationieren.“

„Nicht nur das. Du lässt sie eine Stunde später wieder ins Mutterschiff umziehen. Durch die Praxis muss Tsou verwirrt werden. Er darf nicht wissen, woran er ist. Trotzdem muss Deck drei nach wie vor unter strenger Bewachung bleiben.“

„Dafür nehmen wir in erster Linie die Kampfroboter. Ich denke, wir bitten alle Offiziere auf die Brücke für die Befehlsausgabe.“

„Well“, sagte Iks-Wol-Esak. „Ich werde mich inzwischen um die Elektronengehirne kümmern, damit auch die Beiboot-Geräte sofort programmiert werden. Es genügt, wenn mir Nam und Bellinski dabei helfen.“

Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer

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